Die Rösrather Jazzsängerin Betty Görgner

Künstler

Die Rösrather Jazzsängerin Betty Görgner

Ende der 60er-Jahre in Südhessen mit deutsch-tschechischen Wurzeln aufgewachsen, hat sie nach vielen verschiedenen Projekten im Jazz jene Musik für sich gefunden, mit der sie sich am besten ausdrücken kann und mit dem Instrument, welches ihr von Natur aus mitgegeben wurde, der eigenen Stimme. »Dieses besondere Gesangstalent war wohl irgendwie schon da«, meint sie. Entwickelt hat sie ihre Stimme durch die Zusammenarbeit mit erstklassigen Jazzprofis. Aber sie hat ebenso bei den bedeutendsten US-amerikanischen Jazzsängerinnen genau hingehört. Betty Görgner kaufte sich schon als Teenager Platten von Ella Fitzgerald, später entdeckte sie auch Billie Holiday für sich, deren Gefühlswelten sich eher in Dunkelheit und Tragik abspielten, wohingegen Ella eher Lebensfreude und Glücksgefühle vermittelte. »Die große Ausdruckskraft und Tiefe ihres künstlerischen Schaffens waren und sind bis heute Vorbild für mich. Ich liebe diesen Sound.«

Mit den Jazz-Standards der 1930er- bis 1950er-Jahre steht Betty Görgner auf den Klub-Bühnen – zum Beispiel im Klub der Töne in Köln-Mülheim – in unterschiedlichen Formationen, aber sie ist ebenso offen für mitreißenden Bossa Nova oder populären Soul-Pop und singt auch auf Hochzeitsfeiern oder Events. Aber egal in welche Stilrichtung es geht, wo und zu welchem Anlass sie auftritt, sie will die Menschen und ihre Herzen erreichen. Mit den Jahren habe sie dabei ihre künstlerische Ausdrucksfähigkeit erweitert, denn um den Kern eines Songs rüberzu­brin­gen, brauche es auch eine gewisse Lebenserfahrung, die man mit 18 nun mal nicht habe. Jazz bleibt dabei die große Leidenschaft der 57-Jährigen.

Jazz bedeutet für Betty Görgner Form und Freiheit zugleich. »Der Swing, die Welle, die auf dich zukommt, die den Körper umströmt, der Groove, der Rhythmus.« Der Schlagzeuger setzt ein, der Bass übernimmt, die Gitarre, dazu die Stimme von Betty Gee, die darüber schwebt, swingt, scattet, singt, lauter, leiser, höher, tiefer. In der bunten Mischung der Einzelnen entsteht ein Klangkörper, der die Zuhörer zum Mitwippen bringt.

Einer der großen Jazz-Pianisten, Dave Brubeck, hat das einmal so formuliert: »Jazz ist wahrscheinlich die einzige Kunstform, in der es die Freiheit des Individuums ohne den Verlust des Zusammengehörigkeitsgefühls gibt.« »Wenn das Publikum dann nach Hause geht und sagt, schön war es, bin ich zufrieden«, so Görgner, die sich vor vier Jahren mit der ersten selbst produzierten CD einen Traum erfüllt hat. »The Essence of Life is Love« ist der Titel, die Themen sind Liebe, Verlust, das Leben selbst. Ein Song, der Betty Gee immer schon begleitet hat, ist »God bless the child« von Billie Holiday.

Mit jazzig-swingenden Weihnachtssongs haben Betty Gee und ihre Mitmusiker Johannes Wagner (Gitarre), Gerd Brenner (Bass) und Hardy Kleiner (Schlagzeug) im Dezember Auftritte im Sonja’s in Bonn und in Conrad’s Couch in Bergisch Gladbach. 2023 will Görgner mit Musik- und Kulturprojekten wieder richtig durchstarten. Das tue nach der Zwangsbremsung durch die Coronaviruspandemie gut. »Kultur ist systemrelevant, kann Kraft und seelische Nahrung geben, insbeson­dere in schwierigen Zeiten«, ist die Sängerin überzeugt. Ihr Kurzname Betty Gee stammt übrigens aus dem Titel eines ihrer Lieblings-Jazzstandards aus dem Jahr 1929 – »Gee Baby, Ain’t I Good To You« – nach dem Motto »There's nothing in this world too good for a girl so good and true. Gee baby, ain't I good to you?« (Sigrun Stroncik)

INFO. Weihnachtskonzert
am 3. Dezember im Sonja's in Bonn, www.sonjas-bonn.de,
und am 13. Dezember im Theater Conrad's Couch in Bensberg, Schloßstraße, www.conrads-couch.de
Hörproben unter www.jazz-art.de