Sechs Jahre Rösrather Tafel

Jubiläum

Sechs Jahre Rösrather Tafel

Dass es Tafeln in einem der reichsten Länder der Welt geben muss, ist nach wie vor traurig, findet Gerd Wasser, Sprecher des ehrenamtlichen Leitungsteams der Rösrather Tafel. Jede Woche werden in der Sülzstadt über 200 Lebensmittelpakete ausgegeben, 2013 verteilten die rund 70 freiwilligen Helfer 10 884 Rationen. »Das entspricht einer Menge von 70 Tonnen«, veranschaulicht Wasser. »Die Verwendung von guten Lebensmitteln, die ansonsten im Müll gelandet wären, ist immerhin ein positiver Nebeneffekt.« Leider, so der engagierte Rösrather, gebe es auch im sechsten Jahr keine Anzeichen, dass die Tafel in Rösrath überflüssig werde. Man sei schon froh, dass die Zahl der unterstützten Personen nach einem Zuwachs von neun Prozent in den letzten drei Jahren nun bei rund 620 stagniere. »Die Versorgung von Flüchtlingen ist bei uns kein Problem«, betont Wasser. Immer wieder beobachten er und seine Kollegen, wie sich Neuankömmlinge gegenseitig helfen oder Freunde als Übersetzer einspringen.

Das eingespielte Helferteam versucht so gut es geht je nach Warenlieferung die Bedürfnisse der Tafelbesucher zu berücksichtigen. Schon früh am Morgen werden die ersten Lebensmittelspenden bei Supermärkten und Geschäften gesichtet und alles Verwertbare im Kühlauto zur Tafel transportiert. Dort wird sortiert und für die Ausgabe am Dienstag und Freitag vorbereitet. Junggesellen nehmen in der Regel weniger frisches Gemüse, erzählt Wasser, Mütter benötigen mehr Milch und »auch mal etwas Süßes für die Kinder«. Fest etabliert ist auch das freitags zur Ausgabezeit geöffnete Tafel-Café, in dem sich die Besucher gerne vor oder nach dem Lebensmitteleinkauf treffen. »Auch das ist ein wichtiger Aspekt der sozialen Teilhabe«, betont Wasser.

Eine große Verbesserung hat der Umzug in die neuen Räumlichkeiten vor der Versöhnungskirche Rösrath im August gebracht. »Auch wenn die Container von außen keinen Schönheitspreis gewinnen«, räumt Wasser ein, »wir haben 50 Prozent mehr Kühlfläche, mehr Platz bei der Ausgabe und eine gute Isolierung für heiße Sommer- und kalte Wintertage.«

Ein Drittel der Tafelnutzer sind Kinder, die meisten der 290 Ausweise wurden an alleinerziehende Mütter ausgegeben. »Noch ist die Kinderarmut unser größtes Problem«, beklagt Wasser, »in ein paar Jahren könnte es die Altersarmut sein. Schon heute ist die Dunkelziffer bei älteren Menschen, die tafelberechtigt wären, groß. Umso wichtiger ist die Solidarität aller Bürger.« Die Weihnachtskistenaktion ist eine gute Gelegenheit, dieser Solidarität Ausdruck zu verleihen, auch Geldspenden helfen der Rösrather Tafel, in Zukunft ihre wichtige Aufgabe wahrnehmen zu können. »Menschen sind nicht arm, weil sie zur Tafel gehen, sie gehen zur Tafel, weil sie arm sind.« (Petra Stoll-Hennen)