25 Jahre Künstlerduo Kampmann und Ittel-Fernau

Jangk, bliev nit stonn …

25 Jahre Künstlerduo Kampmann und Ittel-Fernau

Schnell stellte sich heraus, dass Kampmann und Ittel-Fernau nicht nur in ihrem Beruf als Lehrerinnen ähnliche Herausforderungen zu stemmen hatten, sondern auch die Liebe zur Musik teilten. Kampmann, damals schon als Liedermach­erin profiliert, suchte für ihre Soloauftritte mit Gitarre eine Begleitung am Klavier. Ittel-Fernau, Chorleiterin im Bachverein, Organistin und Pianistin, war die perfekte Ergänzung. Wie kongenial die beiden zusammen­passen, kristallisierte sich schnell heraus. »Ingrid hat meine Kreativität in geordnete Bahnen gelenkt«, gesteht Kampmann. »Monika hat eine Vision, ich danach fünf Stunden Arbeit«, ergänzt Ittel-Fernau mit einem Augenzwinkern. Sie kümmert sich um die Termine, arrangiert die Musikstücke und transkribiert Noten so, dass sie zu Kampmanns Stimmlage passen. Neue Ideen entwickeln die zwei überall, »im Urlaub auf Teneriffa, nachts oder im Austausch mit Menschen«. Nicht umsonst begann ihre gemeinsame musikalische Reise 1993 mit dem Lied Tu was, dann tut sich was und ihr selbst gewähltes Lebens­motto lautet Jangk, bliev nit stonn.

Inzwischen hat das erfolgreiche Duo neun CDs produziert und unzählige Auftritte auf Kleinkunstbühnen, in Kneipen, in Kirchen, auf Stadtteilfesten und bei wohltätigen Veranstaltungen absolviert. »Allein zur Weihnachtszeit haben wir 32 Termine an 28 Tagen.« Sie unterstützen die kleinste Karnevalssitzung im Bergischen, die nicht ganz zufällig bei Kampmanns Friseur in Voiswinkel steigt, oder singen zusammen mit 600 Menschen in der Mühlheimer Stadthalle Weihnachtslieder, die unter die Haut gehen. Mehrfach im Jahr treten die beiden mit einem eigenen Programm im Senftöpfchen auf, seit Kurzem auch mit Kölsche Leedcher im Karneval.

Die künstlerische Arbeit der Frauen, beide bis zur Pensionierung mit voller Energie im Schuldienst tätig, erstreckte sich von Anfang an auch auf den Erhalt der Mundart. 1994 gaben sie die ersten Kölsch-AGs an Schulen, heute setzen sie sich mit dem von Kampmann entwickelten Projekt Kölsche Pänz em Veedel für ein lebendiges Brauchtum an Schulen ein. »Das Musizieren mit Kindern ist uns eine Herzensangelegenheit«, bekräftigen sie, »und stiftet Identifikation und Integration.« Auch das Engagement für Frauen eint die Künstlerinnen, so traten sie beim Internationalen Frauentag auf, zahlreiche Liedtexte widmen sich dem Thema gezielt. »Wir wollen die Men­schen berühren«, fasst Kampmann ihr Anliegen zusammen. Poetisch, besinnlich, heiter und schwungvoll greifen sie deshalb Alltagsthemen auf, nennen Missstände beim Namen, aber nie fatalistisch, sondern stets verbunden mit Hoff­nung und Mut. »Wir hatten beide so viele positive Wegbegleiter, dafür sind wir sehr dankbar, das wollen wir weitergeben.«

Angetrieben von dem festen Glauben, dass Musik für Herz und Seele Balsam ist, haben sie vor acht Jahren den Chor der Kölner Selbsthilfe ins Leben gerufen, in dem Menschen mit seelischen und körper­lichen Beeinträchtigungen ein paar unbeschwerte Stunden miteinander verbringen. Helf d’r selvs un sing ist auch das Motto der beiden, wenn sie selbst mal ausgebremst werden wie Kampmann nach einem Sturz mit Beckenbruch. »Lamentieren hilft nichts«, stellen sie unisono fest, »also hat Ingrid mich zum Auftritt im Rollstuhl auf die Bühne geschoben«, erinnert sich Kampmann lachend. Es ist nicht nur die gemeinsame Liebe zur Musik, die die beiden seit 25 Jahren zusammenschweißt, sondern die geteilte Überzeugung, »jeden Tag so zu leben, als würde es nur diesen einen geben«. (Petra Stoll-Hennen)