Volkskrankheit Darm-Divertikel
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Volkskrankheit Darm-Divertikel

Männer und Frauen sind gleich häufig betroffen. Menschen in Entwicklungsländern sind deutlich seltener betroffen – sobald sie nach Europa einwandern, gleicht sich deren Risiko dem hiesigen an. Experten vermuten daher, dass der westliche Ernährungs- und Lebensstil Divertikel auslösen kann: ballaststoffarme Kost, häufiger Verzehr von rotem Fleisch, Übergewicht und mangelnde Bewegung. Möglicherweise besteht auch eine erbliche Veranlagung.

Divertikel finden sich meist im s-förmig verlaufenden letzten Teil des Dickdarms im linken Unterbauch. Setzt sich dort in Darm-Ausstülpungen Stuhl fest, kann dies zu einer Entzündung führen – das passiert aber nur sehr selten. Nur 15 von 100 Menschen mit Darm-Divertikeln klagen über Schmerzen im Unterbauch, Blähungen und Stuhlunregelmäßigkeiten. Und nur in fünf von 100 Fällen gibt es schlimmere Beschwerden: Divertikel können sich dann so entzünden, dass es wie bei der Blinddarmentzündung schlimmstenfalls zu einem Darmdurchbruch kommen kann. Besonders gefährdet sind Menschen, die Medikamente benötigen, die das Immunsystem beeinflussen, zum Beispiel Cortison bei Rheuma-Erkrankungen.

Um die Entstehung von Divertikeln zu vermeiden, werden ballaststoffreiche Kost mit viel Obst und Gemüse, das Vermeiden von Übergewicht sowie regelmäßige Bewegung empfohlen. Einen Schutz vor einer Entzündung bereits bestehender Divertikel bietet das nicht.

Zeichen einer Divertikulitis sind starke Schmerzen im linken Unterbauch und Entzündungsmerkmale im Blut. Weniger typisch sind Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung, Durchfall oder Probleme beim Wasserlassen.

Eine weitere mögliche Komplikation ist die Divertikelblutung. Das kann vor allem bei Menschen problematisch sein, die Medikamente zur Blutverdünnung oder diverse Schmerzmittel einnehmen.

Allergien, hoher Blutdruck, Erkrankungen der Herzkranzgefäße, Schilddrüsenunterfunktion und Erhöhung der Blutfette oder Harnsäure scheinen das Auftreten einer Divertikel-Krankheit zu begünstigen.

Oft verläuft die erste Entzündung ohne Vorwarnung, viele Patienten erleiden aber keinen weiteren Schub mehr. Deshalb wird heute die Entscheidung zur Operation auf den Einzelfall abgestimmt.

Dabei wird der s-förmig verlaufende Teil des Darms entfernt – das sind ungefähr 30 Zentimeter. Ein künstlicher Darm­ausgang ist nicht erforderlich.

Leichte Entzündungen behandelt der Hausarzt ambulant mit Schmerzmitteln und Antibiotika. Experten befürchten allerdings, dass Antibiotika zu häufig eingesetzt werden – insbesondere dann, wenn es sich nur um eine Verdachtsdiagnose handelt und keine weiteren Untersuchungen erfolgen.

Während im akuten Fall Ultraschall und Computertomografie eingesetzt werden, sollte im Intervall eine Darmspiegelung erfolgen, um andere Erkrankungen auszuschließen. Wichtig ist es außerdem, Reizdarm-Beschwerden abzugrenzen, um unnötige Behandlungen zu vermeiden. Denn: Darm-Divertikel sind viel häufiger als eine Divertikel-Krankheit.