
Forsbacher Sommer
Stadtverführung
Ausgangspunkt der Zeitreise ist der Halfenhof, von dem allerdings nichts mehr zu sehen ist. Als Teil des Rittersitzes derer von Forsbach wird er erstmals erwähnt in einer Urkunde des elften Jahrhunderts. »Die Halfen«, erklärt Hedy Schütz, »waren die Pachtbauern der Adeligen«, so genannt, weil sie die Hälfte ihres Ertrages an den Grundherrn abliefern mussten.
Wichtig für die Geschichte Forsbachs ist auch der Forsbacher Hof mit seiner wechselnden Nutzung. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde er in eine Gaststätte umgewandelt und war mit seiner Terrasse beliebter Anlaufpunkt für Kölner Sommerfrischler nach einer Wanderung durch den Königsforst. Während und nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er Verpflegungsstation für Soldaten und Flüchtlinge. Nach dem Krieg diente das Fachwerkgebäude auch als behelfsmäßiger Kirchenraum der Forsbacher Katholiken. »Gebeichtet wurde im Schankraum«, bemerkt Hedy Schütz zwinkernd.
Wir gehen vorbei an der evangelischen Kirche, bewundern die Riesen-Pusteblume aus Eisen, die im Rahmen »Rösrath wird zur Galerie« aufgestellt wurde, und streben zügig der Ecke Jägerstraße / Im Brändchen entgegen, mitten hinein in die Mittelsteinzeit. 1937 stießen Bauarbeiter hier auf Reste einer rund 10 000 Jahre alten Siedlung. Zu sehen ist davon auch nichts, stattdessen schöne Häuser mit hübschen Vorgärten. Doch Hedy Schütz versetzt uns in die Zeit, als sich hier eine Steppenlandschaft auftat, mit Sanddünen, Schilfgürteln und der Steinzeit-Forsbacher nahe eines Siefen sein Dasein fristete.
Zurück geht es in den Ort zum Wiedenhof. Wo früher die Felder eines Kirchengutes beackert wurden, finden wir heute Wohnbebauung. Ganz in der Nähe besuchen wir einen Forsbacher mit besonderem Hobby. Der Eingang zu seiner »Märchenburg« ist bewacht von einem riesigen Elefanten. Hier empfängt uns Malermeister Horst Herbrandt, ein kreativer Herr von 74 Jahren, der einer verfallenen Ruine zu neuem Glanz verholfen hat. Keine Ecken, keine Geraden, dafür rundliche Zinnen, Türmchen und Fabelwesen aus Putz, Panzergewebe, Styropor und kräftigen Farben. Kinder bleiben immer mal stehen, um zu schauen, was Neues hinzugekommen ist. »Mit Rund habe ich es irgendwie«, sagt Herbrandt.
Die vorletzte Station ist eindeutig eckig. Der efeuberankte Turm am Rand der Felder ist Überbleibsel einer Fuchs-Farm. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden dort Silberfüchse gezüchtet, der Pelz war en vogue. Nach dem Zweiten Weltkrieg sei die Nachfrage eingebrochen, berichtet Schütz. Dass die Fuchs- von einer Hühnerfarm abgelöst wurde, ist dabei Ironie der Geschichte. Zuletzt besuchen wir die Gärten und die Wunderkammer von Mary Bauermeister, der Forsbacher Künstlerin mit Weltruhm, die immer offene Arme für Neugierige hat. Hier endet die Tour, die zum Format Rösrather Stadtverführungen gehört und nach dem großen Erfolg im vergangenen Jahr nun in die zweite Staffel geht.
INFO. Wer die Forsbach-Tour mit Hedy Schütz mitmachen will, hat dazu noch am 3. August Gelegenheit. Treffpunkt Halfenhof, 11 Uhr.
Weitere Informationen auf www.roesrath.de und im RÖSRATH erleben-Veranstaltungskalender.