Mit dem Mietwagen durch Jordanien

Reise

Mit dem Mietwagen durch Jordanien

Wir beschlossen, uns nicht beirren zu lassen, und starteten unser Abenteuer im weniger als fünf Flugstunden entfernten, sonnigen Aqa­ba am gleichnamigen Golf, wo wir in das quirlige Treiben der Hafen­stadt eintauchten und am nahe gelegenen South Beach die vielfältige Unterwasserwelt erkundeten. Hier erfuhren wir, dass König Abdullah selbst begeisterter Taucher ist und einen großen Teil des Meeres vor der 27 Kilometer langen Küste als Meeresnationalpark unter Naturschutz stellen ließ, was dem maritimen Leben sichtlich guttut.

Nach einigen entspannten Tagen in den bunten Korallengärten des Roten Meeres zog es uns in das karge Hinterland. Vorbei an einer surrealen Mondlandschaft suchten wir unseren Weg zu der nächsten Station unserer Reise, der Wadi Rum Wüste. Wo Lawrence von Arabien seine Spuren hinterlassen hatte, wollten wir die kommende Nacht in einem Beduinen-Camp verbringen. Nach dem obligatorischen, stark gesüßten schwar­zen Tee zur Begrüßung im Camp stiegen wir in einen Jeep, der uns holpernd vorbei an Sandsteinfelsen und über Sanddünen zu einem Aussichtspunkt brachte, an dem wir den Sonnenuntergang über dieser majestätischen Landschaft bewundern konnten. Abends bei einem reichhaltigen Mahl und Beduinen-Gesängen betrachteten wir den Sternenhimmel, der nur in der Wüste so klar und hell sein kann, und fühlten uns selber ein bisschen wie der legendäre Wüstenfürst.

Am nächsten Tag setzten wir unsere Reise durch karge, einsame Landschaften in Richtung Petra fort, dem sagenumwobenen Highlight einer jeden Jordanienreise. An windumpeitsch­ten Aussichtspunkten am Straßenrand hielten wir mit unserem Wagen an und versuchten die richtige Schlucht zu erahnen, in welcher sich die legendäre Felsenstadt Petra befindet. Wir waren gespannt, schließlich kannten wir den Ort aus dem Film »Indiana Jones und der letzte Kreuzzug«. Dabei hat das Unesco Weltkulturerbe Petra weitaus mehr zu bieten als das weltweit bekannte Al-Khazneh, das Schatzhaus. Für die von den Nabatäern vor mehr als 2000 Jahren errichtetenn Gebäude, Gräber und Wege sollte man sich mindestens zwei Tage Zeit nehmen, um auf diversen Wander­wegen die volle Pracht dieser atemberaubenden historischen Landschaft zu genießen. Wer nicht gut zu Fuß ist, der kann sich einen Esel oder ein Kamel mit Führer mieten oder bei einem der zahlreichen Tee-Stände einkehren, bis die untergehende Sonne den Sandstein in ein warm-glühendes Rot taucht.

Überwältigt von den zahlreichen Eindrücken und mit ein bisschen Muskelkater freuten wir uns auf unser nächstes Ziel. Versprach doch das Tote Meer ein paar entspannte Tage, die wir hauptsächlich schwebend in dem mit Salz und anderen Mineralien nahezu gesättigten Wasser verbrachten, bevor es wieder zurück nach Aqaba gehen sollte.

Die Rückfahrt hielt allerdings noch eine Überraschung bereit. Nach einem Zwischenstopp im Biosphärenreservat Dana stolperten wir in der Nähe der Kreuzritterburg Montreal Abu Ali in die Arme. Aus seiner in den Sandstein geschlagenen Höhle verkaufte er köstlichen, dickflüssigen Kaffee mit Kardamom. Wir genossen ein Tässchen und stärkten uns mit Fladenbrot, das in flüssiges Lammfett und Zucker getunkt wurde, und staunten nicht schlecht über die diversen Zeitungsartikel über Abu Ali, die seine Höhle schmückten. Den Grund für seine Berühmtheit konnten wir anschließend draußen bewundern. Aus einem umgebauten und mit zahlreichen bestickten Kissen ausgestatteten VW-Käfer hatte er das »kleinste Hotel der Welt« geschaffen. Er wollte dadurch Touristen für sein geliebtes Heimatdorf begeistern, in die sie sich trotz der beeindruckenden Kreuzritterburg eher selten verirrten. Selbst die einheimische Bevölkerung hatte den Ort nach und nach verlassen, seit der Fluss austrocknete und sich Landwirtschaft und Viehhaltung nicht mehr lohnten.

Wieder angekommen in Aqaba, genossen wir eine Shisha, schauten bedächtig aufs nächtliche Meer hinaus und stellten fest, dass wir hier, allen Zweifeln unserer Lieben zum Trotz, wohl ein ganz besonderes Stück­chen Erde entdeckt hatten. Und die Sicherheit? Tatsächlich haben wir uns hier zu keinem Zeitpunkt unsicher gefühlt und die Gastfreundschaft der Jordanier sehr genossen. (Alexandra Jaworek)