Wahner Heide

Wanderung durch das Naturschutzgebiet mit Dirk Tillmann

Wahner Heide

Obwohl die Wettervorhersage das heißeste Wochenende im ganzen Jahr angekündigt hat, haben sich 15 tapfere Wanderwillige eingefunden, aus Refrath, Bensberg, Ove­rath, Köln und Rösrath. Schnell wird klar, wozu Dr. Dirk Tillmann, hauptberuflich Manager in einem pharmazeutischen Unternehmen, das weiße Tuch benötigt. Schon beim ersten Stopp tupft der studierte Biologe damit die Schweißperlen von der Stirn, während er uns in die Entstehungsgeschichte des zweitgrößten und artenreichsten Naturschutzgebiets Nordrhein-Westfalens entführt.

Heide entsteht durch Hochwasser
Wussten Sie, dass der Rhein für die Ausprägung der Heidelandschaft verantwortlich ist? Mit jedem Hochwasser ließ er Sand zurück, der vom Wind in höhere Lagen zu Bänken und Hügeln aufgeweht wurde. So entstand ein immer größeres Areal mit magerem, nährstoffarmem Boden, in dem sich die Pflanzen und Tiere ansiedelten, die am besten mit den Bedingungen zurechtkamen, erzählt Tillmann. Der damals übliche Vieheintrieb der Bauern hielt die Fläche offen, ein Modell, auf das man auch heute wieder zurückgreift: Schafe, Ziegen, Glanrinder, Esel und seit Neuestem auch asiatische Wasserbüffel werden ganz bewusst zum Grasen auf die Heideflächen getrieben, um das Naturschutzgebiet in seiner Einzigartigkeit zu erhalten. Es klingt seltsam, aber noch vor Jahren hatte diese Funktion das Militär übernommen.

Panzer als Naturschützer
»Seit die preußische Armee das Gelände im 18. Jahrhundert als Übungsplatz entdeckt hatte, sorgten Panzer dafür, dass die Landschaft buchstäblich immer wieder auf links gedreht wurde«, veranschaulicht Tillmann, »und sie ermöglichten damit die Entstehung von unzähligen ökologischen Nischen.« Heute zählt die Wahner Heide 2000 Käferarten, rund 700 gefährdete Tier- und Pflanzenarten finden hier eines ihrer letzten Rückzugsgebiete. Von den 100 Vogelarten, die in der Heide brüten, steht ein Drittel auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten. »Die Wahner Heide ist naturhistorisch genauso bedeutend wie der Kölner Dom kulturhistorisch«, findet Tillmann, wedelt kurz mit dem weißen Tuch und marschiert bei 35 Grad im Schatten mit flottem Schritt durch den lichten Wald in Richtung Geisterbusch.

Vorbei an letzten Pfützen, über denen ein paar Libellen müde kreisen, einem Grasfrosch, der sich ins Dickicht flüchtet, geht es auf staubigem Weg hinaus auf die weite Ebene mit Gräsern, Wacholderbüschen und Heide. Hier finden die bodenbrütenden Vögel ideale Bedingungen für den Nestbau.

Important Bird Area seit 1990
Tillmann kennt sie nicht nur alle, er kann sie auch imitieren und sorgt so für ein kurzes Konzert aus Balzlauten und Revier-Verteidigungsrufen. Der Schutz der bedrohten Vogelarten liegt ihm besonders am Herzen, eindringlich schildert er den Raubbau des Menschen, der nicht nur durch Besiedelung und Kultivierung von Land, sondern auch durch gezielte Jagd ganze Arten an den Rand der Existenz treibt. »Über 100 Millionen Zugvögel werden heute offiziell pro Jahr getötet, die Dunkelziffer ist hoch«, mahnt Tillmann.

Nachdenklich und berührt von der Andersartigkeit der Heidelandschaft wandern wir Richtung Turmhof zurück. Ein letzter Stopp am »Hudewald«, einem Märchen aus großen, lichtdurchfluteten Baumkronen. »So sah ein Wald früher aus, als es noch nicht um maximalen Holzertrag ging«, kommentiert Tillmann und zückt noch einmal sein weißes Tuch. Kurz vor dem letzten Abzweig entdecken wir dann noch ein paar fleißige Paarhufer bei der Arbeit: grasende Esel als Naturschützer der Wahner Heide. (Petra Stoll-Hennen)

Der Heidespaziergang wird an jedem dritten Samstag im Monat kostenfrei und ohne Voranmeldung angeboten. Termine und Infos unter www.turmhof.net

Helfen Sie mit!

Das Bündnis Heideterrasse e.V. wird von einer großen Gemeinschaft aus unterschiedlichsten Organisationen und vielen Privatpersonen getragen. Spender, Mitglieder, aktive Helfer, sie alle gestalten aus dem »Bündnis« die wirkungsvollste und tatkräftigste Organisation, die sich zum Schutz der Heideterrasse starkmacht.

Bündnis Heideterrasse e.V.
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