Gelebte Integration

Begegnungscafé

Gelebte Integration

»Ankommen dürfen, als Mensch gesehen werden«, das ist Schauder als Organisator besonders wichtig. Das mit Spenden und Fördermitteln des Bistums finanzierte Angebot im Begegnungscafé ist deshalb be­wusst offen gestaltet, »Menschen können sich ganz locker kennenlernen, miteinander spielen und ins Gespräch kommen.«

Sprachbarrieren werden mithilfe von Schülerinnen wie Aya, die bereits hervorragend Deutsch gelernt haben, überwunden »oder ganz einfach mit Händen und Füßen«, erzählt Eva Romero lachend. Sie betreut das Nähcafé, unter ihrer Leitung surren vier Nähmaschinen. »Endlich etwas Sinnvolles zu tun«, ist auch für Kojer Bakar unglaublich schön. Ganz ohne Schnittmuster näht die Irakerin konzentriert und passgenau Kissen, Kleidungsstücke und Gardinenstoffe für Flüchtlinge und ihre frisch bezogenen Wohnungen. »Das Sich-Wohl­fühlen beginnt ja in den eigenen vier Wänden«, wissen Renate Tautz und Leonore Sünner von der Rösrather Flüchtlingshilfe. »12 Parteien konnten wir bisher in reguläre Mietverhältnisse bekommen«, berichten sie. Sprache und Wohnraum sind die zentralen Punkte für eine erfolgreiche Integration und »passen­de Unterkünfte sind immer noch ein großes Problem hier in Rösrath«, fügt Tautz hinzu.

Mit der Privatsphäre verbessert sich nicht nur die Lebens-, sondern auch die Lernsituation für Eltern und Kinder, beobachtet auch Nora Löhmer, von der ersten Stunde an mit Leib und Seele ehrenamtliche Helferin im Begegnungscafé. »Wir haben Material, um Deutsch zu lernen«, erzählt sie, »aber noch zu wenig Paten, die das hier in gemütlichem Rahmen betreuen.« Um sie herum wuseln Kinder, die stolz ihre mit Ulrike Oeter gebastelten Masken präsentieren. Die Rösrather Künstlerin freut sich »über die wunderbare Entwicklung«, die sie bei vielen beobachten kann. »Gerade trauma­tisierte Kinder kommen nur langsam zur Ruhe«, weiß sie aus Erfahrung. Wer mag, kann bei passendem Wetter auch in der angegliederten Fahrradwerkstatt schrau­­ben. Am Buffet gibt es Kaffee, Tee, Gebäck und kalte Getränke zur Stärkung.

Das Begegnungscafé ist für viele ein fester, lieb gewonnener Termin in der Woche. »Wir sind wie eine große Familie«, so empfindet es Nora Löhmer. »Es ist gelebte Integration, wir bauen behutsam Brücken zwischen unterschiedlichen Kulturen und Menschen«, sagt Schauder. Rund 1oo Ehrenamtler unterstützen die Arbeit der Flüchtlingshilfe. Dennoch wer­den weiterhin dringend Paten gesucht, um den Menschen aus Syrien, Iran, Irak, Afghanistan oder Eritrea beispielsweise bei bürokratischen Herausforderungen zu helfen. »Ohne deren Einsatz wäre auch unser Projekt nicht möglich«, betont Schauder und fügt hinzu: »Ich habe Rösrath durch die Begegnung mit unseren neuen Nachbarn noch einmal ganz anders kennengelernt und fühle mich auch als Hiesiger beschenkt.« (Petra Stoll-Hennen)

INFO. Das Begegnungscafé ist offen für jedermann am Dienstag von 16 bis 18.30 Uhr. JUZE, Bensberger Straße 43
www.fluechtlingshilfe-roesrath.de