gestärkt aus der Krise
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Wöllner-Stift

gestärkt aus der Krise

Ein Einstieg mitten in der Corona-Pandemie, ein zweiter Lockdown mit all seinen Folgen für die Bewoh­nerinnen und Bewohner, gefolgt von der aufwändigen Organisation der Impfkampagne im Frühjahr und nun die Flutkatastrophe im Sommer. »Das toppt alle bisherigen Herausforderungen«, gesteht Heine noch sichtlich erschüttert von den Ereignissen rund um den 14. Juli.

Von den ersten Bemühungen, dem Wasser mit Sandsäcken und Handtüchern Herr zu werden bis zur Überflutung von Tagespflege, Wäscherei, Wohnungen, Werkstatt und Anschlussräumen vergingen nicht einmal vier Stunden. »Es war wie in einem Katastrophenfilm«, erinnert er sich, »und ich bin allen Einsatzkräften, der Feuer­wehr, der Polizei, dem Roten Kreuz, Meurer-Touristik und den Kollegen, die nach der Schicht von zu Hause aus wieder zu Hilfe eilten, unendlich dankbar.« Ein gutes Netz­werk und der glückliche Umstand, dass im Geno Hotel in Forsbach gerade die Betriebsferien begonnen hatten, verhalfen zu der rettenden Lösung, sämtliche 138 Bewohner unbeschadet vorübergehend dort unterzubringen und zu pflegen.

Als ehemaliger Projektleiter für die Entwicklung und Umsetzung eines inklusiven Wohnquartiers in Bonn-Vilich und Leiter einer Altenpflegeeinrichtung in Kaarst ist Heine durchaus geübt im Krisenmanagement. »Die Dimension, ein komplet­tes Alten- und Pflegeheim im Notbetrieb zu betreiben und zeitgleich Sanierung und Wiederaufbau zu organisieren, übersteigt aber alles Dagewesene«, konstatiert der 37-Jährige ehrlich.

Start als Krankenhaus

Dabei kann das Wöllner-Stift auf eine über 120-jährige, bewegte Geschichte zurückblicken. Das 1898 erbaute Stift war ursprünglich ein Krankenhaus, in dem viele Rösrather das Licht der Welt erblickten. Pauline Reusch stiftete das Krankenhaus im Gedenken an ihren Vater, den Kölner Fabrikbesitzer Christian Wöllner. Die medizinische und soziale Versor­gung damals war alles andere als gut und das Krankenhaus deshalb ein lebensrettender Segen für die Region. Die letzte Geburt wurde 1958 registriert, im selben Jahr wurde der Umbau zum Altenheim abgeschlossen.

Moderne Wohnkonzepte und gemütliche Atmosphäre

Heute besteht das laufend erwei­terte und modernisierte Ensemble neben Haus Pauline aus den Häusern Christian, August und Friedrich und bietet 138 Menschen ein Zuhause in vollstationärer Pflege mit familiär gestalteten Wohnbereichen und modernen Wohnkonzepten in Kleingruppen. Alle Zimmer sind Einzelzimmer mit Nasszelle, jede Station hat eine Küche, die Gartenanlage im Innenhof und die gemütliche Cafeteria laden Bewohner und Besucher zum Verweilen ein. Wenn alle an Bord sind, betreuen Heine und sein Team täglich rund 200 Senioren. Drei Viertel sind Frauen, das Durchschnittsalter beträgt 85 Jahre. Neben der vollstationären Pflege bietet das Seniorenheim 34 Plätze im Betreuten Wohnen und 20 Plätze in der Tagespflege, davon 16 im Haus August und vier im ehemaligen katholischen Pfarrhaus. Hinzu kommt das im Bau befindliche Haus Vierkotten mit 22 Tagespflegeplätzen.

Das Stift bietet auch Kurzzeit- und Urlaubspflege, von den vorgesehenen 13 Plätzen stehen wegen der starken Nachfrage im vollstationären Bereich derzeit nur zwei dauerhaft zur Verfügung, räumt der gelernte Sozial- und Gesundheitsmanager ein.

Neue Technik, Ausbildungsoffensive und eine Kindertagesstätte

Der Einstieg mitten in der zeit- und kraftraubenden Corona-Pandemie hat Heine nicht davon abgehalten, gemeinsam mit seinem Leitungsteam und den Kollegen der Wöllner-Stift Dienstleistungs-GmbH neue Konzepte und Ideen zu entwickeln und anzustoßen.

So ist nach einer großen Um­frage unter den Bewohnern und Kollegen zum Thema Nachhaltigkeit beispiels­weise eine Umstellung der Speisepläne geplant, mit mehr vegetarischen Angeboten, mehr saisonalen Anpassungen und einer Reduzierung von Lebensmittelabfällen.

Mit erheblichen Investitionen wurde ein flächendeckendes W-Lan im gesamten Haus realisiert und die EDV-gestützte Dokumentationsarbeit kontinuierlich weiterentwickelt.

Zur Modernisierung gehört auch die Verstärkung der Social-Media-Aktivitäten. »Die Sichtbarkeit zu erhö­hen ist auch ein Akt der Teilhabe«, betont Heine, »und hat den Nebeneffekt, dass wir als fortschrittlicher Arbeitgeber dort Flagge zeigen, wo uns potenzielles Personal wahr­nimmt.«

Heine, der sich mit seiner Familie schon vor der Amtsübernahme für Rösrath-Hoffnungsthal als Lebensmittelpunkt entschieden hatte, ist froh, dass die Fluktuation im Wöllner-Stift so gering ist. Viele der rund 160 Mitarbeiter kommen aus der Region, sind im Bergischen verwur­zelt und sehen ihre Arbeit als Herzensangelegenheit. »Der Zusammenhalt untereinander hat mich von Beginn an begeistert«, erinnert er sich und habe sich in der aktuellen Flutkatastrophe nicht nur durch das außergewöhnliche Engagement seines gesamten Teams, sondern einer ganzen Stadt gezeigt.

Der von Heine installierte Ausbildungskoordinator Markus Klapper holt so viele Auszubildende ins Haus wie nie zuvor. Ab August 2021 starten 20 neue Kollegen in den Pflege­beruf. Die von Vorgänger Franz Gheno forcierte Ausstattung mit tech­nischen Hilfsmitteln zur Pflege wird fortgesetzt. Im Frühjahr 2022 wird eine Kita eröffnet. Neun Kinder von Ange­stellten wer­den dann im kleinen Pfarrhaus um die Ecke, abgestimmt auf die Arbeitszeiten im Schichtbetrieb, von Fachkräften betreut.

Würdiges Leben für Gäste auf Zeit

Schon im Bewerbungsgespräch war Heine klar, dass die bisher gelebte Unternehmenskultur und seine Haltung perfekt zusammenpassen. »Im Mittelpunkt unserer Arbeit stehen die Bewohnerinnen und Bewohner und die Kolleginnen und Kollegen, die mit ihrer täglichen Pflegearbeit die Philosophie unseres Hauses im Umgang mit den Menschen erst mit Leben füllen. Unseren Gästen auf Zeit einen würdigen Lebensabend zu ermöglichen, ist auch mein oberstes Ziel und täglicher Ansporn.« (Petra Stoll-Hennen)