Karlheinz Batzer

Menschen in Rösrath

Karlheinz Batzer

Vielleicht droht damit schon früher die Pleite, kommt der Tag früher, an dem die Kommune ihr Eigenkapital aufgezehrt hat, wenn, ja wenn sich andere Zahlen wiederum nicht verändern: Einnahmen, Ausgaben, Steuern, Aktiva, Passiva, Vermögenswerte, Verbindlichkeiten – ein städtischer Haushalt ist anders als der zu Hause, komplexer. Wer hier Zahlen isoliert betrachtet, wer Wechselwirkungen außer Acht lässt, erlebt unangenehme Überraschungen, jede Veränderung erzeugt Ergebnisse in der wirklichen Welt, manchmal auch ungewollte.

Im Gespräch mit Karlheinz Batzer kommt man um Zahlen nicht herum. Schließlich ist er seit 1998 Rösraths Kämmerer und erklärt dem Rat, wie viel finanziellen Spielraum die Kommunalpolitik hat, wie viel Gestaltungsmöglichkeiten das einschüchternd dicke Haushaltsbuch zulässt. Als Batzer 2003 erstmals ein großes Defizit ausweisen musste, das er eben nicht durch Verkauf des Tafelsilbers schließen konnte, ist ihm das nahegegangen, bekennt der ansonsten so sachlich wirkende Diplom-Verwaltungswirt. »Ich habe damals schlaflose Nächte gehabt.« Und heute? »Heute sind Defizite ja leider der Normalzustand.« 47 Jahre arbeitet Karlheinz Batzer schon in der Rösrather Verwaltung, die meiste Zeit in der Kämmerei. Zig Haushalte hat er aufgestellt und, ja, er hat noch Zeiten miterlebt, als es noch Überschüsse in der Kasse gab! »Gejammert wurde damals trotzdem.«

Bei sich zu Hause haben beide die finanziellen Fäden in der Hand: Karlheinz Batzer und seine Ehefrau Gisela. Solidität, keine Aktien, Ausgaben wohlüberlegt, kein Leichtsinn, die Ausbildung der Kinder ist immer vorgegangen. Als sie studierten, musste Batzer zeitweilig drei Haushalte finanzieren. Doch der gebürtige Rösrather hat schon früh gelernt, mit knappen Mitteln auszukommen. Sechs Geschwister waren sie zu Hause. Der Vater arbeitete zunächst als Filmvorführer im Hoffnungsthaler Kurhaus. Er starb früh. Große Sprünge konnte die Familie nicht machen. Aber sie besaß ein Grundstück, darauf wuchsen Apfel- und Birnbäume, da wurden Kartoffeln angepflanzt und Hühner gehalten. Wirtschaften fast ohne Geld. So wie ja auch Ehrenamt eine Art Tauschhandel ist, der ohne Geld auskommt. Vielleicht müssen wir ein wenig dahin zurück, meint Batzer, zum Selber-Anpacken, Selbermachen, zu regionalen Kreisläufen ohne Geld. Was Geld für ihn ist? »Eine ausreichende Menge dient dazu, seinen Vorstellungen und Wünschen entsprechend das eigene Leben zu gestalten.« Dabei lässt er offen, was eine ausreichende Menge ist.

Im Stadthaushalt gibt es nicht genug Geld. Die Ausgaben übersteigen die Einnahmen schon lange, ein strukturelles Defizit lässt sich schwer schließen. Da braucht man als Kassenwart ein dickes Fell, weiß Batzer. Wer vom Sparen reden muss, von Steuererhöhungen, vom Aufschieben von wünschenswerten Investitionen in Schulen und Infrastruktur, macht sich nicht beliebt. Wobei Sparen ja nicht korrekt sei. »Da bin ich pingelig«, sagt Batzer. Ihm geht es um die Genauigkeit der Begriffe. Denn Sparen ist ja eigentlich das Zurücklegen momentan freier Mittel zur späteren Verwendung. Wenn in den Sphären der kommunalen Haushalte vom Sparen die Rede ist, geht es heutzutage immer nur um weniger Ausgaben.

Am 30. November geht der Herr der Rösrather Zahlen in Pension. Dann muss er sich nur noch um seine eigenen Ausgaben und Einnahmen kümmern. Und was macht er am Tag danach? »Länger schlafen und mit den Enkelkindern spielen. Es gibt nichts Schöneres als die Pänz«, freut sich Karlheinz Batzer auf ein Leben ohne Haushaltsreden und Zahlenkolonnen. Dann will er an seinen Enkelkindern nachholen, was er vor lauter Arbeit in Rösraths Kämmerei an seinen Kindern versäumt hat. Es gibt eben Dinge im Leben, die sind unbezahlbar. (Sigrun Stroncik)

 

 

3 Fragen an Karlheinz Batzer

Was mögen Sie besonders an der Stadt Rösrath?
BATZER: Rösrath ist meine Heimatstadt und hier fühle ich mich rundherum wohl. Die Stadt ist liebenswert, vor allem weil sie so grün ist. Schon als Kind bin ich gerne durch die Wälder Rösraths gestreift und durch die Wahner Heide. Heute radle ich gerne durch das Grün.

Was würden Sie gerne in Rösrath ändern?
Ich würde gerne das Ortszentrum in Rösrath wirtschaftlich beleben und die Gestaltung verbessern. Aber da hat man als Kommune leider wenige Einflussmöglichkeiten.

Verraten Sie uns Ihren Lieblingsplatz in Rösrath?
Zu Hause in meinem Garten bin ich am liebsten. Seitdem meine Enkel da sind, ist hier ein richtiges Spielparadies entstanden mit Schaukeln und Klettermöglichkeiten. Ich schaue dann gerne den Kindern beim Spielen zu.