Atmen ist Leben
Reflektorische Atemtherapie
Frau Albrecht, was ist der Grundgedanke der Reflektorischen Atemtherapie?
Grundgedanke ist, den wichtigsten Muskel unserer Atmung, das Zwerchfell, in seiner Funktion zu fördern. Ein frei schwingendes Zwerchfell lässt den Atem weit werden, es aktiviert und reguliert auch viele andere Systeme des Körpers wie die Durchblutung oder das vegetative Nervensystem.
Wie funktioniert und wirkt sie?
Die Reflektorische Atemtherapie ist sehr komplex. Eine Behandlung beginnt mit warmen Tuchkompressen auf dem Rücken. Mit manuellen Grifftechniken setze ich dann gezielt Druck-, Schmerz- oder Dehnungsreize. Je nach Krankheitsbild werden beim Ausstreichen, Reizen und Lösen Vorder- und Rückseite, Arme und Beine des Körpers einbezogen und Reflexzonen, Faszien und Meridiane angesprochen. Die Stunde klingt mit Atemgymnastik oder mit an Yoga orientierten Übungen aus.
Wo wird die RAT erfolgreich angewendet?
RAT wird bei chronischen Störungen der Atmung eingesetzt wie Bronchitis, Asthma bronchiale oder Fibrose, aber auch bei organischen Beschwerden, zur Schmerzlinderung bei orthopädischen Krankheitsbildern, bei neurologischen Erkrankungen wie Parkinson oder MS und es gibt Erkenntnisse, dass auch Menschen mit Depressionen oder posttraumatischen Belastungsstörungen profitieren.
Wie sind Ihre praktischen Erfahrungen?
Sehr gut. Patienten mit COPD oder Mukoviszidose sprechen von einem Gefühl der Erleichterung, einer Art Schwerelosigkeit und Entspannung. Eine Patientin mit chronischen Lendenwirbelsäulenbeschwerden konnte »ganz viel im Alltag wieder erledigen, was zuvor nicht mehr ging«.
Warum haben Sie sich für die Fortbildung auf diesem Gebiet entschieden?
Eine Kollegin hat mich auf die RAT aufmerksam gemacht. Ihr vielfältiger Einsatz hat mich von Anfang an begeistert. In der Grundausbildung habe ich die Vorteile auch selbst gespürt. So tiefenentspannt bin ich noch nie von einem Seminar nach Hause gekommen. (Petra Stoll-Hennen)
Marie-Christin Albrecht
Physiotherapeutin, B.Sc. & Fachphysiotherapeutin für Atemwegserkrankungen und Mukoviszidose. Teammitglied seit 2019.
2018 Abschluss Bachelor of Science, 2019 Examen als Atemtherapeutin für Mukoviszidose und COPD, Fortbildung CMD (Kiefergelenkstörungen) unter osteopathischen Gesichtspunkten,
2020 Fortbildung Skoliosetherapie mit Abschluss Schroth-Therapeutin, 2021 Fortbildung Reflektorische Atemtherapie.