Reisen
Salzburg – Rom des Nordens
Mehr als 1000 Jahre war Salzburg ein Kirchenstaat mit der weltlichen und kirchlichen Macht vereint in der Rolle des Fürsterzbischofs. Nach dem Vatikan war Salzburg die bedeutendste Kirchenmetropole, davon zeugt eine Fülle an Kirchen und Klöstern. Der Kirchenstaat Salzburg war durch den Abbau von Salz, Erzen und Edelsteinen sehr vermögend und dieser Reichtum veranlasste die Fürsterzbischöfe zu reger Bautätigkeit. Vorbild für Bauvorhaben und Architektur war das prachtvolle Rom. Nach italienischem Vorbild und mithilfe italienischer Baumeister wurden in Salzburg Dom, Kirchen, Kapellen, Klöster und Friedhöfe errichtet. Besonders Fürsterzbischof Wolf Dietrich (1587 – 1612) verwandelte das mittelalterliche Salzburg in ein barockes Juwel und legte den Grundstein für die heutige Kirchenstadt, die als architektonisches Glanzstück seit 1997 UNESCO-Weltkulturerbe ist.
Beginnen wir den Rundgang »Hinter den Kirchentoren« früh am Morgen am Stift Nonnberg, wo um 6.45 Uhr die Benediktinerinnen mit stimmungsvollen gregorianischen Chorälen jeden Tag beginnen. Von hier bis zur 1150 erbauten Kajetanerkirche sind es nur ein paar hundert Meter.
Das Besondere an dieser Kirche ist die heilige Stiege, 1712 als Nachahmung der römischen Santa Scala errichtet, darf sie nur samstags zwischen 11 und 12 besichtigt werden und die 28 Stufen hinauf zum Kreuzaltar dürfen nur kniend bestiegen werden.
Der Weg führt weiter zu Salzburgs Herzstück, dem Dom, der eine wahre Schatzkammer ist. Im Taufbecken wurden unter anderem Wolfgang Amadeus Mozart und Joseph Mohr, Texter von »Stille Nacht! Heilige Nacht!« getauft. Die Krypta, die Kunstinstallation Vanitas, die Chorempore, die fünf Orgeln – es gibt vieles zu entdecken in dem imposanten sakralen Bauwerk.
696 kam der damalige Bischof von Worms – der heilige Rupert – als Missionar nach Salzburg und ließ Sankt Peter errichten, das älteste Kloster Österreichs. Sehenswert sind die Sankt-Peter-Katakomben, in den Mönchsberg geschlagene Begräbnisstätten und Einsiedeleien für die Geistlichen.
Die Reise geht weiter zur Franziskanerkirche mit der sogenannten Schwurhand rechts unten im Portal. Sie ist ein Symbol für das Kirchenasyl. Jeder, der sie berührt, erhält Zuflucht, egal ob schuldig oder nicht.
Das nächste Gotteshaus, die Kollegienkirche, imponiert nicht mit prunkvollen Innenräumen, sondern mit weißen Wänden und einem puristisch ausgestatteten Innenraum, daher wird sie auch Lichtkirche genannt.
Auf der anderen Seite der Salzach befindet sich das architektonische Gegenstück, die Dreifaltigkeitskirche. Hier liegt ein sogenanntes Anliegenbuch, in das die Besucher Wünsche, Gebete oder Sorgen niederschreiben können.
Die achte und letzte Station ist die Loretokirche. Hier versteckt sich ein besonderes Kleinod, das Loretokindl, eine elf Zentimeter kleine Elfenbeinfigur, der nachgesagt wird, dass sie Wunder vollbringe.
Ein krönender Abschluss für die Tour ist es, sich die Figur von einer Nonne auf den Kopf setzen zu lassen, um so die Segnung zu erhalten.
Empfehlenswert ist der Aufenthalt in einer von fünf religiösen Unterkünften. Diese liegen im Zentrum und bieten neben Komfort vor allem Ruhe. (Wilfried Kochner)
INFO. www.salzburg.info
www.salzburg.info/kirchenstadt