Robert Scheuermeyer

Menschen in Rösrath

Robert Scheuermeyer

»Alles kann sich schnell ändern, doch man muss das Beste daraus machen«, ist Scheuermeyers Überzeugung und auch die Philosophie des Hauses. Da ist die 45-Jährige, die eigentlich ihren Bruder besuchen wollte, doch nach einem plötzlichen Schlaganfall als Pflegefall aufwacht, da ist der Epileptiker, der seine Medikamente nicht nahm und dem eine geschlossene Unterbringung bevorstand. Im Haus Kleineichen leben Jüngere und Ältere zusammen. »Ein Querschnitt der Gesellschaft«, sagt Scheuermeyer. Pflege habe sich sehr verändert, Schema F mit Sitztanz für alle, diese Zeiten seien ein für alle Mal vorbei.

An die Biografie und die vorhandenen Fähigkeiten jedes einzelnen Bewohners wird angeknüpft. Für eine alte Dame aus Ostpreußen, die viel mit Pferden zu tun hatte, organisierte Scheuermeyer eine Kutschfahrt durch den Wald, und wenn es hilft, wird mit einem älteren Herrn auch schon mal durch einen Baumarkt flaniert.

Auch die Biografie von Robert Scheuermeyer lief nicht immer geradlinig. Der gebürtige Münchner ist in Bergisch Gladbach aufgewachsen und lebt seit dem Studium in Rösrath. Zunächst begeisterten ihn die Ingenieurswissenschaften, dann wechselte er an die FH in Köln zur Sozialarbeit. Er war schon in der Erwachsenenbildung tätig, jetzt managt er das Haus Kleineichen und hat den eingeschlagenen Lebensweg nie bereut.

Wie will er im Alter leben? frage ich. »So lange es geht zu Hause.« Und wer soll ihn pflegen, wenn es nicht mehr geht? »Ein Profi«, antwortet der Vater eines Sohnes. Denn er kennt die Überforderung von Angehörigen, die vor allem bei der Pflege von Demenzkranken bis über die eigenen Kräfte gehen. Am besten, jeder trifft die Entscheidung, wie und wo er gepflegt werden will, solange er noch selbst bestimmen kann. Schwermütig machen ihn solche Themen nicht. »Mir machen das Leben und die Arbeit Spaß. Für mich ist das eins, auch die ehrenamtliche Tätigkeit gehört dazu.« Denn die nimmt in seinem Leben auch einen gehörigen Platz ein.

Er ist in der Kommunalpolitik engagiert, in der Bürgerstiftung, bei »Gemeinsam für Rösrath«, sammelt für soziale Projekte wie Uzondu oder trommelt für den Rösrather Kulturkaffee.

Der Gesellschaft etwas von dem zurückgeben, was er selber von ihr bekommen hat, und gestalten können, das treibt ihn um. Zum Ende unseres Gesprächs kommt der Mann mit dem Koffer herein, der schon oben erwähnte, der seine Medikamente gegen Epilepsie damals 1996 nicht nehmen wollte. Er, der ehemalige Bürobote, kommt gerade aus Köln zurück, wo er Büromaterial für Haus Kleineichen bestellt hatte. Das gehört zu einem Deal, den Robert Scheuermeyer damals mit ihm ausgehandelt hatte: Er nimmt seine Medikamente, dafür kann er sich uneingeschränkt bewegen und wieder seiner Botentätigkeit nachgehen. Seitdem ist der Mann mit dem Koffer anfallsfrei. Er sieht zufrieden aus. (Sigrun Stroncik)

3 Fragen an Robert Scheuermeyer

Was mögen Sie besonders an der Stadt Rösrath?
Scheuermeyer: Ich liebe den dörflichen Charakter und das Gemeinschaftsleben, besonders aber die Menschen, die sich mit ihren vielen tollen Ideen in der Stadt engagieren.

Was würden Sie gerne in Rösrath ändern?
Bei aller Sparsamkeit würde ich mir mehr finanzielle Ressourcen wünschen. Es gibt in der Stadt viele gute Ideen, aber sie lassen sich wegen der finanziellen Einschränkungen nicht verwirklichen.

Verraten Sie uns Ihren Lieblingsplatz in Rösrath?
Mein Lieblingsplatz ist die Wahner Heide. Dort streife ich manchmal bis zu zwei Stunden herum, sogar im Schnee und manchmal sogar nachts.