Ralph Hausmann

Rösrath liest

Ralph Hausmann

Heute kommt der Chef der Rösrather Stadtwerke kaum noch dazu, selbst gewählte Lektüre zu lesen, zu sehr muss er sich nach Feierabend mit Fachliteratur auseinandersetzen, da bleibt meist nicht viel Muße übrig. Wenn er einen Schmöker zur Hand nimmt, dann muss er in die hausmannsche Kategorie der Badewannenbücher passen: bequem mit einer Hand über Wasser zu halten (ergo darf er nicht zu schwer sein), mit einer prägnanten Schreibe, kurzweilig und dem Versprechen, in eine andere Welt abtauchen zu können. Wobei man sich Ralph Hausmann nicht als jemanden vorstellen sollte, der seine Freizeit ausschließlich in der Wanne verbringt. Lieblingsplätze sind auch die relativ trockene Liege im Garten und die gemütliche Couchecke im Haus. Hier kann der Herr über die städtische Wasserversorgung auch viel besser durch die reich bebilderte Geschichte von Pink Floyd blättern, einer der kreativsten Musikgruppen aller Zeiten, wie er findet. Inside Out heißt das Buch, in dem Bandmitglied und Drummer Nick Mason seine Sicht der Dinge erzählt. »Er macht das bisweilen komisch und mit einem selbstironischen Blick auf die eigenen Schwächen«, urteilt der Pink Floyd-Fan, der seit seiner Jugend Schlagzeug spielt.

Eine ganz andere Schwärmerei hat Hausmann zu dem Buch geführt, das er eigentlich vorstellen will: sein alter 2CV. Im Roman von Reiner M. Sowa Ein Bestatter und das Enten-Testament ist das französische Kultauto von Citroen der Katalysator für allerlei dubiose Handlungen. Sowa hat sich mit seinen Bestatter-Krimis aus dem Bergischen Land einen Namen gemacht. »Seine Hauptfigur heißt Ulrich Schwartz und hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Bergisch Gladbacher Bestattungsunternehmer Fritz Roth«, klärt Hausmann auf. Und dieser Schwartz mischt sich gerne mal in die Aufklärung von ungewöhnlichen Todesfällen ein. Opfer diesmal ist ein Zahnarzt, der auf seinem Anwesen in Frankenforst mit Kopfschuss aufgefunden wird, in der Garage, in einer seiner zahlreichen Enten liegend. Mord? Selbstmord? Schwartz recherchiert unter den Enten-Sammlern. Denn eine sogenannte Sahara-Ente wurde aus Wagners Garage gestohlen. »Das ist die baue Mauritius unter den Enten«, gibt Hausmann zu bedenken. »Die Sahara-Ente hatte zwei Motoren, einen für den Vorderradantrieb, wie wir das von allen anderen 2CVs kennen, aber zudem einen weiteren für den Hinterradantrieb, sodass sie auch in schwierigem Gelände eingesetzt werden kann. Man hat sie in den Sechzigerjahren vor allem für das Militär gebaut«, heißt es in Sowas Entenkrimi. »Es geht um die Oldtimerszene und um Sammelleidenschaft, der an Sammelwahn grenzt. Das Milieu der Entenliebhaber beschreibt Sowa dabei sehr authentisch, kenntnisreich und sprachlich genau«, findet Ralph Hausmann. Schwartz schleust sich in den Kreis der Entenfans ein und kauft selber einen 2CV, der nicht nur Mittel zum Zweck wird, sondern ihm anfängt Spaß zu machen: »Die geruhsame Reise mit der Ente verschaffte Urlaubsatmosphäre.«

Für Hausmann ist das nachvollziehbar. Er hatte sich mit 18 vom ersten selbst verdienten Geld eine Ente gekauft. »Sie ist das ideale Auto. Man kann in ihr sperrige Sachen transportieren, fährt defensiv, mit Genuss, im Sommer wird sie zum Cabrio und selber dran schrauben kann man auch noch.« Zwischenzeitlich hatte er mal einen Käfer. Doch irgendwann kam er wieder auf einen 2CV (rot wie der auf dem Titelbild des Kriminalromans von Sowa). In dem Buch heißt es dazu so schön: »Die Ente war damals das Fahrzeug der Intellektuellen, der Käfer wurde von der Allgemeinheit gefahren.« (Sigrun Stroncik)