»Reibung ist wichtig für die Entwicklung«

»Zuhören, verstehen, bewegen« lautet ihr Credo. In ihrer neu eröffneten Privatpraxis in Forsbach behandelt sie Kinder und Jugend­liche von vier bis 21 Jahren, die mit ihrem Alltag nicht gut zurechtkommen. Das Spektrum reicht von Konzentrations- und Lernstörungen über Essstörungen, Depressionen und soziale Ängste bis hin zu Störungen der eigenen Geschlechtsidentität.

»Abweichendes Verhalten entsteht nicht ohne Grund«, sagt die 44-Jährige, die selbst zwei Kinder hat. So seien Trotz- und Autonomie­phasen sehr wichtig für die Entwicklung. »Reibung muss sein, junge Menschen müssen Ecken und Kanten auch ausleben dürfen. Das passt aber oft nicht mit unserem Schulsystem zusam­men, das sehr hohe Anpassung erfordert«, erklärt Zander. Steigt der Leidensdruck, reagieren viele junge Menschen mit Aggressivität, sozialen Ängsten oder einer Verweigerungshaltung, die den eigenen Alltag und den der Familie oft nur noch schwer ertragen lassen – und tiefe Gräben zwischen Kind und Eltern aufreißen.

Hier ist Fingerspitzengefühl ge­­­fragt. »Beide Seiten müssen ernst genommen und wertgeschätzt werden – das Kind mit seinen Problemen und die oft zutiefst verunsicherten Eltern. Und alle müssen die Behand­lung auch wollen.« Die ersten Stun­den der Behandlung dienen daher der Anamnese, dann wird gemeinsam besprochen, wie es weitergeht. »Ich will die Persönlichkeit der Kinder und Jugendlichen nicht verändern, ich spreche mit ihnen auch nicht über ihre Defizite, sondern über ihre Fähigkeiten«, erklärt Zander. »Sie sollen nach der Therapie sagen können: »Das habe ich jetzt selbst geschafft.« (ER)