Sparen in der Krise

Energie

Sparen in der Krise

Die Stadtverwaltung
Wie viele anderen Kommunen spart auch Rösrath. Im Rathaus wird die Raumtemperatur auf 19 Grad abgesenkt und die Außenbeleuchtung der städtischen Gebäude abgeschaltet. Ein Großteil der Verwaltung bleibt zwischen Weihnachten und Neujahr geschlossen. Gemeinsam mit der Feuerwehr und den Hilfsorganisationen bereitet sich die Stadt auf einen Ausfall der Gas- und Stromversorgung vor – auch wenn Bürgermeisterin Bondina Schulze optimistisch ist, dass es nicht zu einem Blackout kommen wird. Sorgen bereitet ihr eher die Situation der Haushalte, die knapp über der Leistungsgrenze für die Grundsicherung liegen und durch die explodierenden Heizkos­ten besonders hart getroffen werden. Hilfe bietet hier die kostenlose »Sozialberatung im Zuge der Energiekrise« der Caritas, die seit Mitte Oktober im Auftrag der Stadt an zwei Vormittagen pro Woche im Stadtteilbüro in Rösrath angeboten wird. Beraterin Csilla Bittermann informiert unter anderem, welche Unterstützungsmöglichkeiten es für Betroffene gibt.

In dieser Situation seien alle gefragt, so Schulze: »Es ist besonders wichtig, dass wir verstärkt aufein­ander achten – zum Beispiel auf ältere Menschen in der Nachbar­schaft, die allein leben.«

Die Stadtwerke
Immer mehr Menschen sind in Sorge, ihre Gas- und Stromrechnungen nicht mehr zahlen zu können. Die Verbraucherzentralen empfeh­len dazu, möglichst frühzeitig Kontakt zum jeweiligen Energieversorger zu suchen und beispielsweise Ratenzahlungen zu vereinbaren. Die Stadtwerke Rösrath kennen das Problem. »Wir stehen in engem Austausch mit den betroffenen Kunden und sind bemüht, gemeinsam Lösungen zu finden«, so Stadtwerke-Chef Christoph Schmidt.

Mittel- und langfristig müssten jedoch die erneuerbaren Energien gestärkt werden. Schmidt hat daher die Gründung einer Bürger-Energiegenossenschaft für Rösrath angeregt, die Planungen dazu laufen bereits – die Idee ist »Strom von Rösrathern für Rösrather«.

Die Kirchen
Für den Gottesdienstbesuch sollten sich die Rösrather künftig warm anziehen. Die beiden katholischen Kirchen in Rösrath und Hoffnungsthal werden nur noch mit zehn bis zwölf Grad geheizt – fünf Grad weniger als vorher. Die Heilig Geist Kirche in Forsbach wird aufgrund ihrer Größe und Höhe, das Gebäude der Heiligen Familie in Kleineichen wegen des Alters der Heizung, gar nicht mehr geheizt.

Das gilt auch für alle evangelischen Kirchen in Rösrath. »Wir werden wieder dahin kommen, wie es früher war, als Kirchen generell nicht geheizt wurden«, so Pfarrer Thomas Rusch. Gottesdienste sollen jedoch weiterhin in den Kirchen stattfinden, bei großer Kälte könnte auf Gemeinderäume mit einer etwas behaglicheren Temperatur von 19 Grad ausgewichen werden.

Was die energetische Ausstattung betrifft, ist in allen Gottes­häusern noch Luft nach oben. »Momentan haben wir in all unseren Einrichtungen Gasheizungen. Konkrete Pläne für eine Umrüstung auf erneuerbare Energie gibt es noch nicht, im Rahmen anstehender Baumaßnahmen wird es aber ein Thema sein«, meint Pastor Franz Gerards.

Die Tafel
Ukraine-Krieg, Energiekrise und Inflation bereiten auch der Tafel zunehmend Probleme. »Wir arbeiten alle komplett ehrenamtlich und können die verstärkte Nachfrage logistisch einfach nicht mehr auffangen. Deshalb haben wir schweren Herzens einen Aufnahmestopp beschlossen«, so Tafel-Vorsitzende Dorothee Gorn. Vor allem beim Fahrdienst und der Lebensmittel-Ausgabe kann die Tafel weitere Mitstreiter gut gebrauchen – wer mitmachen möchte, kann sich über die Webseite melden.

INFO. www.tafel-roesrath.de

Das Rote Kreuz
»Wir sind gut auf Krisenszenarien vorbereitet«, sagt Ingeborg Schmidt, Vorsitzende des DRK-Kreisverbands und des DRK-Ortsverbands Rösrath und listet mehr als 30 Vorsorgemaßnahmen auf – so gibt es beispielsweise eine Kooperation mit dem Amateurfunkclub in Rösrath, um im Fall eines längeren Stromausfalls die Kommunikation aufrechterhalten zu können. Auch werden permanent Nahrungsmittel zur Sofort­ver­pfle­gung von 1000 Menschen vorge­halten, ebenso Zelte, Feld­betten und Decken. »Wir sind bei unseren Einsätzen von der Alarmierung des Rheinisch-Bergischen Kreises und auch des Landes NRW abhängig. Meistens ist es so, dass eine Kommune im Kreis Hilfe anfordert – hier gilt, wer zuerst kommt, mahlt zuerst.« Das heißt, wenn zum Beispiel Odenthal oder Bergisch Gladbach zuerst das DRK ruft, gehen die Einsatzkräfte zunächst dorthin, wer sich später meldet, muss warten.

»Allen sollte aber klar sein, dass weder der Staat noch Hilfsorganisationen in der Lage sind, alle Katastrophen abzuwenden oder für jegliches Desaster eine Lösung zu haben. Deshalb sollte sich auch jeder und jede selbst auf mögliche Krisen­situa­tionen vorbereiten.« Infos dazu gibt es zum Beispiel beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.

Das Wöllner-Stift
Nachdem das Wöllner-Stift von der Flutkatastrophe im vergangenen Jahr besonders schwer betroffen war – die Sanierung des kompletten Erdgeschosses ist gerade erst abgeschlossen – schlägt auch die Energiekrise zu Buche. »Unsere Energiekosten sind aktuell im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von rund 182000 Euro auf etwa 216000 Euro gestiegen. Hier muss aber berücksichtigt werden, dass wir wegen des Hochwasserschadens seit Juli 2021 mit Öl statt Gas heizen und wir deutlich weniger Strom und auch Wasser verbrauchen, weil unsere Großküche und unsere Wäscherei saniert werden. Allein die Kosten für Heizöl belaufen sich laut Hochrechnung auf etwa 130000 Euro in diesem Jahr«, so Wöllner-Chef Michael Heine. Der angedachten Rösrather Energie­genos­sen­­schaft will er gerne bei­treten und die eigenen Dachflächen für eine Photovoltaik-Anlage zur Verfügung stellen.

Das Balkonkraftwerk
»600 Watt – Mach den Balkon zum Kraftwerk« heißt die ehrenamtliche Initiative, die der Rösrather Marian Steinbach kürzlich gegründet hat. »Ich möchte Menschen durch lokale Communities befähigen, Stecker-Solaranlagen anzuschaffen und in Betrieb zu nehmen«, formuliert er sein Ziel. Er selbst hat sich intensiv mit dem Thema befasst und auf seinem Balkon bereits eine Stecker-Solaranlage installiert. »Es muss ja nicht jeder von vorne anfangen – ich bin gerne bereit, mein Wissen weiterzugeben.« Auf der Plattform »nebenan.de« hat Steinbach eine eigene Gruppe dazu eingerichtet. Wer mitmachen will, kann auch über die Webseite Kontakt zu ihm aufnehmen.

INFO. www.600watt.org

Kinder werden Energie-Spezialisten
Auf Vermittlung der Engagierten Stadt hatten bereits mehrere Schulen einen Energie-Workshop bei der Verbraucherzentrale NRW ge­bucht. »Die Kinder haben hier hautnah die Bedeutung von Energieeffizienz erfahren. So sollten sie zum Beispiel durch Kurbeln LED und Glühlampe im Vergleich zum Leuchten bringen – und haben festgestellt, dass bei der Glüh­lampe viel stärkeres, intensives Kurbeln erforderlich ist als bei einer LED-Lampe«, erklärt die Pädagogin Pauline Heinemann-Discher, die an der Rösrather Gesamtschule unterrichtet und den Gogreen-Klima-Profilkurs im 7. Jahrgang leitet.

Der Lerneffekt sei groß gewe­sen. »Die Kinder haben viele Möglichkeiten zum Energiesparen im Alltag kennengelernt und wollen zukünftig mehr darauf achten«, so Heinemann-Discher.

Tipps der Verbraucherzentrale zu Unterstützung bei hohen Heizkosten
Auch wer aufgrund seines Einkommens keine Sozialleistungen bezieht, kann einen Anspruch auf Unterstützung vom Jobcenter oder Sozialamt haben. Höhere monatliche Abschläge für Heizkosten oder steigende Mietnebenkosten bei Geringverdienenden können ebenfalls dazu führen, dass ein monatlicher Anspruch auf ergänzende Sozialleistungen besteht.

Wer erwerbstätig oder -fähig ist, soll sich an das örtliche Jobcenter wenden. Für Rentner ist das Sozial­amt der richtige Ansprechpartner. Wichtig ist, der Antrag muss schriftlich in dem Monat gestellt werden, in dem die Rechnung fällig wird.

INFO. www.verbraucherzentrale.de

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