Kinder als Kollateralopfer

Seit Monaten schlagen die Kinderärzte Alarm. Immer mehr Babys mit Schütteltraumata werden in den Praxen und Notambulanzen zur Behandlung gebracht. Immer mehr Kinder mit mehrfachen Knochenbrüchen, die durch Verprügeln und nicht durch Stürze vom Klettergerüst entstanden, müssen notfallversorgt werden. Fälle von häuslicher Gewalt gegen Mütter und Kinder mehren sich. In unserer Rösrather Praxis haben wir bei der Abrechnung zu unserer Erschütterung feststellen müssen, dass April bis Juni 2020 das arbeitsreichste Quartal in unserer 25-jährigen Geschichte war, obwohl die üblichen Standardanfragen nach Lernschwächen oder schulischen Verhaltensstörungen viel weniger als sonst vorkamen. Wir haben täglich mehrfach mit Familien am Rande des Zusammenbruchs gearbeitet, die zum Glück frühzeitig um Hilfe baten.

Familien werden zerrieben zwischen Homeoffice, Homeschooling, Kinderbetreuung, Kurzarbeit und Lockdown. Die finanziellen Sorgen wachsen täglich. Um die Generation der Silver Ager zu schützen, werden skrupellos den Kindern alle Möglichkeiten von Kinderspielplatz über Sportverein bis zur Tagesbetreuung von heute auf morgen genommen und die Familien werden auf manchmal engstem Wohnraum interniert, weil es keine anderen Möglichkeiten der sinnvollen Tagesgestaltung mehr gibt. Kein Wunder, wenn viele Eltern einen Lagerkoller bekommen, bei manchen leider alle Sicherungen durchbrennen und ihre Kinder gewaltsam »stille machen«. Leider hat die Versorgung der Bevölkerung mit Toilettenpapier mehr Systemrelevanz als die Versorgung von unseren Kindern. So weit zur Wertschätzung der »Generation Zukunft«.

Bleiben Sie nachdenklich! Ihr Team der jugendpsychiatrischen Praxis Rösrath!