Dieter Happ geht

Alter Bürgermeister

Dieter Happ geht

Seit dem ersten Dezember ist er nun Pensionär – vielleicht sollte man hinzufügen – bis auf Weiteres.

Seinen Abgang hat er selbst gestaltet – gehen wenn es am schönsten ist und »de Lück« mit ihm und seiner Arbeit noch zufrieden sind, das schafft nicht jeder. In zwei Direkt-Wahlen blieb er unbesiegt, auch wegen seiner immensen Popularität in der Bevölkerung. Fast 20 Jahre war Dieter Happ Bürgermeis­ter der Stadt, davon neun Jahre hauptamtlich. »Ich habe es gerne gemacht«, erklärt er. Und: »Ich werde es vermissen, auch die Ratssitzungen und den Kontakt mit der Verwaltung.«

Die Entscheidung aufzuhören hatte ihm seine Frau nahegelegt. Irgendwann muss auch mal Feierabend sein, habe sie zu ihm gesagt. Freilich wird sich ein Dieter Happ nach all den Jahren nicht einfach hinsetzen und anfangen Däumchen zu drehen. Er ist nun mal ein Kümmerer, der den Umgang mit Menschen braucht. Wenn er wie noch vor Kurzem den ersten Mensabetrieb am Schulzentrum Freiherr-vom-Stein besuchte, um ihn herum viele Schüler, die ihm erzählten, wie gut ihnen das Essen schmeckt, merkte man, wie sehr er in seinem Element ist: unter Menschen, da, wo das Leben brandet und kommunalpolitische Entscheidungen ganz konkrete Dinge bewirken.

Was er zukünftig tun will, weiß er noch nicht. Dieter Happ bleibt gefragt, vieles ist denkbar, sogar ein Kreistagsmandat. Eines aber ist sicher: »Ich werde morgens nicht mehr ganz so früh aufstehen.«

Während seiner Amtszeit hat sich die Stadt Rösrath verändert und modernisiert: Autobahnanschluss, Gewerbegebiet Scharrenbroich, das neue Begegnungs- und Jugendzentrum mit Mensabetrieb, die neue Dreifachturnhalle, offene Ganztagsschulen, die Übernahme des Freibads durch die Stadtwerke, der Erhalt des Schlosses Eulenbroich, die Gründung der Bürgerstiftung und natürlich die Stadtwerdung der Kommune 2001. Das und noch vieles mehr wurden von Rat und Verwaltung im letzten Jahrzehnt gestemmt. »Zwei gute Beigeordnete, sechs prima Fachbereichsleiter und jede Menge guter Mitarbeiter haben mir zur Seite gestanden. In der Verwaltung war es ein gegenseitiges Geben und Nehmen«, resümiert er seine Erfahrungen als loyaler Chef. Den »Obersten Verwaltungsbeamten«, den gab er allerdings nie, wollte er auch nicht. »Denn wenn du aus der Privatwirtschaft kommst, siehst du Dinge anders.« Seine Herangehensweise war also immer etwas unorthodox und oft genug wählte er den ganz kleinen Dienstweg. Seine Handynummer ist stadtbekannt.

Dieter Happ hat aber auch durchaus schwierige Zeiten durchlitten. Vor allem mit seiner eigenen Partei, der SPD, die mit ihm manches Mal haderte. Ausschließen wollten sie ihn, als er 2004 auf eigenem Ticket für das Bürgermeis­teramt kandidierte gegen die SPD-Frontfrau Renate Preising. Seinen parteiinternen Kritikern hielt er dabei immer entgegen, dass er kein Par­teisoldat sei. »Als Bürgermeister ist man für alle Bürger da, das war mir immer wichtig«, betont er.

Wichtig war ihm auch, nie den Kontakt zu besagten Bürgern zu verlieren. Die Kommunikation mit »de Lück« beherrscht er wie kein Zweiter. Vielleicht weil er sich selbst stetig geerdet hat durch seine Ehrenämter. 52 Jahre singt er im MGV Concordia Forsbach, seit 1965 ist er Vorsitzender des Ortskartells seines Heimatstadtteils, unter dessen Dach der Martinszug in Forsbach organisiert wird. Ihm geht jedes Mal noch das Herz auf, wenn im November die vielen Kinder mit ihren Laternen durch die Straßen ziehen. Eine Stadt ist eben mehr als eine Verwaltungseinheit, die durch einen Verwaltungschef gemanagt wird. Auch das hat Dieter Happ immer nach außen vorgelebt: ein echtes Original, das man in der Politik nicht häufig antrifft – selbst in der Kommunalpolitik nicht. Aber wie würde er selber sagen: »Et is wie et is.« Von dieser rheinischen Philosophie kann noch so mancher Zeitgenosse lernen. (Sigrun Stroncik)