Menschen in Rösrath
Hardy Schumacher
Sich zu zeigen, im Ort unterwegs zu sein, bei Fußballspielen aufzutauchen, im Karneval, bei Kulturveranstaltungen, und so den Mitbürgern dieser Stadt zu begegnen, gerade, weil so viele ein eher schlechtes Bild von Politikern haben. »Wir sind die Basis, wenn wir schon negativ wahrgenommen werden, dann wäre das schlimm für die Demokratie«, sagt er. Seit 14 Jahren ist Schumacher Ratsmitglied, davor war er auch schon sachkundiger Bürger. Er gehört der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen an und sitzt für sie im Stadtentwicklungs-, Planungs- und Verkehrsausschuss, als Parteiloser wohlgemerkt. Ganz früher mal, in den 60er-Jahren, war er SPD-Mitglied. 1968 ist er dann wegen der Notstandsgesetze ausgetreten und nie wieder einer Partei beigetreten. Hardy Schumacher hat sich eben diesen eigenen Kopf bewahrt, der ihn dazu bringt, im Stadtrat auch mal gegen eine Sache zu stimmen, wenn er nicht von ihr überzeugt ist, auch wenn sie von der Jamaika-Kooperation aus CDU, Grünen und FDP vorgelegt wurde.
Sein großes Thema, das ihn seit der Jugend umtreibt und ihn auch politisiert hat, ist die soziale Gerechtigkeit, ein Thema, das freilich viele Facetten hat. Vielleicht liegt dieses Engagement für soziale Belange und sein Interesse an der sozialen Frage in der Kindheit begründet. Sein Aufwachsen im Nachkriegsdeutschland war alles andere als Bullerbü. Hardy Schumacher absolvierte acht Jahre Volksschule und eine Lehre bei einem Kirchenmaler, dort lernte er auch Ornamente malen. Während seiner anschließenden Ausbildung zum evangelischen Diakon, dazu gehörten auch vier Semester Theologie, war er in einem Siechenheim tätig – »Ja, so hieß das damals«,– begleitete dort die Sterbenden und musste außerdem vom Putzen bis Windeln alles machen. »Das war eine wichtige, sinnerfüllte Arbeit, die mir geholfen hat, mich weiterzuentwickeln«, erinnert er sich. Später studierte Schumacher Sozialpädagogik, war Leiter eines Kindererholungs-, Freizeit- und Tagungszentrums, später dann auch Leiter eines Altenheims, engagierte sich für Jugendzentren, lernte Demeterlandwirtschaft, baute einen Hofladen mit auf und schnupperte in die konventionelle Landwirtschaft. Für die bäuerlichen Familienbetriebe würde er sich deshalb ein System wünschen, dass ihnen hilft, umzusteuern und aus der Wachse-oder-Weiche-Sackgasse herauszukommen. Und ja, als zweifacher Großvater ist er natürlich auch schon bei den Fridays for Future Demonstrationen mitgelaufen. In Rösrath sieht er durchaus die Bereitschaft, mehr für den Klimaschutz zu tun. »Wir haben uns dem Klimakonzept des Kreises angeschlossen«, betont er. Ziel ist hier die Bündelung und Vernetzung vielfältiger Klimaschutzaktivitäten sowie die Ermittlung tatsächlicher Potenziale in den Bereichen Energieeinsparung, Energieeffizienz und erneuerbare Energien.
All die verschiedenen Bereiche, die er kennengelernt hat, haben ihn beweglich im Kopf gehalten. Jetzt im Alter sei er auch kompromissbereiter und verständnisvoller geworden. »Ich bin sicher der größte Profiteur von dem, was ich so gemacht habe.« Für einen Kommunalpolitiker sei es jedenfalls nicht verkehrt, sich in sein Gegenüber hineinzuversetzen und einen Konsens zu finden, der beiden Seiten nutzt. »Ideologische Verbohrtheit bringt nichts«, sagt Schumacher zum Schluss. »Wir als Kommunalpolitiker sind Würdenträger, wir haben durch unser Mandat Verpflichtungen gegenüber allen Bürgern, auch jenen gegenüber, die uns nicht gewählt haben. Wir stehen nicht über den Dingen.« (Sigrun Stroncik)
3 Fragen an Hardy Schumacher
Was mögen Sie besonders an der Stadt Rösrath?
Schumacher: Die Lage ist toll und die Bevölkerungsstruktur spannend. Viele Menschen, die hier leben, engagieren sich in der Stadt. Das finde ich großartig, davor habe ich großen Respekt.
Was würden Sie gerne in Rösrath ändern?
Ich würde mir wünschen, dass jeder Stadtteil ein eigenes richtiges Jugendzentrum hat.
Verraten Sie uns Ihren Lieblingsplatz in Rösrath?
Der Johannisberg direkt im Wald ist mein Lieblingsplatz.