100 Jahre Eisenbahn im Sülztal
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Jubiläum

100 Jahre Eisenbahn im Sülztal

Damals freilich, am 1. August 1910, als die Eisenbahnstrecke Köln-Rösrath-Hoffnungsthal-Overath freigegeben wurde, gewürdigt mit gereimten Reden und Liedern, brauste der Zug nicht, sondern dampfte noch imposant durch die Landschaft. Die männlichen Honoratioren, die zur Einweihungsfeier in den Hoffnungsthaler Augustasaal kamen, waren dem Anlass entsprechend in schwarze Anzüge mit Weste, einer Krawatte über steifem Kragen und Hut gewandet. Die Damen in langen Kleidern, manche vielleicht, wie es hier und da schon vorkam, korsettbefreit.

«Es war eine Zeit hoher Prosperität«, erklärt Robert Wagner vom Geschichtsverein Rösrath, der gemeinsam mit Eberhardt Dommer vom Heimat- und Bürgerverein Overath und weiteren Autoren an einem Buch zum 100-jährigen Bestehen der Strecke Köln – Rösrath – Overath arbeitet, das allerdings am 1. August zur Feier des Streckenjubiläums noch nicht erscheinen wird.

Deutschland war eine aufstrebende Industrienation und brauchte mehr Mobilität. Der Bau von Straßen und Schienenwegen wurde bereits Ende des 19. Jahrhunderts ein großer Beschleunigungsfaktor der wirtschaftlichen Entwicklung und brachte auch den Rösrathern einen gewissen Wohlstand.

In vier Jahren Bauzeit wurde die neue Strecke errichtet. Ein italienischer Schachtmeister kümmerte sich um den Durbuscher Tunnel, kroatische und italienische Gastarbeiter schufteten auf den Schienenwegen. Und dann am 1. August 1910 besaß Hoffnungsthal auf einmal zwei Bahnhöfe, den alten Nordbahnhof (heute steht an gleicher Stelle das Gebäude der Kindertagesstätte Purzelbaum), von dem die Sülztalbahn nach Immekeppel fuhr und auch Deutz-Bergisch Gladbach-Bensberg bediente, und den neuen heute noch existierenden Südbahnhof: »Es gab nun eine direkte und schnelle Verbindung nach Köln, was dazu führte, dass sich in Rösrath kein eigenständiges Zentrum herausbildete«, so Robert Wagner. Die Sülzstädter orientierten sich zur Domstadt hin. Aber auch die Kölner kamen gerne an die Sülz.

100 Jahre von Köln über Rösrath, Hoffnungsthal nach Overath und zurück: Güterzüge mit Waren und Postpaketen – Züge mit Arbeitspendlern zuerst in vier Klassen, dann in zwei – Züge voll mit Kölner Ausflüglern, die in den 10er-, 20er- und 30er-Jahren in die Hoffnungsthaler Sommerfrische und in die Tanzsäle und Gaststätten strebten – Züge voll mit Evakuierten aus Köln, die im Zweiten Weltkrieg vor den Bombardements Schutz suchten – Anfang der 80er-Jahre dann die drohende Stilllegung und die Erneuerung durch das City-Bahn-Projekt mit angeschlossenem Cafézug, der sogar durch eine Besuchsfahrt des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker geadelt wurde.

Die 100-jährige Streckenjubilarin hat als Einzige von den vielen Schienenwegen in diesem Teil des Bergischen Landes überlebt. (Sigrun Stroncik)

Geschichtsverein Rösrath organisiert die Feier zum Streckenjubiläum

Am 1. August 2010, 11 Uhr, starten die Feierlichkeiten zum Streckenjubiläum. Rund um den Hoffnungsthaler Bahnhof wird sich alles um Züge, Tunnel und Bahnhöfe drehen. Aber auch für das leibliche Wohl wird bestens gesorgt. Geplant sind ein Festakt mit Spielszenen der Eröffnung vor 100 Jahren und eine Wanderausstellung mit vielen Fotos und Modellen. Eine Wanderung vom Bahnhof Hoffnungsthal vorbei am Durbuscher Tunnel nach Overath wird angeboten.

Ende Oktober erscheint der 40. Band der Schriftenreihe des Geschichtsvereins – eine reich bebilderte Dokumentation zur Historie der Strecke Köln-Rösrath-Hoffnungsthal-Overath sowie zur Aggertal- und Sülztalbahn.

Geschichtsverein Rösrath
Zum Eulenbroicher Auel 19
51503 Rösrath
02205 84636