Junioren gewinnen Kunstrad-Europameisterschaft

Schon nach 30 Sekunden stehen sie gleichzeitig auf dem fahrenden Rad kopf, Marc auf dem Sattel, Julica mit der Schulter auf der Stange. Fünf Minuten dauert die mit höchsten Schwierigkeiten gespickte Kür, mittendrin gibt es einen fliegenden Wechsel auf zwei Räder. Jetzt heißt es, synchron und gefühl­voll Figuren und Stände zu präsentieren.

In Bazenheide läuft alles rund und für die zwei geht mit der überragenden Punktzahl von 126,26 ein Traum in Erfüllung. Sie sind Europa­meister im Zweier-Kunstradfahren der Junioren! Ein historisches Ereig­nis auch für den 116 Jahre alten RV Blitz. »Wir sind unendlich stolz auf die beiden«, freut sich Maren Haase, Trainerin des Duos und Deutsche Vizemeisterin im Einer-Kunstradfahren 2017. »Mit ihrer Erfahrung hat sie maßgeblich zum Erfolg beigetragen«, betont Norbert Kutz, Erster Vorsitzender des Vereins.

Die Leidenschaft für diesen außergewöhnlichen Sport wurde Marc und Julica in die Wiege gelegt. Beide kamen schon im Krabbelalter zum Training ihrer Mütter mit. »Mit fünf und sechs Jahren haben wir endlich auf das kleinste Rad gepasst«, erinnert sich Marc, »da waren wir längst vom Kunstradvirus infiziert.« Heike Müller ist heute Sportwartin und trainiert Haase, Angelika Lehmann kümmert sich um den Nachwuchs.

»Kunstradfahren ist Hochleistungssport, man braucht eine gute Koordinationsfähigkeit und Körperbeherrschung«, erklärt Haase. »Und man muss fallen lernen und Niederlagen wegstecken«, ergänzen Marc und Julica grinsend.

Das Rad ist ein Hightechgerät, die Eins-zu-eins-Übersetzung garantiert, dass es ohne Pedalkontakt weiterfährt und rückwärtsfahren mög­lich ist. Ledersessel und Lenkstange sind so konstruiert, dass die Sportler darauf stehen können. Der Verein stellt die Kunsträder, jedes hat einen Wert von rund 2500 Euro.

»Mit 14 aktiven Sportlern und 47 Mitgliedern sind wir eine kleine Truppe mit familiären Strukturen«, erzählt Kutz. Gemeinsam organisieren die »Blitze« Privatfahrten zu den Wettkämpfen und richten große Radsportveranstaltungen aus, wie das Zweite German Masters am 21. September in der Rösrather Dreifachturnhalle.

Was dann auf der Fläche so spielend leicht aussieht, erfordert jahrelange Übung. Bis Marc und Julica den Schulterstand auf dem Hinterrad in ihre Kür aufnehmen konnten, dauerte es fast ein Jahr, erzählen sie. »Ich musste einige Ängste überwinden, bis ich sicher da oben stand«, gesteht die 17-jährige offen.

Das hartnäckige Üben hat sich ausgezahlt, »es schult fürs ganze Leben«, so die Erfahrung der beiden, »und macht obendrein verdammt viel Spaß«. (Petra Stoll-Hennen)

Interesse am Kunstradfahren?
RV Blitz, Telefon 02205-86527
www.kunst-rad.de