Rösrath packt an

Für viele ist die Flut noch lange nicht vorbei

Rösrath packt an

Und doch hat die Flut auch großes bürgerschaftliches Engage­ment hervorgebracht – zum Beispiel Benefizkonzerte und die Kulturaktion »Hoffnung flieg ins Thal«. Auf dem Spendenkonto der Stadt sind bis November rund 275000 Euro eingegangen. Unzählige freiwillige Helfer haben sich mit Zeit und Geld eingebracht. »Mich hat sehr beeindruckt, wie viele Menschen direkt mit ange­packt haben, als die Flut uns alle überraschte«, erzählt der Rösrather Quartiersmanager Roland Schauder. Keller wurden ausgepumpt, Schlamm geschaufelt und ganze Häuser entkernt. Den Betroffenen einen Raum zu Begegnung, Innehalten und Austausch zu geben, war Ziel eines »Flutabends«, den die Katholische Kirchengemeinde Sankt Nikolaus mit der Quartiersentwicklung Rösrath-Mitte anbot. Dort wurde deutlich, das Erlebte hat tiefe Spu­ren hinterlassen und für viele ist die Flut noch lange nicht vorbei. Sie wird viele Menschen emotional und existenziell noch lange beschäftigen.

Das bestätigt auch Silvia Cordes, die schon wenige Tage nach der Katastrophe mit einigen Mitstreitern ein Sachspenden-Lager aufbaute, eine Facebookseite einrichtete und zahlreiche Hilfsbedürftige unterstützte. »Alles ging unheimlich schnell – wir bekamen spontan bei der FMP-Matratzenmanufaktur ein Lager zur Verfügung gestellt und wurden binnen Stunden mit Sachspenden regelrecht vollgeschmissen. Es war alles da, um komplette Häuser einzurichten«, erzählt die 42-Jährige, die in Hoffnungsthal aufgewachsen ist. Zwei Wochen war das Lager geöffnet, bis die letzten Spenden verteilt waren – teilweise mit bis zu 15 Helfern wechselweise im Einsatz. Und auch danach gingen Sachspenden ein, können sich Betroffene über die Facebookseite an Silvia Cordes wenden. Sie selbst hatte zeitweise auf einen Lottogewinn gehofft, um noch mehr Leuten helfen zu können. Auch wenn da­raus nichts geworden ist – gewon­nen hat sie trotzdem, ein enga­giertes Helfernetzwerk und die Erkenntnis, dass Menschen in der Krise füreinander da sind. (ER)

Facebook-Gruppe Rösrath hilft! Sachspenden, Manpower, Infos

Hoffnungsthaler Unternehmer arbeiten am Neustart

Besonders heftig haben Überschwemmung und Starkregen auch die Ladenlokale an der Hoffnungsthaler Hauptstraße getroffen. Mit wenigen Ausnahmen sind die Geschäftsräume hier bis auf die Grundmauern entkernt und es ist nicht viel Fantasie nötig, um sich vorzustellen, dass noch viel zu tun ist.

Betroffene Inhaber stehen vor der Frage, wie es weitergeht. Einige wenige geben auf, weil ihnen auch nach Bewältigung der Coronakrise die Kraft für eine Wiedereröffnung fehlt. Die überwiegende Mehrheit aber krempelt die Ärmel hoch und geht mit sprichwörtlichem Unternehmer­geist an den Neuanfang – teils mit überraschender Kreativität. Da zieht der Optiker kurzfristig zum Friseur nebenan und das Elektrofachgeschäft bezieht ein Übergangsquartier in Sichtweite, um die Kunden und Nachbarn mit den dringend benötigten Geräten zu versorgen.

RÖSRATH erleben befragte die Unternehmer zum Zeitplan für die Wiedereröffnung, zu den Problemen auf dem Weg dorthin und zur Zufriedenheit mit der Unterstützung durch die Stadt Rösrath.


Elektro Wielpütz

Wie ist Ihr Zeitplan für die Wiedereröffnung? Voraussichtlich eröffnen wir in der zweiten Dezemberwoche – ursprünglich war November geplant.

Was sind die größten Probleme? Trocknen des Bauwerks, fehlende Kommunikation und natürlich Materialbeschaffung.

Sind Sie zufrieden mit der Unterstützung der Stadt Rösrath? Die Hochwasserhilfe war sehr schnell bearbeitet – keine Frage. Für den Rest – welche Unterstützung?

Detlev Wielpütz, Elektro Fachgeschäft Wielpütz 


Brock Reisebüro

Wie ist Ihr Zeitplan für die Wiedereröffnung? Ende Januar, mitten in der Hochsaison fehlt unser Hoffnungsthaler Büro für die wichtigen Buchungsmonate im Winter. Das Team arbeitet zusammen von unserem Rösrather Standort aus, wir müssen uns aber nichts vormachen, es ist ein herber Einschnitt für das kommende Geschäftsjahr – nach Corona wirklich eine enorme Herausforderung, gerade für unsere Mitarbeiter, die Ruhe im Job verdient hätten. 

Was sind die größten Probleme? Die neue Einrichtung ist fertig, das Geschäft leider noch nicht. Unser Vermieter hat einen guten Job gemacht, uns informiert und uns in den Weg und die Planung eingebunden. Letztlich kümmert er sich um einige  Ob­jek­te und es läuft. Momentan fehlen noch Putz und Estrich, was die Verzögerung in der Finalisierung begründet. Wir bleiben aber zuversichtlich.

Volker Brock, Brock Reisebüro 


Brock Immobilien

Wie ist Ihr Zeitplan für die Wiedereröffnung? Im Laufe des Dezembers Umzug und Neueröffnung, diese Situation hat sich aus der Hochwasserlage ergeben.

Was sind die größten Probleme? Wir konnten die Sanierung mit eigenen Handwerkern und Rösrather Unternehmen durchführen. Wir sind gut im Zeitplan – letztlich ist aber etwas Ruhe gefragt. Zu der enormen Nachfrage in Rösrath und Umgebung nach Handwerkern kommen Materialengpässe. Der Weg stimmt und ich bin dankbar für ein gutes Netzwerk und tolle eigene Kollegen.

Sind Sie zufrieden mit der Unterstützung der Stadt Rösrath? Wir sind nicht wirklich auf die Stadt angewiesen. Ich habe einmal Stellplätze vor den Läden für Handwerker angefragt, diese wurden auf kurzem Weg genehmigt. Top!

Volker Brock, Brock Immobilien 


Café Rosenow

Wie ist Ihr Zeitplan für die Wiedereröffnung? Nach derzeitigem Stand der Dinge planen wir eine Wiedereröffnung am 7. Januar.

Was sind die größten Probleme? Aufgrund der schnellen und konstruktiven Zusammenarbeit mit den Hoffnungsthaler Handwerksbetrieben sind wir trotz der immensen Schäden und der notwendigen Komplettsanierung auf einem guten Weg. 

Sind Sie zufrieden mit der Unterstützung der Stadt Rösrath? Im Zuge der Aufräum- und Sanierungsarbeiten waren wir nicht auf eine Unterstützung durch die Stadt Rösrath angewiesen.

Jennifer Rosenow


Die Brillenvilla

Wie ist Ihr Zeitplan für die Wiedereröffnung? Wir planen die Wiedereröffnung für Mitte Februar oder Anfang März. Das Geschäft befindet sich noch immer durch den großen Gewölbekeller im Trocknungsprozess. Der Beginn des Aufbaus von Boden und Wänden ist für Anfang Dezember geplant.

Was sind die größten Probleme? Wir haben trotz dieser schlimmen Situation keine größeren Probleme gehabt, weder mit den Behörden, noch mit den Handwerkern oder mit un­serer Versicherung. Unser einziges Problem ist nur der lange Zeitraum, bis alles wieder aufgebaut ist.

Sind Sie zufrieden mit der Unterstützung der Stadt Rösrath? Auch mit der Unterstützung der Stadt Rösrath sind wir sehr zufrieden. Es funktioniert alles sehr unproblematisch (Behörden, Soforthilfe). Es herrscht insgesamt eine große Solidarität.

Arlette Becker und das Team der Brillenvilla


Wielpütz Bad & Heizung

Wie ist Ihr Zeitplan für die Wiedereröffnung? Die Ausstellungen werden saniert, unsere Beratungen laufen dennoch auf Hochtouren weiter.

Was sind die größten Probleme? Die sehr hohe Auslastung der Fachbetriebe und der damit verbundene Fachkräftemangel.

Sind Sie zufrieden mit der Unterstützung der Stadt Rösrath? Die Soforthilfe wurde schnell und unkompliziert auf den Weg gebracht.

Eva Wielpütz


Bäckerei Heimann

Wie ist Ihr Zeitplan für die Wiedereröffnung? Die Pläne stehen, aber leider müssen wir uns hier noch in Geduld üben, da noch zu viel Feuchtigkeit im Boden ist. Die voraussichtliche Wiedereröffnung sollte Ende November, Anfang Dezember stattfinden. Aber dazu kann ich momentan noch nichts sagen. Auch wenn wir hier nur eine kleine Filiale betreiben, so hängt unser Herzblut doch am Hoffnungsthaler Geschäft. Daher werden wir auf jeden Fall wieder eine neue Filiale aufbauen.

Was sind die größten Probleme? Das Wasser stand recht hoch im Laden und entsprechend wurden die Räumlichkeiten komplett entkernt.  Auch die Schaufensterfront und die Eingangssituation wird komplett erneuert. Und ob da die Lieferfristen eingehalten werden können, kann man uns leider nicht versichern.

Sind Sie zufrieden mit der Unterstützung der Stadt Rösrath? Unterstützung von der Stadt Rösrath? Davon höre ich jetzt zum ersten Mal.

Andrea Heimann


Fußwelt

Wie ist Ihr Zeitplan für die Wiedereröffnung? Wir werden nach vorsichtigen Schätzungen bis Mitte Dezember wieder in unseren Räumen sein.

Was sind die größten Probleme? Unser Hauptproblem ist die Koordination der Handwerker. Entweder kommen sie nicht oder nur ein paar Stunden, das heißt, wenn der Installateur die Rohre nicht fertig verlegt, können die Putzer mit ihrer Arbeit nicht fortfahren. Es ist einfach sehr zermürbend …

Sind Sie zufrieden mit der Unterstützung der Stadt Rösrath? Von der Stadt Rösrath nebst Bürgermeisterin fühlte und fühle ich mich sehr alleine gelas­sen. Warum durften die gewerblichen Containerdienste zeitweise keinen Müll abholen? Wir konnten nicht weiter ausräumen, weil kein Platz mehr vor der Tür war. Es hat fürchterlich gestunken und die Ratten waren auch schon da! Viele meiner Kunden haben gespendet mit der Absicht, das Geschäftsleben in Hoffnungsthal zu aktivieren, aber es wurde bekannt gegeben, dass nur die Menschen einen Antrag stellen durften, die keine Soforthilfe für Flutopfer erhalten haben. Aber das haben doch alle? Ohne die Hilfe von unseren Kunden, den einzelnen Bürgern und vielen Helfern von außen hätte ich es auf jeden Fall nicht geschafft.

Monika Hauschild