
Evangelisches Krankenhaus Kalk
Kontinenz- und Beckenbodenzentrum
Aufgrund der langjährigen Erfahrung aller Beteiligten in Gynäkologie, Chirurgie, Gastroenterologie, Physiotherapie und Geriatrie lag es nahe, die vorhandenen Kompetenzen weiter auszubauen und ein Kontinenz- und Beckenbodenzentrum zu gründen, das in diesem Herbst zertifiziert wurde.
In der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe des EVKK ist seit Jahren eine Urogynäkologische Sprechstunde etabliert. Hier werden Patientinnen, die unter Beckenbodenschwäche und/oder Harninkontinenz leiden, mittels Urodynamik (Blasendruckmessung), Ultraschall und gynäkologischer Untersuchung beurteilt, um eine möglichst individuelle Therapie durchführen zu können.
Die hauptsächlichen Krankheitsbilder sind hierbei:
- Senkungszustände der Scheide und der Gebärmutter
- Belastungsinkontinenz (Harnverlust bei Husten, Niesen, Lachen und körperlicher Belastung)
- Dranginkontinenz oder überaktive Blase (ständiger Harndrang bis zu unkontrolliertem Harnverlust ohne auslösendes Moment).
Die genaue Unterscheidung dieser Krankheitsbilder ist enorm wichtig, weil daraus unterschiedliche Therapieformen resultieren.
Die Behandlung von Senkungszuständen kann durch Beckenbodengymnastik oder die Einlage von Pessaren erfolgen. Auch bei Belastungsinkontinenz kommt Krankengymnastik zum Einsatz, deren Erfolg zusammen mit der Patientin durch Feedbackmethoden kontrolliert werden kann.
Ist Krankengymnastik nicht ausreichend, kommt die TVT-Methode (Tension-free Vaginal Tape – spannungsfreies Vaginalband) zur Anwendung. Ursprünglich in Schweden entwickelt, hat das Verfahren sich aufgrund der guten Resultate rasch etabliert.
»Bei diesem Eingriff wird die Harnröhre durch ein kleines Band unterstützt, das hinter dem Schambein hochgezogen wird und dort innen an der Bauchwand festwächst. Die Operation dauert nur 20 Minuten und wird bei uns seit 17 Jahren mit großem Erfolg bei Belastungsinkontinenz (Harnverlust bei Husten, Niesen, Lachen und körperlicher Belastung) eingesetzt.«, erläutert Dr. Martin Dambowy, Oberarzt der Frauenklinik.
Minimal invasiv wird die Unterspritzung der Harnröhre mit sogenannten »bulking-agents« eingesetzt. Dabei wird die Harnröhre an drei Stellen unterspritzt, wodurch sie sich einengt. Der Eingriff dauert in der Regel nur 10 Minuten.
Operativ kommt außerdem in manchen Fällen eine Scheidenanhebung infrage. Bei der überaktiven Blase werden neben der Krankengymnastik häufig Medikamente eingesetzt, die zu einer besseren Blasenentspannung beitragen. Eine neuere erfolgreiche Therapieoption stellt das Einspritzen von Botulinumtoxin (Botox) in die Blase dar.
Regelmäßige Fallkonferenzen aller am Beckenbodenzentrum beteiligten Abteilungen garantieren nicht nur einen hohen Standard, sondern vor allem das Ausarbeiten eines passgenauen Therapiekonzeptes für jede einzelne Patientin.