Wegekreuze

Denkmale am Wegesrand

Wegekreuze

Ein Engel und ein Friedhofskreuz in Volberg. Wir beginnen auf dem Volberger Friedhof und suchen das Friedhofskreuz für Johann Wilhelm Christian Blech, dem einst die Rambrücker Mühle gehörte. Zugegeben: Das ist kein Wegekreuz. Diese gibt es nämlich in Hoffnungsthal gar nicht. Wegekreuze gehören zum katholischen Bereich, der mehr in Rösrath, Rambrücken, Kleineichen und Forsbach lag. Doch zurück zu unserem Johann Blech, der am 17. Februar 1874 zu Tode kam. Am Abend jenes Tages kam er in Begleitung zweier Pastoren von Altenrath und wurde auf dem Weg nach Rösrath erschossen. Der Mord wurde nie aufgeklärt. Als Protestant hatte er eine Katholikin geheiratet, wollte eventuell konvertieren, Genaues weiß man nicht.

Mit der Frage der Konfession soll die Bluttat nichts zu tun gehabt haben, obwohl es darüber so einige Spekulationen gab. Gegenüber vom Blech’schen Friedhofskreuz steht das Grabmal der Familie Müllenbach. Ein wundervoller Engel thront hoch oben, ruhig und sanft mit seinem leicht geneigten Kopf. Die schöne Steinmetzarbeit ist leider vom Verfall bedroht. Deshalb sammelt der Geschichtsverein Spenden, um das Denkmal möglichst bald zu restaurieren, ansonsten wäre es wohl nicht mehr zu retten.

Hochkreuz Scharrenbroch. Wir radeln die Hauptstraße entlang, bis wir kurz vor dem Augustinushaus sind, wo übrigens auch ein Wegekreuz zu finden ist, das wir aber links liegen lassen, um uns der Bensberger Straße zuzuwenden, einen Minihügel zu erklimmen und vor dem Hochkreuz der Familie Scharrenbroch zu stehen. 1808 wurde es hier ausgestellt, auf dem alten Rösrather Friedhof, der wegen der Bahntrasse schließlich verlegt wurde. Die Expositionsnische hat jemand mit einem frischen Blumengesteck geschmückt. »Sieg der Religion« steht auf dem Sockel des hochaufragenden Denkmals aus Trachyt mit seinem Kruzifix. Eine Formulierung, die an die französischen Besatzer und ihre kirchenfeindliche Politik erinnert, heißt es im Band des Geschichtsvereins.

Kreuze wurden gestiftet bei Glück und Unglück, bei Krankheit, Genesung oder Blitzschlag, bei der Geburt eines Kindes oder beim Tod, also als Zeichen der Hoffnung, als Wegmarken und Stationen von Prozessionen.

Scharrenbroicher Straße. Bässe wummern aus Autoradios, Fahrzeuge quälen sich durch den Feierabendverkehr, während wir zur Scharrenbroicher Straße radeln, wo viele der Rösrather Wegekreuze stehen. Denn die Scharrenbroicher war wichtigster Verbindungsweg zur Pfarrkirche in Altenrath. Direkt vor dem Hallenbad wird an einen 1811 verstorbenen Junggesellen namens Christian Becker erinnert. Das Kreuz gehört zum weiter entfernt liegenden Pannhof und sieht ein wenig verloren aus vor dem nüchternen Glasbetonbau.

Weiter geradeaus und dann links gespäht, versteckt und unauffällig: Das Kreuz der Familie Bleifeld, das einst vor einem Hof prangte, der von dem hier erwähnten Wilhelm Bleifeld (geboren 1847) bewirtschaftet wurde – übrig ist davon nicht mehr viel.

Eicherhof. Nun machen wir uns auf die Suche nach dem ältesten Bilderstock Rösraths, der im Geschichtsbuch »Herrschaft der Höfe« wie folgt beschrieben wird: »Auf einem hohen, mit starkem Profil endenden Trachytsockel steht die Madonna auf der Mondsichel, der Schlange den Kopf zertretend.« Gemeint ist die Madonna vom Eicherhof, der heute noch nahe der A 3 existiert. Mitten in einem mit Stacheldraht umzäunten Gelände steht sie, seit 238 Jahren schon, eine spätbarocke Volkskunst vor moderner Gewerbeparkästhetik – aber das kann ihrer Erhabenheit nichts antun. Man nimmt an, dass die Madonna vom Eicherhof eine Segensstation innerhalb einer Sakramentsprozession war.

Vom Höhholzer Weg zur Kreuzburg. Wir fahren ein Stück  zurück, den Höhholzer Weg hoch und machen wieder vor einem Wohnhaus halt, den Resten des Höhholzer Hofs. Zwischen Sträuchern lugt ein Kruzifix mit Sockel hervor. Per Rad geht’s weiter zum Ahornweg Haus Nummer 70. Vor der Fassade des Neubaus prangt ebenfalls ein altes Wegekreuz, dahinter erstreckte sich einst der Hof Dickenbroich, eine schöne Anlage, die 1950 aufgegeben werden musste. Stifter beider Kreuze war ein Zimmermann, Schmied und Landwirt namens Paul Erft (geboren 1821), der eine Tochter vom Dickenbroich-Hof heiratete und offenbar genug Geld verdiente, um sich solche Spenden leisten zu können.

Wir folgen schließlich einem der Fronleichnamswege und kommen so am Bilderstock Gerottener Weg vorbei mit  Marienbild und ewigem Licht. Der Prozessionsweg soll von hier Richtung Paffrather Hof gegangen sein, wo ebenfalls ein Wegekreuz die Markierung bildete, das allerdings jetzt am Ellersberg steht. Von hier setzte sich der Marsch fort durch Waldgebiet, am Siefen entlang und hinunter zur Kreuzburg, der letzten Station unserer Suche. Diesen Bilderstock hätten wir fast übersehen, zwar direkt an der Hauptstraße gelegen, doch versteckt im Gestrüpp. Ein steinerner Zeuge aus der Vergangenheit, hinter dem tagtäglich die bergische Bahn durch eine beschleunigte Gegenwart braust. (Sigrun Stroncik)