Corona-Pandemie

Wie Rösrath die Krise meistert

Dabei geht es Rösrath beim Blick auf die aktuellen Zahlen gut. Anfang August gibt es weniger als eine Handvoll Infizierte, kein Rösrather Bürger ist laut Statistik an »SARS-CoV-2« gestorben. Natürlich zeigen die blanken Zahlen keine Einzelschicksale, auch in Rösrath kämpfen Einzelhändler mit Umsatzein­brüchen; Selbstständige, Kunstschaffende und Familien erleiden finanzielle Einbußen, die Nutzer der Rösrather Tafel müssen gar mehrere Monate ohne Lebensmittelspenden auskommen. »Die Krise hat auch uns mit Wucht getroffen«, bestätigt Bürgermeister Marcus Mombauer. Sie habe aber auch Kräfte und Kreativität freigesetzt – mit zahlreichen Hilfsinitiativen auf Facebook, Cateringangeboten »durch das Gast­stättenfenster«, Gottesdiensten »To Go«, digitalem Unterricht und aktiven Ehrenamtlichen an allen Fronten. In der Stadtverwaltung wurden täglich Telefon- oder Videokonferenzen durchgeführt, Hygienepläne erarbeitet und Abstimmungen zur Umsetzung der aktuellsten Corona-Verordnungen getroffen.

Auch Rösraths Unternehmer entwickelten nach der ersten Schockstarre Kreativität im Lockdown. »Wir wollten auf jeden Fall weiter für unsere Kunden da sein«, erzählt Michaela Rusch, Inhaberin der Hoffnungsthaler Buchhandlung Till Eulenspiegel. Gemeinsam mit ihrem Team nutzte sie alle Kanäle, um den Online-Verkauf von Büchern publik zu machen. Mit Erfolg! Schon nach einer Woche lief das Geschäft bei geschlossenen Türen auf Hochtouren. Die Ware wurde bis ans Haus geliefert, »zu Fuß, per Fahrrad oder mit dem Auto«. Später kam die Abholstation an der Buchhandlung hinzu. »In dieser Zeit haben die Menschen in Rösrath gezeigt, dass ihnen der Einzelhandel im Ort am Herzen liegt«, bedankt sich Rusch.

Diese Erfahrung teilt auch Kate Wester. Das familiengeführte Textilunternehmen Mode Wester im Herzen von Rösrath hat schnell reagiert und »Lieblingsstücke zum Anprobieren« über Instagram und Facebook angeboten. »Kundinnen haben sogar gezielt Ware aus den Schaufenstern bestellt, die wir laufend neu dekorieren«, erinnert sich Wester. Die Solidarität habe auch nach der Wiedereröffnung nicht nachgelassen, zahlreiche neue Kundinnen seien hinzugekommen, »sodass sich unsere Einbußen bislang in Grenzen halten«. Inzwischen sind alle Mitarbeiterinnen wieder voll beschäftigt und, so Wester, »der Zusammenhalt ist noch stärker geworden«.

Sichtbare finanzielle Folgen hat die Corona-Krise vor allem für den Haushalt der Stadt. Fehlende Elternbeiträge für Kindertagesbetreuung und Offene Ganztagsschule summieren sich, nach politischer Entscheidung, auf einen Minderertrag von circa 300000 Euro. Deutlich höher ist der Ausfall bei der Gewerbesteuer, der mit einem pauschalen Ausgleich durch Bund und Land kompensiert werden soll. »Hier rechnen wir mit einem Rückgang von rund 2,4 Millionen Euro«, erklärt Mombauer. Er hat aber auch eine gute Nachricht: »Derzeit ist die Finanzierung aller Zuschüsse und Projekte in Rösrath sichergestellt.« Jetzt gelte es, den spürbaren Zusammenhalt in Rösrath aufrechtuerhalten, Schule trotz Corona im Regelbetrieb zu ermög­lichen und die nach wie vor betroffenen Vereine und Kultur­schaffen­den bei ihrem vorsichtigen Wiedereinstieg zu unterstützen.

Ein langer Atem ist gefragt, auch in den kommenden Monaten werden Maskenpflicht und das Einhalten der Hygiene-, Abstands- und Quarantäneregeln unseren Alltag begleiten. Es gibt aber auch positive Begleiterscheinungen der Pandemie – weniger Fluglärm, mehr Fahrräder auf den Straßen und Menschen, die das Bergische Land als Naherholungsgebiet entdecken. »Das«, so Mombauer, »sollten wir festhalten und stärken.« (Petra Stoll-Hennen)