Ulrike Oeter

Mit Kreativität der Katastrophe getrotzt

Ulrike Oeter

So initiierte Oeter die Kunstaktion »Hoff­nung flieg ins Thal«, bei der an einem Wochenende Mitte Oktober leer stehende Geschäfte mit Kunst, Musik und Lesungen belebt wurden.

Bereits kurz nach der Flut zog die 73-Jährige mit der Kamera durch den Ort und sprach mit Betroffenen. »Sie luden mich in ihre verwüsteten Wohnungen ein, erzählten und ließen mich das Ausmaß der Schäden dokumentieren.« Bilder der zerstörten Geschäfte und Gastronomie folgten. »Und dann kam die Idee, jenseits der dokumentierten Chronik etwas Kulturelles zu veranstalten, um Leben wieder sichtbar zu machen – ganz im Sinne von ›Hoffnung flieg ins Thal‹.« Sie kontaktierte Künstler aus Rösrath und Umgebung, die sich sofort bereit erklärten mitzumachen. »Am Ende waren rund 45 bei der Aktion mit dabei, das war eine tolle Solidarität«, erzählt Oeter. In den entkernten Läden zeigten sie Bilder und Skulpturen, auf der Straße gab es kleine Performances und musikalische Einlagen. Ihr erklärtes Ziel – die Seelen der Menschen zu berühren – hat Oeter erreicht. »Viele Besucher haben mir gesagt, dass es ihnen gutgetan hat. Und der ein oder andere Ladeninhaber hat durch die Aktion wieder Mut und Kraft zum Handeln bekommen.«

Beflügelt von den positiven Rückmeldungen, hat die Hoffnungs­thalerin Ideen für weitere Projekte. So will sie den von Flut betroffenen Bewohnern des Wöllner-Stifts eine Freu­de bereiten. Sobald es möglich ist, soll dort eine skurrile Männer-Modenschau stattfinden. Im Sommer plant sie in Rösrath eine Ausstellung mit Bildern und Texten zur Flutkatastrophe und ihren Folgen – auch der Wiederaufbau soll dokumentiert werden. Unterstützt wird Oeter dabei von weiteren Künstlern, die ebenfalls fotografiert haben. Aktuell arbeitet sie außerdem an einem Bildband zum Thema. Die Rembold Stiftung hat schon eine Förderung der Projekte zugesagt.

Ihr Engagement hat die unermüdliche Chronistin auch an ihre Grenzen gebracht, zumal »neben­bei« ja auch die Renovierung des eigenen Hauses lief.

Für das Buch und die Ausstellung sucht die Künstlerin jetzt noch Stimmen. »Ich möchte die Menschen fragen, was das Liebste war, das sie in der Flut verloren haben.« Oeter hat in zahlreiche Hoffnungsthaler Briefkästen Zettel mit Informationen zu dem geplanten Projekt geworfen und auch schon ein paar Rückmel­dungen erhalten. So verlor eine Frau ihr Brautkleid, das sie Jahrzehnte gehütet hatte.

Und was war das Liebste, das sie selbst verloren hat? »Die Unbefangenheit. Gewonnen habe ich aber den Mut – zu was auch immer.« (ER)