Künstlerisches Multitalent

Boris Berns

Künstlerisches Multitalent

»Die wunderbar restaurierte Orgel, die vielseitigen Gestaltungsmöglichkeiten und der gute Ruf als Team haben mich hierher gelockt«, erzählt der gebürtige Gelderner. Die Liebe zur Kirchenmusik und ganz speziell zur Orgel reicht bis in seine Kindheit zurück. Sein Vater spielte im Posaunenchor, Berns begann unter den Fittichen des heimischen Kantors ganz klassisch mit der Blockflöte. »Meine heimliche Sehnsucht galt aber schon damals der Orgel«, verrät er und so brachte er sich zunächst selbst das Spielen am Keyboard bei und bekam mit 16 Jahren endlich Klavierunterricht. Nach dem Zivildienst folgte das Kirchenmusikstudium in Aachen, dann die ersten praktischen Jahre in der Gemeinde Moers. Berns ist beseelt von dem, was er tut. »Ich liebe es, die Liturgie, also den Ablauf eines Gottes­dienstes, musikalisch zu gestalten«, schwärmt er, »und schreibe schon mal selbst einen Chorsatz.« Musik verbindet, ist er überzeugt und hat keine Berührungsängste, was die Zusammenarbeit mit der evangelischen Gemeinde angeht.

Das erste gemeinsame Konzert mit deren Kantorin Doris Röskenbleck ist gespielt, ein weiteres zur ökumenischen Glaubenswoche am 23. Juni ist in Vorbereitung. Berns, im Gespräch eher ein Mann der leisen Töne, denkt die Dinge »gerne in die Tiefe« und ganzheitlich. »Ich will meinen Beitrag zu einer lebendigen Kirche leisten«, so sein Antrieb, »und da muss man neue Wege gehen.«

Warum sollten zum Silbernen Jubiläum von Pastor Franz Gerards nicht erstmalig alle Rösrather Chöre gemeinsam auftreten? Warum nicht hin und wieder Gottesdienste mit »Sponti-Chören« gestalten? Dahinter stecke die Idee, ein niedrigschwelliges Angebot für alle zu machen. Wer Lust hat, im Gottesdienst zu singen oder ein Instrument zu spielen, kann »spontan« zwei Stunden vor Beginn zur offenen Probe kommen. »Das macht riesigen Spaß und ist eine Bereicherung für alle«, so die positiven Erfahrungen des 44-Jährigen.

Berns ist aber nicht nur begeisterter Chorleiter und Organist. Ohne es an die große Glocke zu hängen, pflegt er mit Ernsthaftigkeit das Hobby der Konzeptfotografie. Als kleiner Junge faszinierte ihn die Minox C des Vaters, auf die erste eigene Pocket- folgte eine Spiegelreflex-Kamera und die philosophische Beschäftigung mit zeitgenössischer Kunst. Heute verbindet Berns Naturerfahrungen mit Fotografie und visualisiert Haikus. Die aus Japan stammenden Gedichte folgen einer strengen Zeilen- und Silbenstruktur. Berns textet und fotografiert, »die Bilder sind stets auf Details fokussiert und unscharf gehalten«. Von der Idee bis zum fertigen Objekt können Monate vergehen, »mal ist zuerst das Bild im Kopf, mal der Text«. Im Moment, gesteht er, müsse das Hobby etwas zurückstecken, denn die Einarbeitung in der Kirchengemeinde habe Vorrang. »An der Kunst, beides wieder unter einen Hut zu bekommen, arbeite ich noch.« (Petra Stoll-Hennen)