Wenn es brummt und summt

gesunder Garten

Wenn es brummt und summt

»Aus ökologischer Sicht ist der Hausgarten ein wichtiger Überlebensfaktor für alle Insekten und Vögel«, erklärt Carina Pfeffer, Landschaftsarchitektin und Obstkundlerin (Pomologin) aus Rösrath. Die Biene und andere Nutztiere brauchen Grünflächen, in denen einheimische Gehölze und Pflanzen gedeihen, auch Obstwiesen und Mischwälder. Flurbereinigte Landschaften, überdüngte Felder und Monokulturen erschweren den Insekten das Sam­meln von Pollen. Hinzu kommen Umwelteinflüsse und die sich verbreitende Varroa-Milbe, die über Asien nach Europa eingeschleppt wurde. »Der Mensch macht den Bienen oft unbewusst das Leben schwer«, beobachtet Pfeffer, »und schadet damit sich selbst.« 80 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzpflanzen sind von Bestäubung abhängig. Laut einer Studie des Bundeslandwirtschaftsministeriums werden allein mit der Bestäubungsarbeit durch Bienen rund 1,6 Milliarden Euro pro Jahr erwirtschaftet.

»Ohne Bienen gibt es auch keine Kirschen, Birnen, Äpfel und Pflaumen mehr«, mahnt Pfeffer. Und die liegen ihr als Pomologin besonders am Herzen. Schon als Kind hat sie die alten Obstbäume im Garten ihrer Großeltern geliebt und deren Duft und köstliches Aroma nie vergessen. »Irgendwann hatte ich den Einheitsgeschmack der Supermarktäpfel satt«, erinnert sie sich, »und habe mich auf die Suche nach den alten Sorten im Bergischen gemacht.« Und Pfeffer wurde fündig. Mit akribischer Sammelarbeit von Obstkernen, Recher­che in Archiven und vielen Gesprächen mit alteingesessenen Rö­s­rathern hat sie alte Apfel- und Kirschsorten wiederentdeckt und rekulti­viert. Bei den Äpfeln war es zunächst der Gravensteiner, ein Ende August reifender knackiger Tafelapfel mit saftig süßem Fruchtfleisch und feiner Säure. Später kamen der Bergische Herrenapfel und der Rosa Rösrather Mühlenapfel, »ein schöner und leckerer Ess- und Backapfel«, hinzu. Auf ihrer Rettungsliste findet sich außerdem die vom Aussterben bedrohte Rheinische Braune Leberkirsche, eine dunkelrote, fast schwarze saftig-süße Frucht aus dem Bergischen Land. Pfeffer vermehrt und veredelt die alten Sorten selbst, berät Kunden und bietet ein Mal im Jahr Sammelbestellun­gen für Interessierte an.

Statt Flächen in Vorgärten zu versiegeln und den Garten ständig »auf Ordnung zu trimmen«, rät die Expertin zu einer natürlichen Mischung aus Stauden, heimischen Gehölzen und alten, robusten Obstbaumarten. Wer im Garten nicht nur Nahrung, sondern auch Lebensraum für Bienen bieten möchte, kann Insektenhotels bauen »oder einfach mal Totholz, Blätter und Erde liegen lassen«, wünscht sich Pfeffer, »denn nur wenn es brummt und summt, ist der Garten gesund«. (Petra Stoll-Hennen)

Tipps für den bienenfreundlichen Garten

Um Insekten das Leben zu erleichtern, ist es wichtig, das Nahrungsangebot über das ganze Jahr zu verteilen und bei der Sortenwahl auf ungefüllte Blüten und züch­terisch unveränderte Sorten zu achten. Im Blumenbeet sorgen Schafgarbe, Akelei, Lavendel, Lupine, Wilde Malve, Astern und ungefüllte Dahliensorten für Insektenfutter. Auch bei Bäumen und Sträuchern hilft Vielfalt. Schlehe, Pfaffenhütchen, Kornelkirsche, Weißdorn, Beerensträucher, Wilder Wein, Efeu, ungefüllte Kletterrosen sind bei den fliegenden Gartenhelfern gern gesehen.

Ackerbohnen, Borretsch, Ringelblumen, Kürbisgewächse, Zwiebeln, Kohl, Möhren und Gewürzkräuter schmecken nicht nur uns Menschen, sondern bereichern auch den Speiseplan der Insekten.

Info. www.pfeffer-land.de, www.kreisimkerverband.de

Die Kolpingsfamilie Rösrath veranstaltet am 8. April einen Infoabend zum Thema »Rund um die Biene« im Augustinushaus. Der Imker Dieter Modregger erklärt, was die schwarz-gelben Freunde außer Honigmachen sonst noch alles können.
Von 19 bis 21 Uhr. Augustinushaus, Hauptstraße 70.

Info. Martin Grün, Telefon 895838, www.kolping-roesrath.de.