Holger Wondratschek

Menschen in Rösrath

Holger Wondratschek

Während unseres Gesprächs wird er rund ein Dutzend Mal von hereintrudelnden Heranwachsenden begrüßt, er grüßt ebenso zurück und kennt dabei jeden beim Namen, ob Stammgast oder Gelegenheitsbesucherin. »Erziehen fängt bei Kleinigkeiten an«, sagt er. »Wir begrüßen uns mit Namen, das holt aus der Anonymität heraus.« Dass das JUZE ein Raum des sozialen Lernens ist, steht für Holger Wondratschek völlig außer Frage. Es erfüllt eine Mittlerfunktion zwischen Clique und Erwachsenenwelt. Dabei geht es vor allem um Beziehungsarbeit und die gründet auf Verlässlichkeit, Konstanz und echtem Interesse, etwas das die Heranwachsenden selbst in ihren Elternhäusern nicht immer erfahren.

Als »öffentlichen Vater« würde sich Holger Wondratschek trotzdem nicht bezeichnen, das sei ihm viel zu pathetisch. In den Augen der Jugendlichen ist der 35-jährige Diplom-Sozialarbeiter sowieso eher ein »Opa«, einer der für sie Partei ergreift, ohne ihnen alles durchgehen zu lassen. Wird der Lärmpegel zu hoch, reizt einer seine Grenzen zu sehr aus, wird ein Machtwort gesprochen. Ansonsten entsteht der soziale Raum JUZE im Dialog und durch das Mitgestalten. Was zeichnet eigentlich diesen Lebensabschnitt »Jugend« aus, frage ich.

»Innerhalb eines gewissen Rahmens darf Jugend ein Stück narrenfrei sein, muss sich ausprobieren, Grenzen ausloten«, antwortet Holger Wondratschek leidenschaftlich. Auch er spürt bei seinen »Gästen« viel Zukunftsangst, bemerkt an den »wuseligen und lauten Tagen«, wie sehr sie medialer Reizüberflutung ausgesetzt sind. Doch Jugendliche müssen gerade bei Problemen umso mehr gewollt werden – das JUZE bietet da einen Ort, der sich ihnen öffnet.

Die Arbeit an der Basis ist Holger Wondratschek wichtig, aber er muss ebenso konzeptionelle wie administrative Arbeit leisten, um die Katholische Freizeitstätte »am Laufen zu halten«. Pädagogische Programme weiterentwickeln, die Stadtranderholung vorbereiten und ja, auch das – Gelder besorgen. Im Oktober soll das JUZE an den neuen Standort unterhalb des Freiherr-vom-Stein-Schulzentrums in die umgebaute ehemalige belgische Grundschule ziehen. »Wir wollen mit einem erweiterten Angebot unsere größere Nähe zu den Schulen ausspielen«, betont Holger Wondratschek. Eine neue Herausforderung auch für ihn. Doch wenn in völlig verregneten Ferien, bei wirklich scheußlichem Wetter, nach 14 Tagen Stadtranderholung die Kinder über beide Ohren strahlen, weiß Holger Wondratschek, warum er für das JUZE arbeitet. (Sigrun Stroncik)

3 Fragen an Holger Wondratschek

Was mögen Sie besonders an der Stadt Rösrath?
Wondratschek: Ich schätze die geografische Lage. Rösrath ist wirklich eine Kleinstadt im Grünen. Wenn ich über die Allee an der Sülz von Bonn kommend zur Arbeit fahre, entfaltet sich der ganze Charme der Sülzkommune.

Was würden Sie gerne in Rösrath ändern?
Wondratschek: Ich möchte den Dialog zwischen Jugendlichen und Erwachsenen am Leben halten. Daran muss eigentlich immer weiter gearbeitet werden. Außerdem wünsche ich mir, dass die Menschen dieser Stadt wieder einen offeneren Blick für die guten Dinge, die sie hier haben, bekommen und sie wieder schätzen lernen.

Verraten Sie uns Ihren Lieblingsplatz in Rösrath?
Wondratschek: Ganz klar, das JUZE und das Schloss Eulenbroich mit seiner wunderbaren Parkanlage. Ich liebe aber auch die Sülzauen und den Lüderich. Überhaupt ist es schön, an einem Fluss zu leben.