Karl Marx

Menschen in Rösrath

Karl Marx

In seinem Haus in Kleineichen hängen Fotos, die einen wichtigen Teil dieses Lebens dokumentieren: die vielen Reisen nach Indien. 1976 gründete er neben mehreren Familienkreisen den Indienkreis Rösrath. Seitdem ist er fast jedes Jahr mit einer Gruppe Jugendlicher auf den Subkontinent gereist, um den Ärmsten der Armen in drei- bis vierwöchigen Einsätzen Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. So lernten beispielsweise Fischer in Kerala alles über die Kleinviehzucht. »3000 Familien, 18000 Menschen, habe das vom Hunger befreit«, erzählt Marx. Es folg­ten Häuserbauprogramme für Leprakranke und Trinkwasserprojekte. Spenden wurden auch eingesammelt, insgesamt 770000 Euro in all den Jahren. Doch wichtiger als Geld war Marx immer der persönliche Einsatz im Kontakt mit der Bevölkerung vor Ort, »um die Eigenkräfte der Menschen zu aktivieren«. Die nächste Reise ist schon fest für August geplant. Es geht um ein neues Projekt für Querschnittsgelähmte.

Auf die Hilfe der Jugend hat Karl Marx dabei schon immer gebaut. »Wenn ich mit Jugendlichen zu tun habe, geht mir das Herz auf«, sagt der zweifache Familienvater und Großvater. Er selber habe von diesen Kontakten jedenfalls stark profitiert. »Es hält jung, optimistisch und geistig beweglich«, meint er. Als Erster in Rhein-Berg starteten er und seine Ehefrau Thea 1970 mit der offenen Jugendarbeit. Gemeinsam mit Heranwachsenden, die nicht wussten, wo sie die Freizeit verbringen sollten, renovierte er heruntergekommene Räume eines Jugendheims an der Kirchstraße.

Zu helfen, auch ganz praktisch, das ist Marx immer selbstverständ­lich gewesen. Zurzeit versucht er einen Rösrather Obdachlosen unterzubringen und medizinisch versor­gen zu lassen. Schließlich heißt es in der Bibel »Liebe deinen Nächsten wie dich selbst«, und außerdem ist die Liebe, die von Gott ausgeht, das Größte überhaupt. »Das ist nicht zu top­pen«, betont Karl Marx, dessen Lebensweg keineswegs gradlinig verlaufen ist.

Er wurde 1937 in Genthin an der Havel geboren, stammte aus einer katholischen Familie, erlebte das Naziregime, die Bombennächte, die Hungerjahre, die DDR, bis er mit 13 Jahren von der Schule flog. Damals fragte ein linientreuer Lehrer: »Glaubt ihr noch an Gott, hat einer Gott schon mal gesehen?« Und Karl Marx entschlüpfte daraufhin der Satz: »Haben Sie denn Ihren Verstand jemals gesehen?« Er machte im Klosterinternat von Sankt Augustin eine Schrei­nerlehre, ging aus Überzeugung zur Bundeswehr, hatte ein Tabakwarenfachgeschäft, war Außendienstler bei einem Pharmagroßhandel und gründete zwischendurch eine Familie. Dann wurde er lebensbedrohlich krank. »Ich hatte damals einen rettenden Engel.« Nach der Genesung begann er Theologie zu studieren und ließ sich mit 48 Jahren zum Diakon weihen. Er traf schließlich den Papst, erhielt das Bundesverdienst­kreuz und schrieb seine Biografie »Vom Lausejungen zum Diakon«. Marx ist ein Mensch mit einem hohen Energie­level, der spät seine eigentliche Bestimmung gefunden hat. »Wenn ich auf seelsorgerischer Ebene mit manch­mal auch zweifelnden Menschen ein Gespräch geführt habe, hat mich das immer mit Zufriedenheit erfüllt«, sagt er. Diese Zufriedenheit und der Glaube an die Liebe haben wohl zu seinem Lebensoptimismus beigetragen. »Man kann wohl nicht die ganze Welt ändern, aber wenn man nur einem Menschen hilft, reicht das aus, um glücklich zu sein.« (Sigrun Stroncik)

Spenden an den Indienkreis e.V. kommen ohne Abzug den Projekten vor Ort zugute. Name und Adresse nicht vergessen für eine Spendenquittung.
IBAN DE 55370502990327005144
Weitere Infos www.indienkreis.de

3 Fragen an Karl Marx

Was mögen Sie besonders an der Stadt Rösrath?
Marx: Es lässt sich hier sehr gut leben. Vor allem der Königsforst erhöht dabei deutlich die Lebensqualität.

Was würden Sie gerne in Rösrath ändern?
Ich würde auf jeden Fall mehr Wohnungen bauen, damit die Mietpreise gerade auch für junge Familien nicht so hoch sind.

Verraten Sie uns Ihren Lieblingsplatz in Rösrath?
Mein Lieblingsplatz ist der Kirchenraum der katholischen Kirche in Kleineichen.