Historischer Adelssitz Venauen

Ein Stück Rösrather Geschichte

Historischer Adelssitz Venauen

Die im Kern aus dem 10. Jahrhundert stammende Anlage  war Rittersitz, später großbürgerliche Villa, während der Nazi-Zeit Gau-Schule, Ausbildungsstelle für Mitarbeiter der NS-Wohlfahrtsorganisation, nach 1945 ein belgisches Gymnasium mit Internat und nach dem Abzug der Belgier oft genug  Filmkulisse, so beispielsweise für den Münsteraner ARD-Tatort »Satisfaktion«.

Begonnen hatte alles aber  schon  1555. Ein adliger bergischer Ritter namens Peter von Bellinghausen errichtete bei Finawen (Venauen – was sumpfige Aue bedeutet) sein Anwesen, erstens weil der Herr auf Sicherheit bedacht war, es aber zweitens weit und breit keinen Berg für eine Burg gab. Der Standort Venauen hatte zumindest den Vorteil, dass hier eine Auenwiese von zwei Flussarmen der Sülz umspült wurde.

Auch in den nächsten beiden Jahrhunderten wurde das Schloss von Adligen bewohnt, die auf den Ritterzetteln standen, das heißt,  sie durften an Landtagen teilnehmen und Einfluss auf die Geschicke der Region nehmen.

1669 ging Venauen in den Besitz der Familie Bertolf von Belven über. Es erfolgte bald schon ein Umbau des Hauses, der in den Grundzügen dem Bauzustand entsprach, wie er zu Beginn des 20. Jahrhunderts war. Das Schloss ging dann in die Hände der Familie von Francken über. Der erste Herr von Venauen aus dieser Familie war der  kurkölnische Major Johann Werner von Francken (1706–1769), der auch das Schloss Eulenbroich erbaute – alles  nachzulesen im 36sten  Band des Geschichtsvereins Rösrath.

Noch heute lässt sich an den Baustrukturen des ehemaligen Rittersitzes erkennen, dass er auf die Bedürfnisse einer eher agrarisch orientierten Adelsgesellschaft ausgerichtet war. In den Seitenflügeln waren Stallungen und Wirtschaftsräume für die Landwirtschaft untergebracht.

Als der Adel an Bedeutung verlor, fand das Großbürgertum im Herrensitz einen repräsentativen Bau. Anfang des 20. Jahrhunderts kauften Felix Mayer und seine Ehefrau Kathinka (geborene Neven DuMont) das damals recht schmucklose Anwesen und ließen es vom Kölner Architekten  Heinrich Müller-Erkelenz in eine stattliche Villa umbauen. Während des Dritten Reiches machten sich die Nazis hier breit. Venauen wurde zur NS-Gauschule. Relikte aus der damaligen braunen Zeit sind noch erhalten und wurden vom Geschichtsverein genau dokumentiert.

Mit dem Einzug der belgischen Internatsschüler kehrte neues Leben in die alten Mauern zurück. Nach dem zweiten Weltkrieg büffelten und lebten in den Gemäuern belgische Gymnasiasten. Nach dem Abzug der Belgier 2003 gab es verschiedene Planungen für das Schloss und Umgebung. Realisiert wurde bereits ein Wohnkomplex rund um den See. Auch für das Schlossgebäude ist jetzt eine Lösung gefunden. In seinen historischen Mauern werden Eigentumswohnungen entstehen. (Sigrun Stroncik)