Erika Juckel

Rösrath liest

Erika Juckel

Erika Juckel liebt Katzen, seit ihrer Kindheit schon. Drei schöne Exemplare der Gattung Felis silvestris catus leben in ihrem Haushalt und benutzen das Treppenhaus als Landebahn, wenn sie nach ihren zahlreichen Ausflügen in die Forsbacher »Wildnis« durch die Katzenklappe nach Hause kommen. Mischka, Filou und Taps heißen sie. »Katzen sind sich sicher, dass sie die Menschen adoptieren und nicht etwa umgekehrt«, hat Erika Juckel beobachtet. Und genau deshalb mag die diese Tiere besonders gern: »Sie sind autark und treffen ihre eigene Entscheidung, ob sie sich gerade abhängig machen wollen oder nicht.« Bei so viel Katzenliebe erscheint es da nur logisch, dass Erika Juckel auch Bücher mag, die in irgendeiner Form mit den Stubentigern zu tun haben. Doch dazu später.

Als Kind hat Juckel ihre Leselust mit Astrid Lindgren, Enid Blyton und Karl May gestillt. Die Kinder von Bullerbü fand sie toll, vielleicht weil sie selber Einzelkind ist, die 5-Freunde-Bücher spannend und Karl Mays Landschaftsbeschreibungen faszinierend. Worte und Sprache, lesen und deuten, das gehört natürlich auch zu Erika Juckels Amt als Pfarrerin. Sie liest nicht täglich in der Bibel, aber jeden Tag die Losung und ihr Lieblingstext ist der Psalm 139,5: Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir.

In ihrer Freizeit hat sie gerne entspannende Lektüre. »Es muss eben nicht immer gleich James Joyce sein« und nennt damit gleich mal einen Mount Everest der Weltliteratur. Zeit zum Schmökern findet die Seelsorgerin meist im Urlaub, dann aber verschlingt sie zügig ganze Wälzer und bisweilen eben Bücher, in denen Katzen eine Rolle spielen. »Solche Bücher fallen mir eben in einer Buchhandlung besonders auf«, sagt Juckel. Wie beispielsweise Stefanie Zweigs »Katze fürs Leben«, deren

Protagonistin auf Samtpfoten bei einer Psychotherapeutin landet und dann selbst in die Behandlung der beladenen Menschen eingreift, damit es diesen besser geht. Auch jenes Buch, dass Erika Juckel vorstellen will, hat eine Katze zur Heldin.

Die Lauscherin im Beichtstuhl heißt der fellsträubende Krimi von Autorin Andrea Schacht. »Die Geschichte spielt 1502 im Kloster Knechtsteden«, erzählt Juckel. Nachdem ihr Mensch gestorben ist, wird Katze Mirza hierhin verfrachtet, um die kostbare Bibliothek von Mäusen frei zu halten. Dabei freundet sie sich mit dem Bibliothekar Pater Melvinius an. Als eines Tages Gewalt und Verderben in diese friedliche Welt eindringen, deckt die schlaue Katze die Quelle des Bösen auf und macht altes Unrecht wieder gut. »Das ganze wird aus der Sicht der Katze erzählt, die auch menschliche Verhaltensweisen genau beobachtet, reflektiert und dann deutet«, erzählt Juckel. So wundere sich die Katze etwa, dass Mönch Melvinius sie zwar lobt, wenn sie ihm Mäuse schenkt, er diese Mäuse aber nicht frisst. Auch dass Menschen statt wasserdichter Deckhaare so etwas wie Kleidung tragen, findet sie merkwürdig. »Dieser fremde Blick, diese andere Sicht auf die für uns Menschen selbstverständlich erscheinenden Dinge, das ist echt gut gemacht und bisweilen richtig zum Schmunzeln«, meint Juckel. So streift Katze Mirza ab und zu auch durch die Klosterbasilika, als sie sich plötzlich (Zitat aus dem Buch) »… vor einer weiblichen Gestalt wiederfand, die einen ziemlich übel zugerichteten Mann auf dem Schoß hält. Aber weder er noch sie gaben Jammerlaute von sich … Wieder war ich an der Nase herumgeführt worden. Die waren nicht echt, stellte ich nach einer vorsichtigen Überprüfung fest … Sie rochen nach Holz, Pah! Aber offensichtlich bedeuteten sie den Menschen etwas …« Mirza, so wird es schließlich klar, steht vor einer Pieta.

»Auch das Klosterleben ist historisch kenntnisreich und lebendig beschrieben«, befindet die Pfarrerin. »Die Auflösung des Kriminalfalls hat dann zwar etwas eher Magisches und nicht mehr Realistisches, aber das tut dem Lesevergnügen keinen Abbruch.« Andrea Schacht vermischt Krimiplot mit Elementen des historischen Romans und ist deshalb auch eine spannende Zeitreise, so Juckels abschließendes Urteil. Ein Buch also nicht nur für Krimifans und Katzenfreunde. (Sigrun Stroncik)