Schulzentrum

Fortschritt und Herausforderung

Schulzentrum

Hinzu kommt die Organisation der Abschlussprüfungen, die Räumung von Klassenzimmern, die saniert werden sollen, das Lüften trotz Baulärm und dann die spannende Frage – unterrichten wir in Präsenz, im Wechsel oder zu Hause?

Schulen am Limit
»Wir sind alle am Limit«, bringt es Susanna Geiss, Mitglied im Verbund der Gruppe Rösrather Schulpflegschaf­ten (Rösch) und Schulpflegschaftsvorsitzende des Gymnasiums, auf den Punkt. Sie erzählt von Fluchtwegen, die sich immer wieder ändern, von einer Heizung, die ausgebaut wurde, ehe das Provisorium startklar war, von angekündigten Wandeinbrüchen, die bis zum heutigen Tag verschoben wurden und Wechselunterricht, der die Schulen vor immense organisatorische Probleme stelle.

Gute Noten für Homeschooling
Dass die Grundstimmung dennoch weiterhin optimistisch ist, hat mehrere Ursachen. »Das Engagement der Lehrer und Eltern in Rösrath ist außerordentlich«, betont Ulrich Kowalewski, Erster Beigeordneter der Stadt und nach dem Weggang von Christoph Nicodemus zuständig für die Koordination des Neu- und Umbaus.

Nach ersten Anlaufschwierigkeiten zu Beginn der Coronakrise hat sich auch das Homeschooling über die Plattform MS-Teams an allen weiterführenden Schulen gut einge­spielt, wie die zu Beginn des Jahres durchgeführten Umfragen mit einer breiten Beteiligung von Schülern, Eltern und Lehrern bestätigen. Demnach habe sich die Ausrichtung des Online-Unterrichts am regulären Stundenplan bewährt, regelmäßige Videokonferenzen wechseln sich mit Phasen des selbstständigen Lernens ab.

An der Gesamtschule wurde der Stundenrhythmus am Vormittag auf einen 60-Minuten-Takt umgestellt, die Nachmittagseinheit umfasst 90 Minuten für jeweils nur ein Fach. Kritisch sehen Schüler den Umfang der selbstständig zu bearbeitenden Aufgaben, zufrieden sind sie mehrheitlich mit der persönlichen Erreichbarkeit der Lehrer. Besonders groß ist der Druck bei Oberstufenschülern und Abschlussklassen. »Mit Initiativen zur psychosozialen Betreuung und Online-Aktionen wie Kultur vom Stein tun wir alles, um die Gemeinschaft zu stärken und die sozialen Folgen so gering wie möglich zu halten«, betont Michael Gasse, Leiter des Rösrather Gymnasiums.

Mehr Austausch mit Politik und Verwaltung
Positiv beurteilen die Schulspitzen unisono die Perspektiven des Bildungsstandorts Rösrath. Mit dem erfolgreichen Start der Gesamtschule im vergangenen Jahr, einer modernen Ausrichtung des Schulzentrums als Campus, dem Ausbau der Ganztagsangebote in Grund- und weiter­führ­­en­den Schulen sowie der Modernisierung der Lehre durch Digitalisierung und differenzierte Raumkon­zepte eröffnen sich ihrer festen Überzeugung nach viele Chancen. »Wenn der Aufbruch langfristig gelingen soll, müssen wir als Experten jedoch noch stärker gehört werden«, mahnt Gasse und: »Die Schule der Zukunft muss auch bei den zuständigen Behörden neu gedacht wer­den«, ergänzt Gesamtschulleiterin Alexandra Mildner. Beide wünschen sich einen regelmäßigen Austausch mit Verwaltung, Schulausschussmitgliedern und Parteienvertretern. Als ersten Schritt begrüßen sie, dass alle Schulstufen und Eltern inzwischen einen Sitz im Schulausschuss haben.

Wie nötig und am Ende frucht­bar ein solcher Austausch ist, zeige die Beschaffung von sechs Klassencontainern durch die Stadt Rösrath. »Monatelang sind wir mit unserem Anliegen gescheitert«, erinnert sich Geiss. Am Ende sei es dem persönlichen Einsatz des Ersten Beigeordneten zu verdanken, dass die durch Corona verschärften räumlichen Engpässe behoben wurden. »Es gibt Wochen, da beschäftigt mich der Schulumbau quasi rund um die Uhr«, bestätigt Kowalewski. Inzwischen wächst der Neubau sichtbar, Teile der Heizungsanlage sind in Betrieb, ein Bunker zur fachgerechten Lagerung der Pellets in Planung. Die energetische Sanier­ung dauert an, Fenster werden laufend ausge­tauscht, die Beschaffung der Kücheneinrichtung und die Vergabe zur Ausführung der Gestaltung und Begrün­ung der Außenanlagen läuft. »Bis Ende dieses Jahres wollen wir den Neubau mit seinem zentralen Entrée einweihen und die Mensa eröffnen«, so Kowalewski optimistisch. Die Sanierung der bereits vorhandenen Klassenräume soll Mitte 2022 abgeschlossen sein, ebenso die Gestaltung der Pausenhöfe und Wege.

Schnelles Internet in Sicht
»So kann es nicht weitergehen« gilt beim Thema Digitalisierung als einhelliger Konsens. Zwar hat die Stadt mit der Installation von sogenannten Speed-Boxen für eine Übergangslösung gesorgt. Doch ohne schnelles Internet ist ein vernünftiger Unterricht in Distanz und Präsenz nicht mach­bar, weiß auch Kowalewski. Umso erfreuter zeigt er sich, dass der Stadt eine schriftliche Zusage der Telekom vorliegt, die den Beginn des Glasfaserausbaus für das Schulzentrum und dessen angrenzende Gebiete im 1. Quartal 2022 vorsieht. Geplant ist eine flächendeckende, einheitliche Server-Admin-Lösung und gemäß Medienentwicklungsplan eine sukzessive Ausstattung der Schulen mit neuester Präsentationstechnik.

Darauf hofft auch Mildner, denn sie hat viel vor. »Wir sind eine integrative Schule und arbeiten stärkenorientiert und binnendifferenziert.« Das Konzept erfordere zahlreiche multifunktionale Räume, Rückzugsmöglichkeiten, aber auch modernes Equipment für den Unterricht, die Lernwerkstatt, Mint-Angebote sowie zahlreiche Wahlpflichtfächer und Arbeitsgemeinschaften.

Vertrauensvorschuss der Eltern
Die Gesamtschule wächst kontinuierlich, jedes Jahr kommen rund 108 Schüler hinzu, »das ist die maximale Auslastung«. In diesem Jahr habe man mit Neuanmeldungen von 94 Schülern am Gymnasium und 109 an der Gesamtschule jedem interessierten Rös­rather Kind ein Ange­bot machen können, bestätigt auch Kowalewski. Die Zahl der Auspendler sei auf 15 Prozent zurückgegangen, »der Vertrauensvorschuss der Eltern ist groß«.

»Wenn in fünf Jahren die Realschule ausläuft«, formuliert Mildner die Hoffnung aller, »wird es zwei starke Schulen nebeneinander geben, die miteinander arbeiten.« Auch ihre Schülerin Paula Schmitz spricht sicher vielen aus dem Herzen, wenn sie Distanz- und Wechselunterricht mit den Worten kommentiert: »Wir lernen etwas, aber es gibt auch Internetprobleme.« Vor allem hofft sie ,»dass ich meine Freunde bald wieder in der Schule sehen kann und nicht nur auf dem Bildschirm«. (Petra Stoll-Hennen)