Illustrator Carsten Mell

Künstler

Illustrator Carsten Mell

Nach dem Abitur am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium 1994 studierte er Grafikdesign an der Fachhochschule Düsseldorf. »Sich theoretisch mit Anatomie, Wirkung von Raum und Perspektive zu beschäftigen und mit Füller und Tinte zu zeichnen war sicher wichtig«, resümiert Mell im Rückblick. Viel lieber war ihm jedoch schon damals das praktische Austoben seiner Kunst in einer Kölner Werbeagentur, die ihn nach einem Praktikum nicht mehr gehen lassen wollte. So kam es, dass Mell als Student schon Titelseiten für den Spiegel und die Welt am Sonntag illustrierte und sein Diplom 2005 »irgendwie nebenbei« erwarb. Zur Erinnerung an einen der wohl ungewöhnlichsten Studenten hinterließ er als Abschluss­arbeit einen Lehrköpercomic, in dem er sämtliche Professoren liebevoll ironisch bedachte.

Auch heute gehört das Genre Comic zu seinen Lieblingsarbeiten. Im Atelier in Rösrath entsteht aktuell eine Comicparodie auf Robin Hood, »eines meiner freien Projekte, mit dem ich mir einen persönlichen Traum verwirkliche«. Füller und Tinte sind längst in der Schublade gelandet, »auch wenn das Skizzenbuch nach wie vor auf dem Nachttisch liegt, damit ich meine Ideen immer sofort zu Papier bringen kann«. Seine Werke entstehen digital am Computer. Mit dem Spezialstift zeichnet er direkt auf ein Grafiktablet, je fester der Druck, desto dicker die Linien. Die Schwarz-Weiß-Skizzen werden anschließend koloriert und feingetunt. Für 2-D- und komplexe 3-D-Technologien kommen zusätzliche Rechner zum Einsatz. Das ständige Erweitern seiner Kenntnisse in Seminaren und im Selbststudium betrachtet er als spielerische Herausforderung. Der zweifache Familienvater liebt die Vielfältigkeit seines Berufes und bezeichnet sich selbst als »Mischwesen aus Künstler und Dienstleister«.

Er hat Wahlplakate für die CSU und die Grünen gemacht, Zeichentrickfilme und Erklärvideos gestaltet, Maskottchen, Fernsehspots und Titel für Zeitschriften, Adventskalender für Kinder und Comics mit erotischen Motiven. »Ein wiederkehrender Albtraum ist es, die Mailanhänge der Kunden zu vertauschen«, verrät er lachend.

Seine Arbeiten entstehen stets im Dialog. 2010 sollte er für das Wirtschaftsmagzin Capital die von China ausgehende Gefahr für die deutsche Automobilindustrie illustrieren. »Der Kunde wollte ein Auto, Haifischzähne und die chinesische Flagge.« Aus dieser Idee entstand »DER NEUE VOLKSrepublikWAGEN«.

Mit einer großen Portion Selbstironie hat Mell 2015 sein erstes Buch veröffentlicht. »Im Epizentrum des Irrsinns« schildert der Künstler mal beißend sarkastisch, mal sanft ironisch in bebilderten Alltagsepisoden sein Leben als Rekrut und glücklicher Ehemann – eine Geschenkidee für Menschen mit Humor. (Petra Stoll-Hennen)