100 Jahre Haus Lüghausen

Historisches Gebäude in Hoffnungsthal

100 Jahre Haus Lüghausen

Seit 28. November 1985 steht es unter Denkmalschutz und ganz ohne Umzug bekam es im Laufe seiner 100-jährigen Geschichte eine neue Adresse: die Hauptstraße Nummer 219.

Schlüter, der als Architekt selbst viele Häuser entworfen hat, fühlt sich dem baulichen Juwel sehr verbunden und möchte es für seine Kinder und Enkelkinder als historisches Vermächtnis erhalten. Hier hat er seine Kindheit verbracht und trotz aller Entbehrungen »eine richtig glückliche Zeit erlebt«.

Nach der Brandkatastrophe beauftragten seine Großeltern den bekannten Kölner Architekten Franz Brantzky mit dem Wiederaufbau. Neben zahlreichen Villen entwarf Brantzky auch das Ostasiatische Museum sowie den Römerbrunnen in Köln und übernahm in den 30er-Jahren unter anderem die Gesamtbauleitung des Kölner Rosenmontagszuges. Nach seinen handgezeichneten Bauplänen entstand in nur einem Jahr das »Haus Lüghausen«. Die Rösrather Firma Christian Runkel baute das Gemäuer mit Lindlarer Grauwacke, verschieferte den neu entworfenen Erker samt Turm und schuf auf drei Stockwerke verteilt reichlich Platz für die gesamte Großfamilie plus Gesinde. Es war ein finanzieller Kraftakt für die frisch verheirateten Großeltern und Schlüter weiß aus Erzählungen, »dass sie bis nach dem Zweiten Weltkrieg daran abzahlen mussten«.

Glücklicherweise blieb das Haus von Bomben und Granaten verschont. Nicht so jedoch die Brücke, die kurz vor Kriegsende von deutschen Pionieren gesprengt wurde, um den Einmarsch der Amerikaner zu verhindern. Für die Bewohner jenseits der Brücke gab es nur noch einen kleinen Holzsteg an der Weide, der bei Hochwasser aber nicht passierbar war. »So hatten wir tagelang keine Schule«, erinnert sich Schlüter, »aber auch keine Schulspeisung.«

Für den heute 75-Jährigen und seine zwei Brüder war das Leben im »Haus an der Brücke« ein bisschen wie das Paradies. Die gesamte Großfamilie wohnte in den ersten beiden Etagen: Großeltern, Schlüters Eltern Elfriede und Walter, seine zwei Brüder, Tanten, Onkel und Cousinen. Im Dachgeschoss kamen Melker, Fuhrmann, Bäcker und Hausangestellte unter. Auch die Lehrerfamilie Carl Peters fand noch Platz. Im Erdgeschoss gab es eine Bäckerei und einen Kolonialwarenladen, um den sich neben dem Landwirtschaftsbetrieb in erster Linie Schlüters Großmutter kümmerte. »Angefangen von Brot, über Heringe, einen Sack Salz bis hin zu Persil gab es da alles«, erinnert sich Schlüter und verrät, »dass man bei der Oma immer was zum Naschen stibitzen konnte«. Erst kurz vor ihrem Tod 1957 wurde das Geschäft aufgelöst. Schlüters Mutter und deren Geschwister erbten das Haus und hielten es bis heute im Familienbesitz.

Inzwischen beherbergt das Haus die Kanzlei eines Rechtsanwaltes, vier Wohnungen und das Architektenbüro von Kurt Schlüter selbst. Als neuer alleiniger Eigentümer will Schlüter das Haus im Innenbereich umfassend renovieren und für die kommenden Generationen als modernes, mit Leben erfülltes Denkmal erhalten. (Petra Stoll-Hennen)