Forsbach lockt

Wanderung vierter Teil

Forsbach lockt

Rund um Forsbach

Auf dem Halfenhof. Wir stehen mitten auf dem Halfenhof und schauen auf den neuen Supermarkt, der in diesem Monat eröffnet werden soll und an dem noch fleißig gewerkelt wird. Es braucht schon viel Fantasie, um sich all die moderne Bebauung, die Pflastersteine, den vielen Beton und die parkenden Autos wegzudenken und sich ins 11. Jahrhundert zu beamen. Doch man vermutet, dass der Halfenhof Teil des Rittersitzes von Forsbach war. 

Bensberger Strasse. Auf unserem Weg immer schön die Bensberger Straße hoch in Richtung Bensberg wird uns das noch oft begegnen: Wir schauen auf Gebäude, die mit ihrer wechselvollen Geschichte, ihren veränderten Fassaden und neuen Nutzungen jenen ständigen gesellschaftlichen Wandel symbolisieren, der auch vor einem lebenswerten »Dorf« wie Forsbach nicht halt-macht.

Das schöne Fachwerkgebäude Forsbacher Hof steht schon lange  leer. Zu Beginn des vorigen Jahrhunderts war er beliebt bei Einheimischen und Tagesausflüglern aus Köln, die sich mit Bier und Kaffee, Kuchen und Suppen stärkten. Viele Hausnummern weiter treffen wir auf ein ähnliches Schicksal beim Bergischen Hof. Wo heute Neubauten stehen, feierten die Menschen einst in einem großen Saal rauschende Dorffeste, die Gaststätte selbst war später ebenfalls bei Wanderern aus Köln beliebt, 1968 wurde sie dichtgemacht.

Zum Wiesgen, heute bei den Rösrathern immer noch Whisky Bill genannt, ist geblieben, als Kommunikationszentrum, Festsaal, bisweilen sogar Ort der Kunst, des Gesangs und auf jeden Fall des Karnevals. Ich habe Anfang der 80er als Kölnerin hier abgerockt, als der Whisky Bill eine angesagte Disco im Rheinland war und mein damaliger Freund meinte, da müssen wir mal hin. Das Parken allerdings war wegen des Andrangs abenteuerlich.

Unser Weg führt weiter am Haus Nummer 334 vorbei. Das schöne helle Gebäude beherbergte 1894 die erste Poststelle Forsbachs. Und hier wurde auch das erste Telefon installiert, in einer Zeit als nicht jeder einen Festnetzanschluss nebst Handy hatte, um überall und zu jeder Zeit quatschen zu können.

Wir stehen mittlerweile an der Kreuzung Bensberger Straße,  Feldstraße, links von uns das ehemalige Kaufhaus Kraus. 1910 erbaut, war es ein Gemischtwarenladen. Damals konnte man eben nicht alles im Internet ordern oder auf der »grünen Wiese« einkaufen. Gemüse, Wolle, Strümpfe und sogar Bettzeug auf Bestellung gehörten zum Sortiment, lässt uns der Wanderführer wissen.

Forsbacher Bahnhof. Wir lassen die Zivilisation hinter uns und biegen hinter dem Ortsausgang auf den Wanderparkplatz ab, um dem Königsforst entgegenzustreben. Tief in den Wald hinab geht es in eine Senke. Ein herrlicher Spätherbsttag mit  Frühlingstemperaturen kitzelt unsere Sinne. Der hellblaue Himmel strahlt über gerötetem Laub. Nach einer Zeit stoßen wir links auf einen großen von Bäumen umrahmten Platz. Hier stand einst der Forsbacher Bahnhof. Mitten in der heutigen Naturidylle kann man sich kaum vorstellen, wie die Dampfloks zischten und zehn bis zwölf Zugpaare pro Tag von morgens 5 bis abends 23 Uhr Menschen ausspuckten. Arbeiter fuhren zu den Industriebetrieben nach Köln-Mülheim. Kölner Ausflügler genossen den Königsforst und füllten die Kassen der Forsbacher Gaststätten. Fast nichts außer einer Tafel mit  Inschrift, gestiftet von der Dörper Einigkeit, deutet heute noch darauf hin.

Monte TroodelÖh. Wir folgen dem Hauptweg bis zu einer Kreuzung, an der einst die Kaisereiche stand, die an die Reichsgründung 1871 erinnerte. Hier biegen wir halbrechts ab, bis wir auf den Jagdweg stoßen, dem wir im spitzen Winkel links folgen.

Nun betreten wir fremdes Terrain – Köln – und kommen zur ersten echten Herausforderung des Tages: Kölns höchster Punkt. Mit 118,04 Metern zwar klar niedriger als der Dom, aber wir haben den Gipfel gestürmt. Als Beweis gilt unser Eintrag im Gipfeltagebuch am Gipfelkreuz, gestiftet vom Deutschen Alpenverein. Drei Vereinsmitglieder tauften den Hügel Monte Troodelöh. Den geheimnisvollen Begriff schufen sie aus den Anfangsbuchstaben ihrer Namen.

Auf dem Jagdweg bleiben wir, bis wir zwischen Kleinem und Großem Steinberg nach links abbiegen. Jetzt führt der Weg so richtig steil nach oben. Wir schnaufen und das getrocknete Laub rauscht unter unseren Wanderschuhen.

Naturwaldzelle. Die Baumlandschaft wird wilder, unordentlicher. Wir streifen eine Naturwaldzelle, ein Forschungsprojekt des Landes NRW. Sie besteht aus typischen Waldbeständen und annähernd natürlicher Artenzusammensetzung. Dieses Stück Natur soll sich weiterentwickeln, völlig ungestört von menschlichen Eingriffen. Wer weiß, wie es hier in 100 Jahren aussieht, bei diesem stetigen Werden und Vergehen.

Wir bleiben auf dem Hauptweg. An einer Weggabelung halten wir uns rechts bis zu einer Kreuzung, hier geht es wieder nach rechts und die Zivilisation hat uns wieder. Wir überqueren die L 170 und steigen zur Forsbacher Mühle hinunter, die bereits 1618 urkundlich erwähnt wurde und seit 1880 ein Ausflugslokal ist. Hier, wo vor rund hundert Jahren  der  Forsbacher Tourismus blühte, endet unser Streifzug. (Sigrun Stroncik)