Philomena Franz Forum

Zum 100. Geburtstag

Philomena Franz Forum

Als Tochter einer jüdischen Mutter wird Philomena am 21. Juli 1922 im schwäbischen Biberach geboren, ihr Vater ist ein Sinto aus der fran­zösischen Stadt Lille. Franz wird nach Auschwitz-Birkenau und Ravensbrück verschleppt und überlebt – anders als viele ihrer Familienmitglieder und über 500000 Sinti und Roma – wie durch ein Wunder. In Vorträgen an Schulen und Universitäten und in ihren Büch­ern beeindruckt sie seither nicht nur mit intensiven Schilde­rungen von Folter, Flucht, Erniedrigung und Hass, sondern vor allem mit ihrer Haltung zum Leben danach: »Wenn wir hassen, verlieren wir. Wenn wir lieben, werden wir reich.«

Wer die temperamentvolle Frau kennenlernt, kann sich ihrem Bann nicht entziehen. So ging es auch Matthias Buth, als er Philomena Franz vor über 20 Jahren zum ersten Mal persönlich traf. »Sie hat mich berührt«, sagt der Rösrather Schriftsteller und Jurist, »mit ihrer Schönheit im Menschsein, mit ihrem wahrhaftigen Glauben und ihrer intensiven Präsenz und Authentizität.«

Franz lebte viele Jahre in Rösrath, ist Ehrenbürgerin der Stadt Bergisch Gladbach, Frau Europas, ausgezeichnet mit dem Bundesverdienstkreuz und dem Verdienstorden von NRW. »Sie hat uns Deutschen die Treue gehalten, hat uns – ihre Mitbürger – nicht in Grund und Boden verurteilt, sondern Hass, Mord, Vernichtung ihrer Familie, ihres Volkes mit dem Kostbarsten, zu dem ein Mensch fähig ist, aufgewogen, mit Liebe und Zuneigung, mit Verzeihen und nobler Mitmenschlichkeit«, beschreibt Buth ihr größtes Verdienst.

Anlässlich des 100. Geburtstages würdigt das Philomena Franz Forum die »Mutter Courage Deutschlands«, wie Buth sie nennt, mit einer zweitägigen Feier, zu der alle Interessierten herzlich eingeladen sind. Auftakt bildet das ökumenische, poetische Nachtgebet in der Kirche Sankt Servatius.

Die Tagung am Donnerstag widmet sich der Kultur und Geschichte der Sinti, ihrer Verfolgung im Dritten Reich, aber auch dem Antiziganis­mus und der Situation in Europa. Das Forum hat hochkarätige Referenten aus Politik und Wissenschaft zu Gast, darunter Claudia Roth, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Dr. Mehmet Gürcan Daimagüler, Antiziganismus-Beauftragter der Bundesregierung, und Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma.

Ab 20 Uhr wird das Sinti-Jazz-Quartett Romeo Franz Ensemble ein swingendes Konzert im Bergischen Saal geben. Zuvor wird die Jubilarin, für die Musik bis heute eine große Rolle spielt, im Gespräch mit Matthias Buth aus ihrem Leben erzählen, »Überraschungen inklusive«. Zur Tagung werden Getränke und ein Imbiss gereicht, das Konzert klingt mit einem gemütlichen Umtrunk aus. (Petra Stoll-Hennen)

Das Programm

20. Juli.
POETISCHES NACHTGEBET

Sankt Servatius, Hoffnungsthal, 19 Uhr
Dank- und Fest-Gottesdienst mit Pastor Franz Gerards und Pfarrer Thomas Rusch von der evangelischen Gemeinde Volberg
Lesungen Matthias Buth
Orgel-Improvisationen Boris Berns
Philomena Franz spricht das »Vater unser« in Romanes, der Sprache der Sinti und Roma Anschließend Steh-Empfang

21. Juli.
Wissenschaftliche Tagung

ab 10 Uhr Bergischer Saal Schloss Eulenbroich, Rösrath
Hochkarätige Vertreter aus Politik und Wissenschaft referieren
Themen: Kultur und Geschichte der Sinti, Verfolgung im Dritten Reich, Antiziganismus und die Situation in Europa.
Begrü̈ßung Dr. Matthias Buth
Ab 20 Uhr
Konzert im Schloss Eulenbroich
Das international bekannte Sinti-Jazz-Quartett Romeo Franz Ensemble wird zu Ehren von Philomena Franz ein swingendes Konzert geben. Zuvor wird die Jubilarin im Gespräch mit Matthias Buth aus ihrem Leben erzählen.

Der Eintritt zu den Veranstaltungen ist frei, Spenden sind willkommen.
Anmeldungen erbeten unter www.philomena-franz-forum.de/anmeldung/