Daniel Rothert

Künstlerporträt

Daniel Rothert

Daran kann auch der Leiter des Jugendblasorchesters nichts ändern, in dem Rothert bis zum Abitur Posaune spielt. »Die Liebe zur Flöte war stärker«, gesteht er lachend. Die letzte Gewissheit, seine Leidenschaft zum Beruf zu machen, bringen die Musikfesttage in Oldenburg, wo der Jugendliche seinen späteren Förderer Günther Höller, Professor an der Hochschule für Musik in Köln, kennenlernt. »Die Art zu unterrichten und der virtuose, helle Klang der Flöte haben mich begeistert«, erinnert er sich ganz genau.

Von nun an verfolgt Rothert seinen Traum konsequent. Der Deutsch-Ghanaer beginnt 1994 das Blockflötenstudium bei Höller in Köln, das er vier Jahre später als diplomierter Musikpädagoge abschließt. Für die Solistenausbildung fährt er mit dem Nachtzug regelmäßig knapp zwölf Stunden von Köln nach Dänemark, wo er bei Dan Laurin am Det Fynske Musikkonservatorium der Carl Nielsen Academy of Music Odense die künstlerische Reifeprüfung mit Auszeichnung absolviert und nebenbei 2002 den Nachwuchs-Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen gewinnt. Mit dem Studium für historische Interpretationspraxis und der Traversflöte bei Karl Kaiser an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt erweitert Rothert sein Repertoire abschließend.

»Der pure Klang, das Unmittel­bare und die Reinheit der Flöte faszinieren mich wie am ersten Tag«, schwärmt der seit 2006 in Hoffnungsthal lebende Künstler. Zu seinen wertvollsten Exemplaren gehören eine Flöte aus Mammutelfenbein als Originalnachbau eines französischen Flötenbauers aus dem 18. Jahrhundert, eine Traversflöte aus Buchsbaum mit Silberringen und eine Flöte des verstor­benen Schweizer Flötenbauers Ernst Meyer. Wie viele Instrumente er besitzt? »So an die 50 bis 70«, überlegt er laut und gibt spontan mehrere hinreißende Kostproben. Noch heute gehe ihm das Herz auf, wenn er Vivaldi spiele, dem er schon als Kind wie gebannt auf Kassette lauschte. So verwundert es nicht, dass schon 2002 die von ihm interpretierten Flötenkonzerte von Vivaldi vom Fachmagazin Rondo »als beste Aufnahme, die man derzeit von Vivaldis Opus 10 bekommen kann«, gefeiert werden.

Rothert tritt als Ensemblespieler und Solist im Kölner Kammerorches­ter auf, zu seinem Repertoire gehören auch Stücke von Händel, Telemann, Bach und Haydn. Gemeinsam mit Markus Möllenbeck (Violoncello) und Gerald Hambitzer (Cembalo) begeistert der Musiker seit über 20 Jahren als »Arcangelo Trio« mit ausgewählten Konzerten, Rundfunk- und CD-Produktionen. 2012 gründet er mit dem Cembalisten Luca Quintavalle das Ensemble »Ayre Baroque«. »Wir ergän­zen uns perfekt und lieben es, musikalische Schätze von unbekannten oder vergessenen Komponisten des Frühbarock und Barock zum Klingen zu bringen.«

Nebenbei unterrichtet Rothert seit Studienzeiten an Musikschulen und privat. »Die Arbeit mit dem Nach­wuchs macht großen Spaß und schult auch mich immer wieder neu«, erzählt der Künstler offen. So hat er in Corona-Zeiten erste Erfahrungen mit Online-Unterricht gemacht. »Es geht«, stellt er sachlich fest, »aber ein Künstler braucht den Kontakt zum Publikum und ein Lehrer den persönlichen Kontakt zum Schüler.«

Rothert ist ein positiver Mensch. Das Corona-Virus, so seine Hoffnung, wird irgendwann gebändigt sein, seine Liebe zur Flöte hingegen nie. (Petra Stoll-Hennen)