Menschen in Rösrath
Wolfgang Wasser
Der Volksschule in Hoffnungsthal folgten neun Jahre (trotz Kurzschuljahr wurden es bei mir so viele) am AMG in Bensberg. Unser Rösrather Gymnasium gab es ja zunächst noch nicht! Mein Berufswunsch: Sportjournalist; hatte ich doch schon mit zwölf ganze Fußballreportagen auf Tonband gesprochen. Und immer siegte der 1. FC Köln. Doch folgsam studierte ich zunächst etwas »Vernünftiges«, also Germanistik und Geschichte. Das neue »Hineinschnüffeln« in die Schule – damals während des Studiums noch absolut freiwillig – ließ mich aber umdenken. Der Lehrerberuf war keine Verlegenheitslösung. Das Referendariat verschlug mich 1975 zur Realschule in Engelskirchen Ründeroth, wo ich nach dem zweiten Staatsexamen noch weitere 20 Jahre blieb.
1997 durfte ich dann zur Realschule in Rösrath. Ich wollte meiner pädagogischen Arbeit in der Gemeinde nachgehen, wo ich mich auf so vielfältige Weise zu Hause fühlte. Warnungen wie »Besser nicht da Lehrer sein, wo man wohnt« schlug ich in den Wind und habe das nicht bereut. Sicher, es ist nicht einfach, die Lehrer-Rolle abzulegen (Frage vor dem Gemüsestand: »Macht der... denn jetzt seine Aufgaben wieder regelmäßig?«). Aber Popularität dieser Art kann auch als stetig neuer Ansporn dienen.
Seit zwei Jahren übe ich an der Schule das Amt des Zweiten Konrektors aus, wobei die Kooperation mit den Rösrather Grundschulen einen Schwerpunkt meiner Arbeit bildet, was mir aufgrund meiner Ortsverbundenheit und -kenntnis besonders viel Spaß macht. Und ich leite seit vielen Jahren die Arbeitsgemeinschaft Theater.
In meiner Freizeit trat seit Beginn der Neunzigerjahre immer mehr das Theaterspiel in den Vordergrund. 1993 wurde Rösrath 1100 Jahre alt und auf Initiative des Geschichtsvereins erarbeitete ich mit der Journalistin Barbara Cepielik das an historische Geschehnisse anknüpfende Stück »Vorstände, Missstände und andere Umstände« für etwa 200 Mitwirkende. Der große Erfolg veranlasste die Hauptdarsteller weiterzumachen mit Theater in Rösrath – die »Bühne 11- hundert« war entstanden, deren Ensembleleiter ich seitdem bin. Vierzehn Theaterprojekte waren es bislang. Besonders schön ist, wenn es – wie mehrfach schon – gelingt, junge Menschen in unser Ensemble zu integrieren, die an ihren Schulen Gefallen am Theaterspiel gefunden haben.
Als die für mich persönlich bislang beglückendste Zusammenführung der Theater- und Schultätigkeit empfand ich, als zahlreiche Schulklassen aus Rösrath und Umgebung unsere Aufführung von Dürrenmatts »Die Physiker« besuchten.
Im November präsentieren wir übrigens unser nächstes Stück, die englische Komödie »Ausgerechnet du!« von Derek Benfield – ein klassisches Boulevardstück reinster Prägung. Und noch etwas: Wir würden uns über Verstärkung freuen, vor allem über männliche, Alter nebensächlich! (Wolfgang Wasser, Konrektor der Rösrather Realschule und Leiter des Theaterensembles Bühne 11-hundert)
3 Fragen an Wolfgang Wasser
Was mögen Sie besonders an der Stadt Rösrath?
Wasser: Die zum Teil (noch) erlebbare Natur bei gleichzeitiger Großstadtnähe. Das relativ große und niveauvolle Kulturangebot. Die kollegiale und schülerorientierte Kooperation zwischen den weiterführenden Schulen des Schulzentrums auf dem »Berg«.
Was würden Sie gerne in Rösrath ändern?
Der Stadt fehlt eine mittelgroße Veranstaltungsstätte. Meine diesbezügliche Hoffnung auf die Rettung des Cinéma in Venauen habe ich noch nicht ganz aufgegeben. – Die Instandhaltung der Gebäude im Schulzentrum bedarf größerer Anstrengungen seitens des Schulträgers. Zuzug in städtischen Dimensionen verlangt die entsprechende schulische Infrastruktur.
Verraten Sie uns Ihren Lieblingsplatz in Rösrath?
Ja – aber nur zwei: Der Weg auf dem Sülzdamm zwischen Volberg und Lehmbach ist der eine. Ihn nutze ich seit einiger Zeit vornehmlich als Walkingstrecke. Der andere ist die kleine Ortschaft Stöcken. Trotz mancher Veränderungen kann ich bei Spaziergängen, die mich immer wieder hierhin, in den damaligen Wohnort einer Tante führen, der Atmosphäre des Spiel- und Abenteuerparadieses meiner Kindheit nachspüren.