Der Himmel über Rösrath

Das neue Buch von Matthias Buth

Der Himmel über Rösrath

Buth versucht, sich aus subjektiver Sicht einem Phänomen oder einem Gegenstand schreibend anzunähern. Wobei er diese Annäherung mit der Sonde des Lyrikers betreibt, in kunstvoller Sprache, asso­ziativ, nicht wissenschaftlich. In den 18 Kapiteln des Buches mäan­dert er durch Zeiten, historische Räume und gegenwärtige Orte, durch Themen und Stimmungen und spürt dabei be­merkenswer­­ten Persönlichkeiten nach, die in Rösrath Spuren hinterlassen haben.

Das erste Kapitel ist eine Erinnerung an den berühmten Literaturprofessor Walter Hinck, der in Köln lehrte, zwischenzeitlich in Hoffnungsthal seine Heimat fand und sein Haus am Hammergraben zu einem Ort der Literatur machte. Das letzte Kapitel ist dem Gentleman-Magier Alexander Adrion gewidmet, der bis zu seinem Tod in Rösrath gelebt hat und wie, Buth schreibt, »die Welten zwischen den Dingen füllte«. Der Himmel über Rös­rath weitet sich dabei zum Him­mel über Polen, Sachsen, Schlesien, Rumänien oder Wupper­tal, dem Geburtsort von Matthias Buth. Er besucht Orte seiner Kindheit, setzt sich mit der NS-Geschichte auseinander, mit dem Katholizismus, mit dem Wesen der Musik oder den Fährnissen der Zeitgenossenschaft. Dabei wird der Essayist Buth bisweilen ein Pointillist. In der Malerei trägt der Pointillist kleine Punkte reiner Farbe direkt auf das Bild auf. Steht der Betrachter in richtigem Abstand zum fertigen Werk, ergeben die Farbpunkte einen intensiven Effekt, ja sie ergeben erst ein ganzes Bild. Alles ist mit allem verbunden, zeigt Buth durch diese behutsam tastenden Gedankenpunkte, durch die er oft überraschende Zusammenhänge herstellt. Beispiel: Der Anblick feuerroten Klatschmohns in Burgund bringt Buth zu einem Gedankenflug quer durch die jüngere deutsch-französische Geschichte bis hin zum Zweiten Weltkrieg und zum französischen Komponisten Olivier Messiaen und seiner Freundschaft zum Polen Zdzislaw Nardelli, der Kriegsgefangener in Hoffnungsthal war. (SST)