Menschen in Rösrath
Erhard Füsser
Füssers berühmter Parteikollege Richard von Weizsäcker hatte einst das konservative Bestreben in der Politik als einen Versuch beschrieben, »die Wirklichkeit so zu sehen, wie sie ist, und von der Wirklichkeit, so wie sie ist, auszugehen in den konkreten Entscheidungen«. Das würde Erhard Füsser sicher unterschreiben. Wenn andere durchaus wünschenswerten Ideen hinterherjagen, ist er derjenige, der Luftschlösser in knallhartem Pragmatismus platzen lässt. Er sagt dann Sätze wie: »Die Zeit des Verteilens ist vorbei« oder »Wir haben über unsere Verhältnisse gelebt«. Skepsis aber macht nicht unbedingt beliebt. Den Ruf als Hardliner hat er sich jedenfalls redlich erarbeitet. »Er schadet auch nicht«, meint er. »Ich bin eben ein Freund der direkten Aussprache, so wissen alle, woran sie mit mir sind.«
Als er in die Kommunalpolitik einstieg, ging es im Rat viel schärfer zur Sache als heute, wo ein Dreierbündnis miteinander kooperiert. Erhard Füsser erinnert sich an so manche hart geführte Auseinandersetzung – bisweilen auch knapp unter der Gürtellinie – mit dem SPD-Fraktionschef Hans Peter Eichner. »Damals hatten wir noch den Luxus, über Gelder und ihre Verteilung entscheiden zu können«, lächelt er süffisant und gibt zu, dass ihm solch sportlich geführte Duelle durchaus fehlen.
Sport ist neben Politik eine weitere Domäne, in der er sich, wie er findet, gut auskennt. Für den Kölner Stadtanzeiger hat er schon als Student über den Kölner Sport berichtet. Für dpa schreibt er noch immer über Eishockey und die Kölner Haie. Er hat den berühmten australischen Tennisspieler Rod Laver in der alten Kölner Sporthalle getroffen und mit Ivan Lendl Interviews geführt. Das genaue Formulieren liegt Erhard Füsser, der in Köln geboren wurde und in Lövenich in einer konservativen katholischen Familie aufwuchs. Er machte Abitur auf dem Gymnasium Kreuzgasse und war nach dem Studium bis zu seiner Pensionierung in der deutschen Außenwirtschaftsförderung tätig, was durchaus zu Füsser passt. Denn er will wissen, was in der Welt so vor sich geht. »Ich reise gerne, auf gut versorgtem Niveau. Im November war ich beispielsweise in Südwest-China.« Beeindruckt war er, mit welcher Geschwindigkeit dort Straßen und Schienenwege gebaut werden.
Im vergangenen Jahr ist der zweifache Familienvater und dreifache Großvater 70 geworden. »Mir macht es aber immer noch Spaß, Dinge in der Stadt positiv beeinflussen zu können«, sagt er, ob beispielsweise beim Umbau und der Erweiterung des Freiherr-vom-Stein-Schulzentrums oder bei der Frage, wie Rösrath so gut wie möglich ein attraktiver Ort bleiben kann. »Allerdings muss sich Rösrath auch vor niemandem verstecken, wir sind gut aufgestellt, und dass alles hier ordentlich läuft, rechne ich auch mir zu«, betont Erhard Füsser ganz unbescheiden.
Bis 2020, dem Ende der Wahlperiode, will er noch weitermachen, dann ist Schluss mit allen Ämtern. Was danach kommt? Indien. (Sigrun Stroncik)
3 Fragen an Erhard Füsser
Was mögen Sie besonders an der Stadt Rösrath?
FÜSSER: Rösrath ist eine liebenswerte Stadt in wunderschöner Umgebung.
Was würden Sie gerne in Rösrath ändern?
Wenn ich Geld ohne Ende hätte, würde ich die Verkehrsanbindung an Köln noch verbessern, beispielsweise ein zweites Gleis für die Bergische Bahn bauen lassen. Es gab mal Überlegungen für die Verlängerung der Straßenbahn von Königsforst nach Rösrath, aber das war auch damals schon ein Traum.
Verraten Sie uns Ihren Lieblingsplatz in Rösrath?
Es ist schön, dass wir das Schloss Eulenbroich haben und dass es baulich angepasst werden konnte an die Erfordernisse der Jetzt-Zeit.