Neues Leben auf dem alten Reuschgelände
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Hoffnungsthal

Neues Leben auf dem alten Reuschgelände

Die rosa Villa am Weiher erinnert noch an die glorreichen Industriezeiten. Sie war die erste der vier Reusch-Villen. Hier vorbei schritten noch bis 1999 die Arbeiter gegen fünf Uhr morgens zur Frühschicht. Begonnen hatte alles, bevor die Wirren der französischen Revolution das Rheinland erreichten. Ein weitsichtiger Kaufmann aus Porz namens Rudolf Philipp Boullé erkannte die zukünftige Bedeutung der  Eisenproduktion und errichtete in Hoffnungsthal, das damals noch Volberg hieß, ein Eisenhammerwerk.

Der Standort war ideal. Es gab waldreiches Bergland für die Holzkohle, Erz wurde in den Gruben aus der nächsten Umgebung gefördert, die Sülz lieferte Wasserkraft und war Transportweg zugleich. Boullé war es auch, der die stolze Villa am Weiher errichtete. Im Jahr 1816 übernahmen die Gebrüder Reusch die Fabrik samt Ländereien und damit auch die Villa als Wohngebäude.

Sie machten aus dem frühindustriellen Hammer zur Eisenerzeugung einen  weiterverarbeitenden Stahlbetrieb, der so richtig aufblühte, als er 1890 endlich seine Verkehrsanbindung erhielt. Reusch und Vieille Montagne finanzierten den Eisenbahnanschluss Köln-Hoffnungsthal-Overath. Befeuert durch die neue Verkehrsinfrastruktur beschleunigte sich das wirtschaftliche Wachstum der Region. Die einst arme Bevölkerung, die meist aus Bauern und Bergleuten bestand, kam durch den Industrialisierungsschub zu einem gewissen Wohlstand und aus Volberg wurde Hoffnungsthal, benannt nach dem  Hoffnungsthaler Hammer.

Doch es ging nicht immer nur steil nach oben. Die Firma Reusch erlebte  wirtschaftliche Aufs und Abs, parallel zu den Wechselfällen der Geschichte. Die Katastrophen zweier Weltkriege, in denen es immer wieder die Umstellung auf Kriegsproduktion gab, trieben auch das Unternehmen und seine Arbeiter in Existenznöte. Nach dem Zweiten Weltkrieg entfaltete Reusch als Heizungsbau-Unternehmen noch einmal enorme Wirtschaftskraft. Der in den 1950er-Jahren einsetzende Bauboom machte es möglich. Bis zu 400 Menschen hatten Arbeit im früheren Hammerwerk. 1966, als Reusch 150 Jahre Bestehen im Hoffnungsthaler Werk feierte, hielt sogar Vizekanzler Erich Mende die Festrede.  1999 ging die Firma Konkurs. Heute sind im alten denkmalgeschützten Ensemble »Am Hammer« mit der ehemaligen Fabrikantenvilla und den restaurierten und umgebauten Produktionsgebäuden neue Nutzungen entstanden für Wohnen und dienstleistendes Gewerbe – Ausdruck eines erfolgreichen Strukturwandels in der Stadt, der jetzt mit den Plänen der OSMAB Holding und der Leibnizpark Hoffnungsthal GmbH weitergeht. (Sigrun Stroncik)