Genug Kita-Plätze für die Kleinsten?

U3-Rechtsanspruch

Genug Kita-Plätze für die Kleinsten?

Die Realität ist sehr komplex, auch in Rösrath. Alle Planungen basieren auf den statistisch erfassten Geburtenraten sowie den tatsächlich vorliegenden Anmeldungen in den insgesamt 16 Kindergärten. »Danach deckt das bis zum August geschaffene Angebot den bei der Stadt und den Einrichtungen angemeldeten Bedarf für Kinder unter drei Jahren«, formuliert der zuständige Jugendhilfeausschuss. Mit anderen Worten: Jedes bereits heute angemeldete Kind bekommt einen Kindergartenplatz, wenn auch nicht immer in der Wunscheinrichtung. Engpässe gibt es bei den über dreijährigen Kindern, denn die Mehrzahl der U3-Gruppen entsteht nicht neu, sondern durch Umstrukturierungsmaßnahmen in den einzelnen Einrichtungen. Für 15 Kinder dieser Altersstufe muss das Rösrather Jugendamt noch einen Platz organisieren. Insgesamt stehen zum Stichtag 915 Betreuungsplätze zur Verfügung, 212 davon sind für Kinder unter drei Jahren vorgesehen (siehe Tabelle). Das entspricht einer Quote von 35,3 Prozent und übertrifft damit die von der Landesregierung im Kinderbildungsgesetz (KiBiz) formulierte Mindestquote von 32 Prozent.

Rösrath scheint gut vorbereitet, wo liegen dann die Probleme? »In der öffentlichen Diskussion wird schnell vergessen«, so Klaus Graß, »dass der Rechtsanspruch für jedes Kind unter drei Jahren gilt, also auch für die zwei Drittel, die in Rösrath vorerst weiterhin im familiären Umfeld betreut werden.« Wenn sich daran etwas ändert – zum Beispiel durch Zuzug anspruchsberechtigter Kinder oder weil Mütter kurzfristig wieder arbeiten wollen oder müssen – wird es eng. Graß arbeitet deshalb an einem Notfallplan, der unter anderem die Reaktivierung einer Gruppe in der Brander Straße vorsieht. »Alle ziehen an einem Strang«, lobt er die Verantwortlichen der Kindergärten. Zum potenziellen Engpass an Plätzen kommen Personalsorgen und neue Anforderungen an die Erzieher und Erzieherinnen.

»Auch deren Schmerzgrenze ist irgendwann erreicht«, weiß Monika Klöver, Leiterin der Elterninitiative Kita Sonnenstrahl, die als eine der ersten bereits 2008 eine U3-Gruppe eröffnete. »Die pflegerischen Aufgaben nehmen enorm zu«, berichtet Klöver. Die laut Personalschlüssel vorgeschriebenen zwei pädagogisch ausgebildeten Fachkräfte für eine reine U3-Gruppe mit zehn Kindern reichen nicht aus. »Sie können nicht gleichzeitig füttern, wickeln und nebenbei den immer höheren bildungspädagogischen Auftrag erfüllen«, so Klöver. Ihrer Erfahrung nach wird man allen Kindern am besten gerecht, wenn die zwei- bis vierjährigen und vier- bis sechsjährigen Kinder in größeren Gruppen zusammen sind. Hilfreich wäre eine kinderpflegende dritte Kraft, die Hand in Hand mit den Erzieherinnen arbeitet. Doch die Personaldecke ist dünn und Fachkräfte sind Mangelware, bestätigt Klöver.

Sie erlebt engagierte, aber auch verzweifelte Eltern. »Ich kann die aufgrund politischer Versprechungen gewachsenen Ansprüche verstehen«, sagt Klöver, bittet aber dennoch um Fairness untereinander. Ihre Botschaft: »Auch ein Kind, das erst mit zwei oder drei Jahren in die Kita kommt, hat genügend Zeit, sich sozial zu entfalten, und wird nicht bildungsärmer eingeschult.« (Petra Stoll-Hennen)