Zuflucht in Rösrath

Asyl

Zuflucht in Rösrath

T. (24) und K. (29) (Namen sind der Redaktion bekannt) haben sich schon ein wenig eingelebt in unserer Stadt. Der fünfjährige Sohn war gerade noch in der Kita, die dreijährige Tochter bei einer Tagesmutter, während Mama T. einen Sprachkurs besuchte, der von der Flüchtlingshilfe Rösrath organisiert wird. Der Sohn spielt außerdem Fußball im Verein, hat dort schon Freunde gefunden und sein Deutsch wird jeden Tag besser. Auch eine eigene kleine Wohnung hat die vierköpfige Familie von der Stadt zugewiesen bekommen. Helfende Hände von der Flüchtlingshilfe Rösrath stehen der Familie und anderen Flüchtlingen ehrenamtlich zur Seite, wenn nötig. Auf einmal gibt es wieder so etwas wie Zu­kunft, obwohl T. und K. nicht verheiratet sind und ihre Asylverfah­ren deshalb getrennt laufen, sie also nicht wissen, ob sie beide auf Dauer hierbleiben können. Die ursprüngliche Heimat des jungen Paares ist Nigeria, gut 6 500 Kilometer weit weg von der Sülzstadt. Dort war K. ein kleiner Bauunternehmer, gab anderen Menschen Arbeit, kümmerte sich um Mutter und Geschwister. Doch er, der Christ, verliebte sich in T., eine junge Frau aus einer einflussreichen muslimischen Familie. T.s Vater hatte für sie schon einen Ehemann ausgewählt und bedrohte K.s Leben, schickte Schlägertruppen in sein Haus. Da entschloss sich das Paar zur Flucht. »Nur die, die Geld haben, sind bei uns frei. Sie können Polizei und Justiz kaufen«, erklärt K. die Situation in einem Staat, der korrupt ist und seinen Bürgern keinen Schutz vor Verfolgung bietet. 2007 landen die beiden in Libyen, K. findet Arbeit, der Sohn wird geboren. Doch 2011 nach dem Bürgerkrieg und der internationalen Militärintervention ist Libyen für Schwarz­­afrikaner nicht mehr sicher, eine Rückkehr in die Heimat wegen der Unerbittlichkeit von T.s Vater ausgeschlossen. Also flieht die Familie über das Mittelmeer und lan­det nach sechstägiger Irrfahrt in Lampedusa.

Wieder Hoffnung auf Zukunft, die Tochter wird geboren. Doch in Italien fassen sie nicht Fuß. Es geht weiter nach Deutschland, nach Berlin, zum Aufnahmelager in Unna und letztes Jahr nach Rösrath. »Wir sind hier gut aufgenommen worden«, sagt T. Für die Familie ist das evangelische Gemeindezentrum Forsbach zum wichtigen Anlaufpunkt geworden. K. hilft hier mit, wo er kann. Er hat zu Weihnachten die Weihnachtsbäume aufgestellt und an Christi Himmelfahrt die Bänke für die evangelische Messe am Franziskaschacht. Auch bei der Integration anderer Flüchtlinge engagiert er sich. K. will etwas tun, braucht Aufgaben ebenso wie seine Frau, die auch in der evangelischen Gemeinde Forsbach etabliert ist. »Ich möchte eine Arbeit haben, meine Familie ernähren, frei sein«, erklärt K. seine Wünsche. T. hofft auch auf einen Job und darauf, dass sie ihren Kindern eine gute Schulbil­dung ermöglichen können. Ein Start ist gemacht. Jetzt fehlt nur ein dauerhaftes Bleiberecht, damit die Familie sich ihr eigenes Leben weiter aufbauen und auf Dauer ankommen kann. (Sigrun Stroncik)