Silke Klemm

Menschen in Rösrath

Silke Klemm

Wer sich mit Silke Klemm trifft, merkt schnell, bei ihr ist der Begriff nicht ein modisches Label, das sich heutzutage jeder gerne mal anheftet, um umweltfreundlich zu erscheinen, bei Klemm wird Nachhaltigkeit tatsächlich ganz praktisch gelebt, im Privaten wie im Beruflichen. Die Möbel im Wohnzimmer beispielsweise hat sie selbst restauriert. »Ich rette sie gerne vom Sperrmüll. Da komme ich schwer dran vorbei, wenn ich sehe, dass man aus dem Weggeworfenen noch etwas Schönes machen kann«, lacht sie und man merkt ihr an, dass ihr das Spaß macht.

Dabei fällt ihr diese Art der Kreislaufwirtschaft im Kleinen als gelernte Raumausstatterin und Diplom-Designerin sicher leichter als anderen. Weniger wegschmeißen, Produkte besser konstruieren, sodass sie am Ende ihres Produktlebens keine Schadstoffe abgeben und ihre Materialien komplett wieder verwend­bar sind. Seit ihrem Studium beschäftigt sich die Rösratherin mit Ökologie und Design und seitdem lebt sie mit ihrer Familie so, dass der ökologische Fußabdruck möglichst klein ist. »Dazu gehört auch, bewusst zu kaufen, sich die Frage zu stellen, ob ich wirklich etwas Neues brauche, ich es gebraucht bekomme oder es selber bauen kann.« Es lohne sich, die eigenen Gewohnheiten zu überprüfen und das Leben ressourcenschonender zu gestalten. Dazu möchte sie auch andere inspirieren, ohne zu missionieren.

Rund um das Thema Nachhaltigkeit gibt Klemm Workshops für Kinder und Erwachsene und sie berät die vielfältigsten Kunden, um mit ihnen gemeinsam herauszufinden, wo sie innerhalb der Bereiche Wohnen, Konsum, Mobilität und Essen am besten etwas verändern können. »Niemand muss das perfekt machen, jede kleine Veränderung zählt«, ermuntert Klemm. Dinge reduzieren, Überflüssiges aussortieren, weniger Abfall produzieren. Vielleicht ist es manchmal Verzicht, vielleicht aber auch eine Befreiung, eine Chance, Neues zu entdecken, aus alten Denkschablonen herauszukommen und das innere Gewohnheitstier zu überlisten. Auch bei der Mobilität. »Wir sind eine Fahrradfamilie.« Ihr Mann radelt täglich von Rösrath zur Arbeit nach Köln-Mühlheim. Auch die beiden Kinder bewegen sich durch die Sülzstadt mit dem Fahrrad. Und sie waren jetzt schon im zweiten Sommer auf Radreise. Dieses Mal ging es nach Amster­dam, zum Meer und zurück nach Hause.

Kein Wunder also, dass sich die leidenschaftliche Radlerin als Mit-Organisatorin bei Kidical Mass engagiert, eine weltweite Bewe­gung, die sich mit bunten Fahrraddemos unter anderem dafür einsetzt, dass Kinder und Jugend­liche sich ohne Gefahr selbstständig mit dem Drahtesel bewegen kön­nen. Bisher scheuen sich viele Eltern, ihre Kinder in Rösrath allein Fahrrad fahren zu lassen. Bewegungsradius und motorische Fähigkeiten sinken. »Dabei möchten wir ja unsere Kinder zu eigenständigen Persönlichkeiten erziehen«, betont die zweifache Mutter. »Das geht aber nicht als Dauergast auf dem Rücksitz eines Elterntaxis.« Deshalb machte Kidical Mass mit der jüngsten Aktion im September erneut Druck für »eine sichere und gerechtere Aufteilung« des Raums auf der Straße. Silke Klemm und ihre Mitstreiter fordern unter anderem Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit innerorts, geschützte, breite Radwege an Hauptstraßen und ein sicheres Schulradwegenetz. Auch das ist Nachhaltigkeit. (Sigrun Stroncik)

3 Fragen an Silke Klemm

Was mögen Sie besonders an der Stadt Rösrath?
Klemm: In Rösrath lebe ich irgendwie zwischen einer Großstadt und der Natur, das gefällt mir. Der Ort ist zudem übersichtlich und trotzdem durch die hier lebenden Menschen vielfältig. Also hier gibt es bunte Vielfalt auf kleinstem Raum.

Was würden Sie gerne in Rösrath ändern?
Ich würde gerne das Gute, das wir haben, bewahren, den Wald, die Natur, die Artenvielfalt im Kleinen. Ganz praktisch würde ich viel mehr Tempo-30-Zonen ausweisen und gute Fahrradwege entstehen lassen.

Verraten Sie uns Ihren Lieblingsplatz in Rösrath?
Ich sitze gerne unter dem großen Walnussbaum in unserem Garten. Darunter tafeln wir auch gerne mit der Familie und Freunden.