Förderturm des Franziska-Schachts

Denkmal des Monats Mai

Förderturm des Franziska-Schachts

Still ist es über dem Rothenbachtal, beinahe wie in einer Urlaubswelt, fernab von kleinstädtischer Hektik. Über dem Tal thront der alte Förderturm des Franziska-Schachts, eingetragenes Denkmal für den untergegangenen Bergbau auf dem Lüderich.

Erhaben steht er da, mitten im Wald, in grauweißem Anstrich mit rotfarbigen Seilscheiben. Hier fah-ren schon lange keine Kumpels mehr ein, um mit dem Bergbau ihre Brötchen zu verdienen. Die Schläge von Meißeln und Spitzhacken sind verhallt, die Luft nicht mehr geschwängert vom Staub des Gesteins.

Rund 2000 Jahre haben die Menschen tief im Lüderich nach kostbaren Metallen gesucht. Einer der letzten Zeugen dieser Bergbautradition ist der Förderturm Franziska-Schacht. Er ist entwicklungsgeschichtlich für den Bau der Fördergerüste von Bedeutung und ist im Rheinland das älteste erhaltene Fördergerüst. 1892 wurde er als vierter Schacht der Grube Lüderich niedergebracht und hatte eine Tiefe von 237 Metern. Der filigrane Turm mit dem Förderkorb, den Schienenstücken und einem Grubenwagen erinnert an jene Zeit, in der Orte wie Hoffnungsthal, Bleifeld, Untereschbach und Steinenbrück dank der Erzvorkommen am Lüderich einen rasanten Aufschwung erlebten. Bereits 1910 wurden 65000 Tonnen Haufwerk gefördert. Um den Lüderich herum entstand eine ganze Industrie mit immer größeren Aufbereitungsanlagen, einer Erzwäsche und 28 Gruben, die rund 3000 Bergleute beschäftigten. Obwohl noch 1950 die sehr ertragreiche Lagerstätte »Hangender Sommer« entdeckt wurde, war 1958 Schluss mit der Förderung auf dem Franziska-Schacht. 20 Jahre später, am 27. Oktober 1978 wurde auf dem Lüderich die letzte Schicht gefahren – der Schlusspunkt einer langen Bergbaugeschichte.

Das Ensemble ist geblieben, wurde 1984 unter Denkmalschutz gestellt und 2001 umfassend restauriert. Der Geschichtsverein Rösrath hatte damals lange dafür gekämpft. Privatleute, Rösrather Firmen und die Stadt Rösrath spendeten Geld. Den Hauptanteil der Finanzierung trug die Nordrhein-Westfalen-Stiftung – eine Reverenz an die geschichtliche Bedeutung der Anlage. Denn zahlreiche Ausgrabungsfunde belegen, dass hier im ersten Jahrhundert schon die alten Römer nach Blei- und Silbererzen gebuddelt haben. Auch im Mittelalter lässt sich Bergbau am Lüderich nachweisen und 1518 wird er urkundlich erwähnt in einem Dokument von Herzog Johann von Jülich, der wohl die Erlaubnis erteilte, in einem »berchwerk in unsem berge, der Loederich genant, allerlei erze zu finde«. Der Förderturm des Franziska-Schachts ist ein wichtiger historischer Zeitzeuge, wohl auch, weil Wanderer ihn besuchen, um die Aussicht zu genießen, an seinem Fuße Open-Air-Gottesdienste gefeiert weden und Schulklassen hier bei Exkursionen durch den Wald einen schönen Rastplatz haben. (Sigrun Stroncik)