Bondina Schulze

Grüne Bürgermeisterin für Rösrath

Bondina Schulze

So tritt sie Befürchtungen in den sozialen Medien, eine grüne Bürgermeisterin würde nun alle Rös­rather aufs Fahrrad zwingen, gelassen entgegen. »Ich möchte eine Gleichberechtigung von Fußgängern, Rad- und Autoverkehr. Dazu brauchen wir erst einmal eine vernünftige Infrastruktur. Wenn wir überall gute Radwege haben, werden viele von ganz alleine öfter aufs Rad steigen«, ist sie überzeugt. Dabei sei auch denkbar, die Rad­wege von den Hauptverkehrsadern durch Rösrath zu entkoppeln und neue Wegführungen zu entwickeln. Sie selbst, auf den Hoffnungsthaler Bergen wohnend, fährt gerne E-Bike und hat die E-Leih­räder am Rösrather Bahnhof schon ausprobiert, verschmäht aber auch das Auto nicht.

Klar ist, die klassisch grünen Themen wie umweltfreundliche Mobilität und Klimaschutz sind ihr wichtig. »Ich möchte, dass alle städtischen Gebäude in Rösrath bis 2030 klimaneutral sind.« Auch sollten mehr Ladestationen in der Stadt einge­richtet werden, um Interessierten den Umstieg auf Elektromobilität zu erleichtern. »Denk­bar wäre beim Thema umweltfreundliche Mobilität zum Beispiel eine Kooperation mit einer Fachhochschule – Studenten könnten im Rahmen ihrer Masterarbeit ein Mobilitätskonzept für Rösrath erstellen.« Kurzfristig setzt die neue Bürgermeisterin beim Klimaschutz aber auch auf jeden Einzelnen. Schon kleine Verhaltensänderungen könnten hier positiv wirken – zum Beispiel den persönlichen Stromverbrauch zu reduzieren und weniger Abfall zu produzieren. Oder in kleinem Rahmen zum Selbstversorger werden. So tum­meln sich im privaten Garten der Bürgermeisterin jede Menge Enten und Hühner, zur Freude der Nachbarskinder – eine echte Bullerbü-Romantik.

Dialog mit der Wirtschaft gesucht
Grün, grün, grün sind jedoch nicht alle ihre Kleider – ebenfalls ganz oben auf der Agenda von Bondina Schulze stehen die Themen Wirtschaftsförderung in Rösrath sowie Organisationsentwicklung und Digitalisierung der Verwaltung – sie sollen jetzt Chefinnen-Sache werden. Alles ziemlich massive Bretter, die gebohrt wer­den müssen, doch für eine funktionierende Kommune ist es nicht nur in Corona-Zeiten existenziell, dass sie tragfähig sind.

Stärkung der Verwaltung als erstes Projekt
Vor der Aktion steht jedoch erst einmal eine Bestandsaufnahme – und so sucht die Bürgermeisterin derzeit den Kontakt zu den Rösrather Geschäftsleuten, hat sich mit der neuen IHK-Präsidentin Nicole Grünewald ausgetauscht und schon zahlreiche Gespräche mit den Mitarbeitenden der Stadtverwaltung geführt. Die Verwaltung zu stärken, ist ihr, der langjährigen Personalreferentin in einem Konzern, ein besonderes Anliegen. »Es gibt hier viel Motivation – und das, obwohl die Verwaltung in Zeiten des Haushaltssicherungskonzepts ziemlich ausgedünnt wurde und teilweise sehr knapp besetzt ist. Die Corona-Pandemie hat den Mitarbeitenden aktuell besonders viel abgefordert und tut es noch. Auch der demografische Wandel muss bedacht werden, viele gehen in nächster Zeit in den Ruhestand. Mein vordringlichstes Ziel für die nächste Zeit ist es daher, die Personalausstattung zu verbessern, das vorhandene Personal zu stärken und weiter zu entwickeln.« In der Verwaltung wird dies vielfach als Chance gesehen – »die Stimmung ist positiv«, verlautet es aus Mitarbeiterkreisen.

Einfach wird es für die neue Bürgermeisterin in den nächsten Monaten nicht. Die Corona-Pandemie beschert auch Rösrath weniger Steuereinnahmen, und durch den Wechsel des langjährigen Kämmerers Christoph Nicodemus ins Bürgermeisteramt von Overath ist erst einmal eine Lücke im Personaltableau entstanden. Da Nicodemus zudem Koordinator der umfangreichen Sanierungsmaßnahmen am Freiherr-vom-Stein-Campus war, müssen auch hier die Verantwortlichkeiten neu justiert werden.

Hinzu kommen die unterschiedlichen Interessengruppen, die gehört werden wollen – mit dem Jugendparlament hat sich Schulze schon zusammengesetzt, will wissen, wo die Jugendlichen der Schuh drückt. Und auch die Finissage der 40. Rösrather Künstler-Ausstellung hat sie als eine ihrer ersten Amtshandlungen besucht und gleich eine kleine Serie des Forsbacher Künstlers Klaus Eduard Rabe erstanden. Die originellen, auf dem Smartphone gezeichneten Bilder sollen jetzt das Bürgermeisterinnen-Büro zieren – vielleicht ein künstlerischer Beitrag zur weiteren Digitalisierung des Rathauses? (ER)