Liliana Barejko-Knops

Menschen in Rösrath

Liliana Barejko-Knops

Die gebürtige Warschauerin pendelt zwischen der polnischen Hauptstadt und Rösrath mehrmals im Jahr hin und her. »Ich habe eine Heimat in zwei Teilen«, sagt sie und lacht. Jüngst wurde sie von NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft mit dem Landesverdienstorden ausgezeichnet, weil sie unermüdlich Brücken baut zwischen Deutschland und Polen, wobei eines ihrer wichtigsten Baustoffe die Sprachen sind. Als Vorsitzende des Vereins der Polnischlehrer und Pädagogen in Deutschland unterrichtet sie Kinder polnischer Herkunft in deren Muttersprache. Dazu stellt sie Studienreisen nach Polen auf die Beine oder hilft, Begegnungen mit Zeitzeugen und Überlebenden des Holocaust zu organisieren. Als Fortbildungsleiterin  für Sprachlehrer sorgt sie bei der Bezirksregierung für Qualitätssicherung des Sprachunterrichts in Polnisch und 20 weiteren Sprachen.

Barejko-Knops strahlt eine Stärke und ansteckende Begeisterungsfähigkeit aus, wie es nur jemand kann, der seine Aufgabe im Leben gefunden hat. Dass mehrsprachige Menschen ein bedeutendes Potenzial für die Gesellschaft sind, dass man diese Fähigkeiten schon früh fördern sollte, davon ist sie überzeugt. »Solche Menschen können Vermittler zwischen unterschiedlichen Kulturen sein«, sagt sie, außerdem gehöre die Muttersprache wesentlich zur eigenen Identität. Ihren Einsatz für Mehrsprachigkeit und Bilingualität versteht Barejko-Knops deshalb als einen Beitrag zur europäischen Integration. Es gilt, die Grenzen in den Köpfen abzubauen, mithilfe der Sprache macht man den ersten Schritt dazu. Sie selbst ist diesen Schritt schon lange gegangen.              

Bereits als Schülerin beschäftigte sie sich mit Deutsch, was wegen ihrer Familiengeschichte nicht selbstverständlich ist. Sie tat es, um die Vergangenheit besser zu verstehen, denn ihre Familie hatte im Zweiten Weltkrieg unter den deutschen Besatzern schwer gelitten. Ihre Mutter half verletzten Landsleuten beim Warschauer Aufstand 1944 und landete in Konzentrationslagern. Sie überlebte, starb aber, als Liliana sechs Jahre alt war, wahrscheinlich an den Spätfolgen des Lagers. Ihre Großeltern wurden ermordet, weil sie Juden versteckten.»Ich bin dieser Vergangenheit nachgegangen«, erzählt sie. Und man kann erahnen, was sie das gekostet hat. Nichtsdestotrotz, am Ende hat sie Menschen getroffen und die intensive Spurensuche führte schließlich auch zu der Erkenntnis, dass ihr ausschließlich negatives Bild vom »Deutschen« in der Gegenwart nicht aufrechtzuerhalten war. »Die deutsche Sprache und das Zugehen auf Menschen hat mir also geholfen, einige Vorurteile abzubauen«, erinnert sich Barejko-Knops.

Als Studentin wollte sie 1981 an der Universität Köln Deutsch und fünf weitere Sprachen studieren, als sie vom Ausnahmezustand in ihrer Heimat überrascht wurde. Weil sie aktives Solidarnosc-Mitglied war, kehrte sie zunächst nicht nach Polen zurück. Sie studierte weiter, lernte ihren heutigen Ehemann kennen und blieb schließlich endgültig in Deutschland, der einen Hälfte ihrer Heimat. In der anderen Hälfte, in Polen, wird ihr Einsatz für die polnische Sprache und Kultur ebenfalls hoch geschätzt und sie wird darin auch unterstützt. 2008 wurde Liliana Barejko-Knops mit dem goldenen Verdienstkreuz ausgezeichnet. Sie ist häufig Gast in Talkshows, erörtert in Ministerien Bildungsfragen – auch dort ist sie eine Brückenbauerin zwischen Polen und Deutschland und wird wohl weiter die  Gräben in den Köpfen einreißen, die heute sicher kleiner geworden sind, seit Europa nicht mehr durch den Eisernen Vorhang geteilt ist, aber noch immer vorhanden.(Sigrun Stroncik)

3 Fragen an Liliana Barejko-Knops

Was mögen Sie besonders an der Stadt Rösrath?
Barejko-Knops: Ich liebe den Königsforst, der fast vor meiner Haustür liegt, und ich schätze die tolle Nachbarschaft und Hilfsbereitschaft in unserer Wohnsiedlung.

Was würden Sie gerne in Rösrath ändern?
Ich würde das Ortszentrum verschönern und etwas gegen den Fluglärm unternehmen und am liebsten hätte ich eine Straßenbahn, die von Rösrath nach Köln fährt.

Verraten Sie uns Ihren Lieblingsplatz in Rösrath?
Meine Lieblingsplätze sind Spazierwege an der Sülz und  zumindest im Sommer das Hoffnungsthaler Freibad. Ich vergebe fünf Sterne für das tolle Bad.