Dirk Sindhu

Menschen in Rösrath

Dirk Sindhu

250 bis 300 Patienten im Jahr werden in der Auffangstation von ihm und seinen Mitstreitern kuriert, und wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist wieder freigelassen. »Wann der Zeitpunkt richtig ist, das ist eine rationale Entscheidung, die gefällt werden muss«, sagt Sindhu. An ihr führt kein Weg vorbei. »Viele Menschen haben Angst vor der Verantwortung und davor, mit den Konsequenzen von ihren Entscheidungen zu leben, also entscheiden sie lieber gar nicht«, meint er. Und ja, die Auswilderung kann schiefgehen, dann sterben die Vögel. Doch die Erfolgsquote der Greifvogelstation ist hoch, eine Bestätigung der professionellen Arbeit, für die Sindhu sogar das Bundesverdienstkreuz erhalten hat.

Der Greifvogelexperte hat die »Bergische Greifvogelhilfe« mit viel Eigenmitteln, Muskelarbeit, Spenden und freiwilligen Helfern aufgebaut. Als Retter von Bussarden, Turmfalken, Waldkäuzen, Uhus und Fischreihern ist er mittlerweile weit über Rösraths Grenzen hinaus bekannt. Deshalb hat er sogar schon verletzte Tiere aus den Niederlanden zur Pflege bekommen.

Gelernt hat er den Umgang mit Tieren schon von klein auf. »Vielleicht liegen die mir auch mehr als Menschen. Meinen ersten Habicht habe ich bekommen, als ich noch ein kleiner Junge war, zusammen mit meinem Opa habe ich ihn großgezogen«, erinnert er sich. Der Großvater hatte auch Hühner, Enten und Gänse, die dann beizeiten geschlachtet wurden, um sie als Nahrung zu verwerten. Auch diese Seite kennt Sindhu, der in der Nähe von Much aufgewachsen ist.

Moralische Prinzipien gepaart mit hohem Verantwortungsgefühl, so beschreibt sich Sindhu selbst, was sicher einen großen Einfluss auf sein Engagement für den Tier- und Artenschutz hat. Er war Aktivist bei Greenpeace, hat an Demos teilgenommen, gegen das Robbenabschlachten und den Verzehr von Schildkrötensuppe gekämpft. Auch sein Beruf hat mit einem hohen Verantwortungsethos zu tun. Als Leiter der Kardiotechnik im Herzzentrum der Uniklinik Köln vertrauen ihm die Patienten, die er oft jahrelang betreut, ihr Leben an.

Auf der Greifvogelstation kümmert er sich um Lebewesen, deren Probleme »durch Menschen verursacht sind. Deshalb haben wir eine moralische Verantwortung, den Tieren etwas zurückzugeben, etwas wieder gutzumachen. Wenn jeder sich sozial einbringen würde, würde es allen besser gehen«, ist Sindhu überzeugt. Eine sentimentale Tierliebe, die in seinen Augen auch eher schadet als nutzt, ist ihm fremd. Auf der Webseite der Bergischen Greifvogelhilfe stehen wohl auch deshalb die unmissverständlichen Sätze »Ein Wildvogel gehört zurück in die Freiheit! Besonders bei der Aufzucht junger Vögel ist ein Augenmerk darauf zu legen, dass diese sich nicht an den Menschen gewöhnen«. Und doch, bei aller Rationalität und Professionalität im Umgang mit den Tieren scheinen sie ihm etwas nicht völlig Benennbares zurückzugeben. »Ich genieße den Kontakt zur Natur. Hier finde ich Ruhe und einen Ausgleich zu meinem Beruf, und die Arbeit hat immer einen Sinn«, sagt Dirk Sindhu, der seit über 30 Jahren seine ganze Freizeit und viel Geld in die Arbeit für den Artenschutz investiert. Spenden sind da immer willkom­men. Sigrun Stroncik

Spendenkonto:
Bergischer Naturschutzverein
VR Bank Bergisch Gladbach
IBAN: DE37 3706 2600 0401 2210 50

Als Verwendungszweck bitte unbedingt »Greifvogelhilfe Dirk Sindhu« angeben

3 Fragen an Dirk Sindhu

Was mögen Sie besonders an der Stadt Rösrath?
Dirk Sindhu: Rösrath ist so ein Mittelding zwischen ländlich und städtisch, das gefällt mir. Allerdings hat die Stadt in den letzten Jahren viel von ihrem dörflichen Charme eingebüßt.

Was würden Sie gerne in Rösrath ändern?
Ich würde dafür sorgen, dass der Sülztalplatz neu gestaltet und Anreize für den Einzelhandel geschaffen werden. Und dann sollten wir die Wahner Heide, die einzigartig ist in Deutschland, mehr ins Bewusstsein der Leute bringen, durch gute Information und gelenkten Tourismus.

Verraten Sie uns Ihren Lieblingsplatz in Rösrath?
Die Wahner Heide und der Wald, die dortige Ruhe, ganz ohne Menschen.