Hoffnungsthaler Freibad

»Wasser Marsch!«

Hoffnungsthaler Freibad

Die einzige echte Anrainerin lebt damit prima. »Das Freibad ist für mich schließlich mein zweites Zuhause.« Ob vom Küchen- oder Wohnzimmerfenster aus, im Schlafzimmer oder Bad, überall hat sie einen privilegierten Blick auf die grüne Wasseridylle. Der Lärm der Badenden im Sommer hat sie noch nie gestört und auch Baulärm und Staub, die seit Monaten vom Gelände zu ihr hinüberdringen, nimmt sie gelassen. Schließlich sei sie über alles informiert worden.

Die einzelnen Bauphasen der großen Freibad-Sanierung hat Koll sogar Bild für Bild festgehalten, als wäre es ein Stück ihres eigenen Heimes.

Der Startschuss fiel am 27. August 2007. 2,1 Millionen Liter Wasser wurden abgelassen, die Fliesen aus dem Becken gestemmt. Im September war das Unterste schon zuoberst gekehrt. Fleißig rackerten bisweilen 30 Arbeiter der verschiedensten Gewerke nacheinander, manchmal auch parallel, um einen ehrgeizigen Terminplan zu erfüllen. Die Stadtwerke Rösrath, Eigner des Freibads, hatten die fällige Sanierung zügig in Angriff genommen. Schließlich musste dringend etwas getan werden, vor allem an der Wasseraufbereitung. Die Becken stammten noch von 1966, Teile der Technik ebenfalls. Stadtwerke-Direktor Ralph Hausmann ist zufrieden mit dem Verlauf der Baumaßnahmen. Unter der argusäugigen Aufsicht vom Stadtwerks-Vize Michael Rickert blieb man nur 14 Tage hinter dem Plan zurück, ist aber mit der veranschlagten Summe von drei Millionen Euro ausgekommen. Schuld an der leichten Verzögerung hat die schöne breite Rutsche, auf der man demnächst sanft ins Nichtschwimmerbecken gleiten kann und die – typisch fürs Bergische –mit Bruchsteinen eingefasst ist. Sie kam im Ganzen, musste ergo als Sondertransport über die Straßen von drei Bundesländern gefahren werden, und das hieß Genehmigungen einholen. »So etwas dauert«, seufzt Hausmann.

Oberhalb der Rutsche wurde die Terrassenform des Geländes aufgenommen und mit Bruchsteinmauern noch betont. Die Becken darunter wirken in ihrem neuen hellen Edelstahl-Look wie eine große Seenlandschaft. Das Schwimmerbecken hat natürlich seine 50-Meter-Bahnen behalten. Im 20 Meter langen Stehbereich lässt sich an heißen Tagen gut gekühlt klönen. Und mancher, der sich auf den Stufen niedersetzt, wird eine kleine Brandung fühlen, denn Wasser perlt aus Löchern hervor.

Solche Effekte gab es 1937, als das Freibad eingeweiht wurde, nicht. Aber für Hella Koll war es schon damals eine Oase der Kindheit, und für ihren Sohn Sören später auch das zweite Zuhause. Die Familie, deren Haus schon 1932 errichtet wurde, erhielt für das Freibad einen Schlüssel, mit dem Hella Koll noch heute die große Gartenpforte öffnet, um vom eigenen Grundstück ohne Umwege über den offiziellen Eingang als Erste morgens in die Fluten zu tauchen. »Ich bezahle aber immer, schon aus Prinzip«, betont sie. An die Situation, die zum schon erwähnten Foto führte, erinnert sich die flotte 70erin mit dem Hang zur weißen Kleidung und dem markanten Dutt auf dem Kopf übrigens noch gut. Damals war sie von zu Hause ins Freibad ausgebüchst, ohne die Hausschuhe auszuziehen. Das passiert ihr heute natürlich nicht mehr. Aber sie wartet auch schon ungeduldig darauf, dass »ihr« Freibad wieder eröffnet wird. Ab 7. Juni können sich alle ein Bild vom neuen Glanz des Bades machen. Eine positive Resonanz haben Ralph Hausmann und Michael Rickert schon bekommen, von Nachbarin Hella Koll. Sie findet das »neue alte« Freibad hinter ihrer Gartentür einfach schön. (Sigrun Stroncik)